Donnerstag, 21. März 2019

Wiese kaputt 12GVE Engerlinge pro Hektar

Wiese kaputt – 12 „GVE“ Engerlinge pro Hektar






Dienstag, 19. März 2019

Unfallrisiken in Engerlingswiesen im Berggebiet


 Unfallrisiken in Engerlingswiesen im Berggebiet

Engerlingswiesen im Berggebiet – Neue Unfallrisiken mit landtechnischer Herausforderung
 Futterwiesenexperte HUMER, Publikation vom  18.3.2019

 Engerlinge haben im Herbst 2018 die Grasnarbe vieler Futterwiesen völlig vernichtet. Oft steht kein grüner Grashalm mehr. Dort überzieht nun  ein Unkrautteppich viele Wiesen.  Futterwiesenexperte HUMER informiert über die landtechnischen Konsequenzen und futterbaulichen Herausforderungen von engerlingszerstörten Futterwiesen.

Mehr Engerlinge als Vieh

In Oberösterreich berichtet FRÜHWIRTH 2018 von Befallsdichten bis zu 700 Engerlingen auf einem Quadratmeter. Auf einen Hektar entspricht das bis sieben Millionen (!) Engerlingslarven, die mit 7 Tonnen oder 12 GVE/ha an der Wiesennarbe fressen. Dabei zerfällt die sonst so reissfeste und erosionsfeste Grasnarbe zu Staub. Schwer engerlingsgeschädigten Wiesen fehlt jedes Grün und sie gleichen brachem Ödland. Nahezu ganz Oberösterreich wurde zum Engerlingsbefallsgebiet erklärt.  Schwere Schäden gibt es auch in NÖ, Salzburg und Kärnten, in der Schweiz und in Deutschland.     

Zuerst Befall reduzieren, dann nachsäen

Für die erfolgreiche Sanierung engerlingszerstörter Wiesen zeigen zahlreiche Wiesenversuche von HOFFMEISTER. Vor einer Neuanlage einer Futterwiese müssen die Engerlingszahlen demnach möglichst unter 50 Engerlinge/m2 liegen.  Liegen höhere Befallswerte vor, können sich die Neuansaaten wegen der geschwächten Wurzelneubildung nicht mehr regenerieren. Folgedessen sind blind durch geführte Wiesenneuanlagen ohne Engerlingszählung bei hohen Engerlingszahlen nicht zu empfehlen. Der Aufstieg der Engerlinge aus tieferen Bodenschichten beginnt ab 7 °C und damit der schädliche Wurzelfraß. In wärmeren Gebieten beginnt der Wurzelfraß schon im März, in kühleren Lagen dagegen erst Anfang Mai.  Der Temperaturanstieg durch den Klimawandel führt zu einer weiteren Verfrühung der Fraßzeit. Bei starkem Befall muss bereits im Frühjahr mit der wiederholten mechanischen Bekämpfung begonnen werden, wenn der Wiesenbestand ohnedies zerstört ist und sich unerntbar zeigt. Mit lebenden Wurzeln im Boden bleiben sie gefährliche Fresser im Verborgenen. Auf Flächen ohne Vegetation, erfolgt keine Eiablage in den Ablagemonaten Mai bis Juni. Werden die Flächen ohne Vegetation offengehalten, verhungern die Engerlinge mangels Pflanzenwurzeln. Durch Kannibalisierung dezimieren sie sich auch selbst; die großen fressen die kleineren, zeigen Versuche. Die mechanische Bekämpfung ist mit Kreiselgeräten weiterzuführen bis die Schadschwelle deutlich unter  50 Engerlingen/m2 liegt. Gleichzeitig erfolgt dabei auch die wichtige Bekämpfung unerwünschter Unkräuter, die kein hochwertiges Futter liefern. Erst danach kann die Neuansaat der Dauerwiese erfolgen.

Wiesenneuanlage mit klimaresilienten Gräsern

Wegen zunehmender Dürrezeiten durch den Klimawandel müssen immer mehr klimaresiliente (trockenheitsverträgliche) Gräser wie zB weichblättriger Rohrschwingel und Kleearten wie zB Hornklee, zum Einsatz kommen. Mehr dazu unter der PPT: goo.gl/6w63Rb. Zur Vermeidung eines erneuten Engerlingbefalls ist es entscheidend, den raschen Aufbau dichter, neuer Futterwiesen mit sachgerechten NPK- und Kalk-Düngemengen unter Einbezug der Wirtschaftsdünger nach den Vorgaben der sachgerechten Düngung zu forcieren. Bei der Gelegenheit sollte schon rechtzeitig vorher eine Bodenuntersuchung mit Düngeplan nach SGD mit exakter Nährstoffbedarfsermittlung für NPK und Kalk erfolgen.   Damit werden optimale, dichte, üppige Futterbestände geschaffen, wo das Risiko der Eiablage von Engerlingskäfern und Engerlingsschäden am geringsten ist.  Die geförderte Grünlandextensivierung wirkt dabei doppelt kontraproduktiv, weil sie Engerlingen Vorschub leistet und durch Auflagen Handlungsfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit in Produktion und Pflanzenschutz schwächt.

Unfallgefahr bei Bergwiesen

Sofern nach Engerlingsschäden überhaupt noch Narbenreste verblieben sind, täuschen die spärlichen, grünen Pflanzenreste eine intakte Grasnarbe vor. In Hanglagen verlieren engerlingsgeschädigte Grasnarben ihre Griffigkeit für Maschinen und sind daher ein unsichtbares, schwer abschätzbares  Risiko für Abrutschungen und Traktorunfälle, insbesonders häufig bei der Gülleausbringung. Den grün verbleibenden Vegetationsresten fehlt die feste Verankerung mangels abgefressener Wurzeln und sie bilden einen vom Boden leicht ablösbaren Wasen, der in Hanglagen leicht abrutscht. Landwirte berichten bereits , dass auf dieser Gleitschicht die Zugmaschinen keinen Halt haben und leicht zurück- oder abrutschen. Man fährt quasi auf einem leicht abrutschenden Teppich, der auf Hängen leicht zu einer unberechenbaren und unvorhersehbaren Gefahr wird. Die Grasnarbe von Engerlingswiesen wird dadurch zu einer gefährlichen Rutschpartie, weil die Verwurzelung und Griffigkeit durch wurzelfressende Engerlinge verloren ging. Im Jahr 2018 haben sich die tödlichen Traktorunfälle bereits verdoppelt, berichtete die Bauernzeitung online am 18.1.2019.  Hinzu kommen verunglückte Traktorfahrer, die lebenslänglich Pflegefälle bleiben.

Engerlinge vermindern die Bodenhaftung von Maschinen und forcieren die Futterverschmutzung

Selbst auf ebenen Wiesen wird steigender Radschlupf beobachtet.  Gezogene Arbeitsgeräte wie Striegel, Mäh- und Einsaatgeräte funktionieren nicht mehr, weil es zu Verschoppungen kommt. Das Saatgut fällt statt ins Saatbett auf einen aufgeschobenen Erdhaufen aus losen, abgestorbenen Wurzelresten. Derartiges Saatgut geht damit verloren. Diese Wutzel aus losen absterbenden Wurzelresten und Erde verschoppen und blockieren auch Mähgeräte, wurde mir berichtet. Erdverschmutztes Futter ist nicht futtertauglich, es erhöht gesundheitliche Risiken und Stress bei Vieh und treibt die Zellzahlen von Milch in die Höhe. Aufgrund des vorliegenden Engerlingbefalles wird es 2019 auf tausenden Hektar engerlingsbefallener Wiesen wenig oder kein taugliches Futter geben. Einer effizienten Neuanlage von zerstörtem Grünland kommt daher eminente Bedeutung zu. Viele Wiesen mit abrutschenden, aufgelösten Grasnarben mit jungen Unkrautbewuchs können maschinell nur erschwert oder gar nicht bewirtschaftet werden. Es ist daher zu befürchten, dass es im Jahr 2019 im engerlingsbefallenen Grünland zu einer dramatischen Futternot kommt.

Starke Unkrautausbreitung

Seit dem Herbst baut sich auf nicht sanierten, engerlingszerstörten Grasnarben – zusätzlich erschwerend - ein schwer einzudämmender Unkrautteppich auf. Statt einem Futteraufwuchs überzieht dieser biodiverse Flor aus Ackerunkräutern sowie unbrauchbaren futteruntauglichen Wiesenpflanzen die offen gewordenen Stellen auf Engerlingswiesen.  Statt Futtergräsern überwuchern, bereits jetzt erkennbar, unerwünschte und ungeeignete Pflanzenarten die Engerlingswiesen mit Hühnerdarm, Taubnessel, Wiesenschaumkraut, Hirtentäschel, Schafgarbe, Spitzwegerich, Flechtstraußgras.  Das Vieh verweigert diese Arten als Futter, da sie geruchlich wie gesundheitlich problematische repellende Inhaltsstoffe enthalten.  Zudem sind engerlingsgeschädigte Wiesen nicht ordentlich mäh-,  ernt- und konservierbar und sind somit nicht futtertauglich.

Zeigerpflanzen von Engerlingswiesen

Typisch für das Erkennen von Engerlingswiesen sind folgende Zeigerpflanzen, die meist auch Nährstoffmangel- und Magerkeitszeigerpflanzen sind. Höhere Anteile bei folgenden Pflanzenarten sind Indikatoren für Lücken und Nährstoffmangel: Ruchgras, Spitzwegerich, Schafgarbe, Wiesenskabiose, Magerwiesen-Margerite, Wiesen-Labkraut, Löwenzahnarten, Ferkelkraut, Jakobskreuzkraut.  Wiesen mit hohen Anteilen dieser Arten sollten auf Engerlingsbefall  kontrolliert werden, um die Engerlingsausbreitung rechtzeitig zu erkennen.  Auskünfte zum raschen Erkennen dieser Arten auch mit Fotos – auch in Früh- oder Kleinstadien - erhalten sie beim  Autor.

Extensivierung erhöht die Engerlingsausbreitung und die Landflucht

Treiber der Engerlingsausbreitung ist nach Auffassung des Autors die landesweit forcierte Extensivierung. Hinzu kommt dass kontraproduktive Förderauflagen für Grünland die bodengesundende, engerlingshemmende Wechselwiesenwirtschaft verhindern. Stark befallene Wiesen weisen meist eine mangelnde Nährstoffversorgung gepaart mit einem minderwertigem Gräsergerüst auf. In der Folge vermehrt sich vielfach jenes nutzlose Futter, das für eine zeitgemäße Viehhaltung mit immer mehr Anforderungen und Auflagen nicht taugt. Die klassischen, wertvollen Futtergräser verschwinden sukzessiv durch mangelnde Düngung und Regeneration. Zurück bleibt eine magere, lückige, ausgedünnte Sukzessionsvegetation, die Engerlingen eine ideale Vermehrungsgrundlage bietet. Die Verminderung der Bewirtschaftung der Berg- und Almregionen ist Folge der Extensivierung mit ständigem Verdienstrückgang durch Verlust des eigenverantwortlichen Wissens in der Futterproduktion. Parallel stiegen mit der Extensivierung die soziale Landflucht.  Das ist der Verlust von besiedeltem Kulturraum, trotz jährlich einer Milliarde Agrarmittel für die Ländliche Entwicklung. Diese neuen Freiräume und Wildnisgebiete nutzen nun vielmehr sukzessiv problematische Pflanzen- und Tierarten. Dazu gehören tödlich wirkende Giftpflanzen, die in kaum mehr gedüngten Futterwiesen auftreten (Kreuzkräuter, Herbstzeitlose) und auch gefährliche zuwandernde Wildtiere (Bär, Wolf) durch den Wirtschaftsstillstand in den besiedlungschwachen  Landregionen. Sie sind alle Zeiger schleichender Landflucht, forciert durch den Verfall der landeskulturellen Landnutzung auf einer Million Hektar Grünland in Österreich infolge Entwicklungsstillstand durch „gut gemeinte Extensivierungsprogramme“. Hinzu kommt die zunehmend landtechnisch erschwerte Bewirtschaftung samt dem neuem und steigenden Engerlings-Unfallrisiko am Berg.

Mehr aktuelle Engerlingsinformationen im Web gibt es vom Autor mit folgender Suchabfrage: „humer liste engerling publikationen“.
Der Autor bietet Interessierten in betroffenen Gebieten zum Thema Vorträge, sowie Fachberatungen am Hof an. Anmeldungen: johann.humer@gmail.com, M: 0664-8244458.




Fotos
zu engerlingszerstörten Wiesen in NÖ und ÖO mit Narbenabsterben und Ödlandbildung
zu hinzukommenen Problemen mit Unkrautteppich und Wildschäden engerlingszerstörten Wiesen
unter


Weitere Fotos in PPT-Vortrag von HUMER
PPT: Produktive Futterwiesen in Gefahr

PPT: Regeneration / Sanierung engerlingsgeschädigter Futterwiesen

Fotos
engerlingszerstörten Bergwiesen im Dorf Valzeina in der Schweiz, wo 2018 mühsam im steilen Berggebiet Pilzgerste mit 8 Personen alle 60cm mit Grabgabel 20cm tiefe Spalten gemacht und einige bepilzte Gerstenkörner eingefüllt wurde und händisch zwischen 16-19.10.2018 die Wiesn neu angesät wurde.
Quelle dieses Beitrags aus:


Montag, 11. März 2019

Massenhafte Wiesenzerstörung durch Engerlinge & Giftpflanzen-Ausbreitung in extensivierten Futterwiesen

Fachbeitrag in Vorbereitung

Grafik: 800.000 ha Extensiv-Grünlandverlust seit 1960


Eine Million Hektar gefährdetes Extensiv-Grünland in Österreich

Massenhafte Wiesenzerstörung durch Engerlinge & Giftpflanzen-Ausbreitung in extensivierten Futterwiesen

Beschleunigte Kulturlandschaftszerstörung und Futterwiesenvernichtung durch Sukzessions-Folgen EU-geförderter Grünlandextensivierung und Klimawandel


Ihre Meinungen dazu erbeten an:
johann.humer@gmail.com



500.000 ha,
570.000 ha,
800.000 ha, 
Extensivwiesen, Verlust,