Freitag, 13. Juli 2018

Wiesenregeneration Trockenschäden Dürre

Wiesenregeneration nach Trockenschädendurch Dürre in NÖ
Autor: Dipl.-Ing. Johann HUMER, 10. August 2013


Die extreme Dürre im Juli 2013 führt oft zu einem Totalausfall des derzeitigen Aufwuchses vieler Wiesen und Weiden. Erfahrungen mit Dürre zeigen, dass sich Wiesen bald erholen, wenn wieder genug Regen fällt. Nachfolgende Ertragsausfälle sind dann hoch, wenn die Gemeine Rispe, ein Ungras, das sich seit Jahren schleichend ausbreitet bereits 10% der Fläche überschreitet. Welche Maßnahmen zur Wiesenregeneration nach Trockenschäden in Frage kommen informiert Sie dieser Beitrag.

Grünlanderneuerungsverfahren im Überblick
1. Umbruch und Neuanlage ertragsschwacher Bestände
2. Neuanlage mit Einsaat in einem Zug mit dem ROTOTILLER-Verfahren
3. Umbruchlose Grünlanderneuerung durch Einsaat, Nachsaat oder Übersaat mit Schlitzdrillsaat, Sästriegel oder Kleinsamenstreuer

Neuanlage durch Umbruch
Neuanlage durch Umbruch ist das sicherste Wiesenanlageverfahren, das in den nächsten Jahren garantiert beste Futtererträge bringt. Neu gesäte Zuchtgräser wachsen fast immer gut an und zeigen in den ersten Jahren immer ihre höchste Ertragsleistung. Unkräuter kann man durch Deckfrüchte wie Hafer oder Gerste mit zirka 70 Kilogramm je Hektar am natürlichsten in Schach halten. Der klassische Umbruch erfolgt mit Pflug und Egge sofort nach der Ernte. Die Ansaat soll bis Ende August bei Seehöhen bis 500 m erfolgen. Bei der Sommerneuanlage ist der Jahresfutterausfall in Ertrag und Qualität am geringsten. Im Sommer sind immer schwere Gewitter möglich. Die Gefahr von Bodenerosionen ist dabei zu bedenken. Bei einem Herbstumbruch kann man erst im Frühjahr säen und verliert den wertvollsten, ersten Schnitt. Die Ansaat im Frühjahr erfolgt von März bis April, wenn der Boden gut befahrbar ist und die ersten Gräser ergrünen. Sätechniken sind Sämaschine mit Kleinsamenstreuer, Saatstriegel oder per Hand bei Kleinflächen.
Saatgutmischungen für Wiesenneuanlagen
Wer Futterwiesen das erste Mal neu anlegt, sollte die offiziellen österreichischen Standardmischungen für Dauerwiesen (A,B,C,D), Dauerweiden (G,H) oder Wechselwiesen (WM,WR) verwenden. Diese Mischungen gibt es in EU-Handelsqualität und in ÖAG-Qualität. Die etwa 30 Prozent teurere ÖAG-Qualität verspricht Ampferfreiheit und die Garantie für besonders für Österreich bewährte, da intensiver geprüfte Zuchtsorten.
AG,Saatgutmischungen für Dauer- und Wechselgrünland,RWA,diesaat,2011.jpgQuelle: Die Saat, RWA,2011

Neuanlage mit Einsaat in einem Zug - ROTOTILLER 
Der Rototiller ist ein Bodenbearbeitungsgerät, das Keilzinken statt Frässchaufeln hat. Durch die Keilzinken ist er auf steinigen Böden einsetzbar. Damit vermeidet man die nachteiligen Effekte einer Bodenfräse wie Erosionsgefahr und die Vermehrung von Wurzelunkräutern. Der größte Vorteil ist, dass Bodenbearbeitung und Saat in einem Zug erledigbar sind und dass der Rototiller bei seichten wie steinigen Böden einsetzbar ist. Die Wiesennarbe ist vorher möglichst kurz zu mähen, damit die Wurzelstöcke gut in den Boden eingearbeitet werden. Außerdem ist für einen guten Aufgang etwas mehr Niederschlag notwendig, als beim Umbruch. Wenn der Altbestand viele Unkräuter hatte, kann ein Teil wieder durchwachsen, wenn sie vorher nicht gespritzt werden.
IMGP4614-Rototiller mit Frontanbau,red.jpg
Rototiller mit zusätzlicher Frontbearbeitungsgeräten. Grünlandtag Bromberg, 2007

Umbruchslose Wiesenverbesserung mit Einsaat, Nachsaat oder Übersaat
Dabei wird mit Schlitzsaat, Striegel oder Eggen Wiesensaatgut in eine bestehende Wiesennarbe gesät. Je nach Konkurrenz der Altnarbe ist mit recht unterschiedlichem Erfolg zu rechnen. Die Schwächen dieser Verfahren sind meist der Mangel an offenem Boden und die Unterversorgung der jungen Saat mit Wasser durch die Konkurrenz der Altnarbe, was meist verschwiegen wird. Für die junge Saat ist die Altnarbe der größte Konkurrent durch Platz- und Lichtmangel. Hinzu kommt Wasser- und Nährstoffmangel durch das verbleibende intakte Wurzelsystem der Altnarbe. Solange es an Bodenfeuchte, Licht, Platz und Wurzelraum mangelt, kann sich keine Einsaat wunschgemäß entwickeln. Einmalige Einsaaten gelingen daher nur, wenn günstige Wuchsfaktoren zutreffen. Damit erklärt sich auch der bessere Erfolg regelmäßiger Einsaaten, weil hin und wieder auch günstigere Wuchsbedingungen gegeben sind. Die jährliche Einsaat drei Jahre hintereinander brachte in eigenen Erfahrungen eine markant überragende Ertragsverbesserung in NÖ. die deutlich höhere Einsaatfrequenz und damit höhere Investitionskosten verspricht damit erst den Futterschub. Wenn bei einmaliger Einsaat nach drei Jahren keine spürbare Ertragsverbesserung eingetreten ist, kann man davon ausgehen, dass die Einsaat erfolgslos war. 
In Futterwiesen mit einer Lückigkeit der Grasnarbe von 10 bis 35 % sollten 10 - 15 kg/ha eingesät werden. Bei 35-50%iger Lückigkeit sind 15 - 20 kg erforderlich und bei über 50 % Lücken sollten 20 - 25 kg/ha gesät werden. Wer das Risiko einer ungünstigen Folgewitterung mindern will, wird 50% der Saatmenge im Frühjahr und den Rest sofort nach der Ernte bei offenem Boden bis zum August säen. Höhere Saatmengen bei Knaulgras und Engl. Raygras zeigen einen positiven Einfluß zur Steigerung wertvoller Gräser (Pötsch, 2012). 
Von der gesäten Grasart hängt der Erfolg von Nachsaatmischungen ab
Einen Überblick über die Durchsetzungskraft der verschiedenen Gräser Untersuchungen gibt folgende Tabelle. Klar ist, dass sich in einer bestehenden Wiesenaltnarbe zunächst am ehesten konkurrenzstarke und schnell anwachsende Arten durchsetzen können. Konkurrenzstarke Arten sind: Englisches Raygras, Rotklee, Knaulgras, Glatthafer und Goldhafer. Nachsaatmischungen mit konkurrenzschwachen und langsam auflaufenden Arten in Wiesen werden sich kaum oder nur bei oft wiederholter Saat durchsetzen. Konkurrenzschwache Arten sind: Timothe, Wiesenschwingel, Rotschwingel, Luzerne und Wiesenrispe.

Futterarten und Kampfkraft von Nachsaat-Mischungen.jpg

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Futterarten und Kampfkraft von Nachsaat-Mischungen



ÖAG-MischungenHUMERDurch-
setzungskraft
PflanzenartNaNiNiKK weiNa troNa weiEinsaatmischung

2013
Englisches RaygrasnnnnnnnKONKURRENZSTARK
Knaulgrasnnn
nnnKONKURRENZSTARK
Glatthafer



n
nKONKURRENZSTARK
Goldhafer





nKONKURRENZSTARK
Rotkleennn


nKONKURRENZSTARK
Weißklee (nach Bedarf)n )n )n )n )n )n )n )kurzfristig mittel
Luzerne



n

Konkurrenzschwach
Timothenn

nn
Konkurrenzschwach
Wiesenschwingeln



n
Konkurrenzschwach
Rotschwingeln


nn
Konkurrenzschwach
Wiesenrispennnnnn
Konkurrenzschwach


AG,Saatgutmischungen für Nach- und Übersaat,RWA,diesaat,2011.jpgQuelle: Die Saat, RWA,2011

Link zum vollen DieSaat Katalog Ausgabe 2011/12/13 mit allen Mischungen für Nachsaat, Futterwiesen und Feldfutter:

http://www.diesaat.at/media.php?filename=download%3D%2F2012.09.10%2F1347283412065454.pdf&rn=DIE%20SAAT%20Das%20Fachblatt%20f%FCr%20Gr%FCnland%202013.pdf




Einsaatmischungsempfehlung der LK NÖ
Damit sich die eingesäten Gräser in bestehenden Wiesenaltnarben besser durchsetzen, wurde vom Autor folgende Einsaatmischung für NÖ mit den konkurrenzstärksten und am besten anwachsenden Gräsern bis 800 m Seehöhe aufgrund vieler Wiesenbeobachtungen erstellt. Nur in Lagen wo der Goldhafer als Gras bereits dominiert, sät man ihn nicht. Wenn der Altbestand dennoch zu konkurrenzstark ist, werden sich auch die Gräser dieser Mischung kaum oder nicht durchsetzen, was bei Einsaaten immer zu bedenken ist.
Die vorgeschlagenen Mischung des Autors kann man sich vom Handel auf Bestellung mischen lassen oder man verwendet die einzeln bestellbaren Komponenten. Dabei sind die längeren Lieferzeiten und eventuell zu bezahlende Mischungsszuschläge zu berücksichtigen. Der Handel kann auch extra ampferfreie Partien anbieten und dies mit Zertifikaten belegen.


Einsaatmischung nach HUMER mit den konkurrenzstärksten Gräsern 2013.jpg
Einsaatmischung

nach HUMER mit den konkurrenzstärksten Gräsern 2013
Summe kg/ha20
Rotklee3
Weißklee1
Knaulgras6
Engl.Raygras6
Goldhafer1
Glatthafer3
Knaulgras nach 3maliger Einsaat,Feistritz.jpgBeispiel des Erfolges einer Einsaatwiese mit 3maliger Einsaat in 3 Jahren vorwiegend mit Knaulgras und Rotklee in Feistritz am Wechsel, NÖ
























Hat die Gemeine Rispe, das neue Ungras vieler intensiver genutzter Wiesen bereits starke Ausbreitungstendenz, wird empfohlen den Weißkleeanteil auf 5 kg/ha zu erhöhen. Denn er ist in Vielschnittwiesen mit geringen Aufwuchshöhen unsere konkurrenzstärkste Art und kann damit die Gemeine Rispe auf natürliche Art am ehesten verdrängen. Gleichzeitig ist er durch seine vielen Wurzelausläufer sehr narbenfestigend. Das wird immer wichtiger. Denn bei den immer schwerer werdenden Erntegeräten und den steigenden Überfahrten bei Vielschnittwiesen braucht man eine dichte, gut befahrbare Wiesennarbe ohne Schädigung der Futtergräser und Bodenstruktur. Die viel propagierte Wiesenrispe für dichte Narben kann das nicht leisten. Sie ist bei Ansaaten meist sehr konkurrenzschwach und kann sich damit im trockenenen Grünland von NÖ nur selten durchsetzen 
Bei hohem Anteil von Gemeine Rispe kann es passieren, dass das wie im folgenden Bild dargestellt ist, mit einem scharf eingestellten Einsaatstriegel, die ganze Wiesennarbe abgezogen wird, weil kaum mehr tief und fest verwurzelte wertvolle Wiesengräser vorhanden sind. Bestände mit Gemeiner Rispe sind durch ihr seichtes Wurzelwerk von nur 1-2 cm extrem austrocknungsgefährdet. 

IMG_4357r.jpgBei viel Gemeiner Rispe können Einsaatstriegel sogar die ganze Wiesennarbe abziehen, weil sie extrem seicht verwurzelt ist.



IMG_8973r.jpg
























Einsaatstriegel haben den Nachteil, daß nach der Ernte liegen ge-bliebenes Futter zusammen geschwadet wird. Dabei wird auch viel von der locker verwurzelten Gemeinen Rispe herausgerissen und es fallen dabei be-trächtliche Sodmengen an, die zu ent-sorgen sind.
Die Nachsaaten mit Kleinsamenstreuern ist daher problemloser, kostengünstiger und bei ohnedies öfter notwendiger betriebsflexibler.


























Nachsaatmischungsempfehlungen des LFZ Gumpenstein 

zur Regeneration von trockenheitsgeschädigten Wiesen und Weiden im Trockengebiet (KRAUTZER, BUCHGRABER, Wintertagung 2004):
NATROfür trockene Lagen auf Wiesen oder Mähweiden mit Luzerne, Weißklee, Knaulgras, Glatthafer, Timothe
NAWEIfür Nachsaaten auf Weiden, hohe Anteile an Wiesenrispe und Rotschwingel mit trockenheitsresistenten Sorten als Untergraskomponente

Versuchsergebnis mit ÖAG-Nachsaatmischungen

Timothe Wirkung null bei ÖAG Nachsaatmischungen,pötsch dafne 2012,b.jpg
Timothe Wirkung gleich NOLL bei ÖAG Nachsaatmischungen, Pötsch dafne 2012,b.jpg



Die Grafik zeigt die nicht erkennbare Wirkung der Einsaat von Timothe bei einmaliger und dreimaliger Frühjahreseinsaat mit 15 kg/ha ÖAG-Nachsaatmischungen des Wiesenverbesserungs-versuchs von PÖTSCH (Grünlandverbesserung, DAFNE, 2012) in Gumpenstein und Piber. Die Median-Werte unter dem Mittelwert zeigen, dass mehr Versuchsvarianten unter, als über dem Mittelwert lagen.
Dieser einzig bekannte Einsaatversuch mit den ÖAG-Mischungen NA und NI bei einer Saatmenge von 15kg/ha im Frühjahr von PÖTSCH (2012) zeigt, dass konkurrenzschwache Gräser wie Timothe und Wiesenschwingel, aber auch teils Wiesenrispe zu keiner klar erkennbaren Zunahme der eingesäten Art Timothe gebracht hat. Selbst die 3malige Einsaat auf Drei- und Vierschnittwiesen in Gumpenstein und Piber konnte den Timotheanteil nur geringfügig von 1,24% auf 1,36% erhöhen, obwohl das Saatgut ohnedies 15% bzw. 20% Timothe enthielt. Das Ergebnis zeigt, dass Timothe als konkurrenzschwache Art bei Einsaat oder Übersaat keine eindeutig positive Grünlandverbesserung im Pflanzenbestand bringt. Insgesamt verringerte sich sogar im gesamten Versuch der ohnedies geringe Timotheanteil von 1,43% auf 1,34% Timothe infolge der Einsaat. Diese 5jährigen Ergebnisse stehen aus meiner Sicht im Widerspruch zu den ÖAG-Nachsaatempfehlungen für Timothe, Wiesenschwingel und Rotschwingel in Nachsaatmischungen und der Wirkungseffizienz von Nachsaaten. Timothe hat zudem einen der gröbsten und härtesten Stängel der Futtergräser und wird daher auch weniger gern gefressen. Das zeigten jüngste eigene Beobachtungen auf Mutterkuhweiden. Dagegen haben Glatthafer und Goldhafer viel leichtere und weichere Stängel.
Die unbefriedigende Wirkung vieler Einsaaten in NÖ deckt sich auch mit vielen Rückmeldungen und eigenen Befragungen aus der landwirtschaftlichen Praxis. Auch der bekannte deutsche Grünlandexperte PD Dr. Martin Elsäßer schreibt 2009: „Bei Nachsaaten wird häufig eine wirkungslose Übersaat vorgenommen“. 
Fazit
Erfolgreiche Grünlanderneuerungen hängen von sehr vielen Faktoren ab. Nur wer die wichtigen Faktoren wie Wachstumsbedingungen, Konkurrenzverhalten der Altnarbe und die Wuchseigenschaften der gesäten Gräser bestens kennt und bei der entscheidenden Wasserversorgung günstige Bedingungen hat, hat gute Voraussetzungen bei der schwierigen Wiesenverbesserung einer Dauerwiese.

rotschwingel+Knaulgras,dürre,Buckligewelt.jpg
Rotschwingel und Knaulgras im extremen Trockenjahr 2003in der Buckligen Welt. Nur Knaulgras liefert in extremen Trockenjahren zumindest etwas Ertrag. Rotschwingel mit den nadelförmigen Blättern ist dagegen niedrigwüchsig, kaum erntbar und liefert nur mindere Futterqualität



Weiterführende LINKS:
https://www.dafne.at/dafne_plus_homepage/index.php?section=dafneplus&content=result&come_from=&&search_fields%5btopic_ids%5d=113&project_id=1075


2003_0825 Dürrefotos,BuckligeWelt, Wiesen mit Trockenheit

https://plus.google.com/photos/107260902582116221495/albums/5911565937505542401



Trockenheitsverträgliche Gräser und Kleearten für Futter-Grünland 
für trockene Lager und Südhänge

Damit sie zum Tragen kommen,

müssen sie aber ein Jahr vor der Trockenheit angesät werden !


Trockenheitsverträglichere Gräser

Glatthafer
Knaulgras
Rohrschwingel
Rotschwingel (liefert aber nur hartes futter ohne gute Blätter,steht aber Dürre durch)
Wiesenrispe (aber sehr ertragsarm, steht aber Dürre durch)

Bedingt:
Hohes Straussgras (Bedingt: es gibt aber keine Zuchtsorten in Österr.)
Aurechte Trespe (Bedingt: es gibt aber keine Zuchtsorten)


Trockenheitsverträglichere Kleearten

Hornklee
Wiesenrotklee (Bedingt: es gibt aber keine Zuchtsorten)
Rotklee

Bedingt:
Luzerne (Bedingt: nur wenn vorher Luzernegras oder Wechselwiese mit Luzerne gebaut wurde)

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