Sonntag, 22. Juli 2018

Fehlt der Dünger Fehlt das Futter

Immer mehr Futtermangel wegen mangelnder Futterwiesen - Düngung

Fehlt der Dünger - Fehlt das Futter
oder
Gute Gründe die Düngung von Futterwiesen nicht zu vernachlässigen
Immer mehr Beratungsbedarf wegen vernachlässigter Düngung

Autor DI Johann Humer, Senior Experte für Futterwiesen 

Seit Jahren fällt in der Beratung zunehmend auf, dass manche Landwirte Wiesen kaum mehr düngen.
Sie sind dann überrascht, dass das Futter bei gleichbleibender Tierezahl nicht reicht.
Das Vernachlässigen der regelmäßigen Düngung mit den wichtigen Hauptnährstoffen, NPK sowie Ca, Mg und Sführt zu mehreren schädlichen Konsequenzen.
Erstens eine schleichende mangelnde Pflanzenernährung führt zu immer niedrigeren Erträgen und schlechteren Futterqualitäten. Noch viel heimtückischer ist, dass gute Fettwiesengräser zusehends verschwinden. Immer problematischer ist die unerkannte, schleichende und immer häufigere Ausbreitung sehr giftiger Wiesenpflanzen wie Herbstzeitlose, Germer, Wolfmilch, Farne, Riesenbärenklau und Kreuzkräuter die Futterwiesen schon überwuchern. Bei genauerer Betrachtung verbreiten sich unbemerkt neben nutzlosem Gesträuch und viele unfressbare Kräuter wie Hahnenfuß, Geißfuß, hartstängelige Flockenblumen und Wiesenpippau, Spitzwegerich und verschiedene Ampferarten mit Massenausbreitung.

Bei ungedüngten Wiesen wird man ohne Kenntnis der Futterpflanzen schnell von wenig und dazu noch unbrauchbarem Futter überrascht, wie jüngste Fälle zeigen.Die Gefahren der Vernachlässigung der Futterwiesendüngung führt aus Kenntnis der Evolution und der botansichen Sukzession (Abfolge) der Pflanzen in einer naturgesetzliche Abfolge in Richtung landwirtschaftlich wertloser Pflanzenarten.
Die Erfahrungen der LK NÖ zeigen einen markanten Trend der in diese Richtung geht: Der absolute Düngeverzicht (also Mineral- und Wirtschaftsdünger) verwandelt früher schon schwach gedüngte Futterwiesen zu wertvollen Wiesen aus rein botanischer Sicht, weil in der Folge Orchideen oder andere naturgesetzlich geschützte Arten aufkommen.
Solche Wiesen laufen Gefahr von begehrlich blickenden Naturschützern unter den unfexiblen Glassturz des Naturschutzauflagen gestellt zu werden, wenn durch die Nährstoffaushagerung solcher Wiesen plötzlich immer mehr seltenere Pflanzenarten aufkommen.
Auf manchen Flächen verbreiten sich inzwischen schleichend durch die Nicht-Düngung landwirtschaftlich bedenkliche, weil tödliche Giftpflanzen für unsere Nutztiere. Heute ist bereits ein auffälliger Anstieg bei folgenden Giftpflanzen feststellbar: Herbstzeitlose, Weißer Germer, Wasserkreuzkraut (mit 10 toten Rindern, 2 tote Pferden in NÖ seit 2003), Jakobskreuzkraut, Alpenkreuzkraut (22 tote Pferde, 5 tote Lämmer in Vorarlberg, Vergiftungen mit Milch) und Riesenbärenklau. Allein der laufend zunehmende Arbeitsaufwand der LK NÖ um dieses Übel wieder einzudämmen beweist den Ernst der Lage. Und wenn solches Futter nicht mehr brauchbar ist, werden solche Wiesen logischerweise nicht mehr bewirtschaftet. Was folgt ist eine Vegetation aus Gesträuch, Büschen, Stauden bis hin zur halboffenen sekundären Waldvegetation, was der Volksmund schlicht Verwilderung bezeichnet und eine Abkehr von der Kulturlandschaft ist.

Weltweite Knappheit - Chance für eigene Produktion Informationen bei der Wintertagung 2011 zeigten, dass infolge des weltweiten sprunghaften Preisanstieges bei Getreide nun inzwischen auch Futtergetreide ein knappes Gut ist. Der weltweite Bevölkerungsanstieg führt zusätzlich durch klimabedingte Ernteausfälle bereits jetzt zu einer stark steigenden Nachfrage bei pflanzlichen und tierischen Produkten. Landwirte, die davon profitieren wollen, sollten jetzt daran denken die Produktivität ihrer Futterwiesen und Felder verbessern. Nach eigener Einschätzung können die Erträge vieler Futterwiesen sofort um ¼ bis einem Drittel gesteigert werden, wenn die Wiesen mit guten Gräsern und richtig dosierter Düngung bewirtschaftet werden. Mit der Möglichkeit der sachgerechten Düngung und der Wiesenverbesserung durch clevere Wieseneinsaaten, ließe sich Heu oder Silage wesentlich kostengünstiger produzieren mit zugleich besserer Futterqualität. Zur Nutzung der Verbesserung der Produktivität aller Futterbestände offeriert die LK NÖ daher allen Landwirten jährlich den Service der Bodenuntersuchung sowie das Angebot der Beratung zur Verbesserung ihrer Futterwiesen. Die sachgerechter Nährstoffbedarf für leistungsfähige Futterbestände Damit Wiesen und Weiden hohe Futtererträge und beste Qualitäten liefern ist eine sachgerechte Düngung notwendig. Für gut geführte Pflanzenbestände kann der Nährstoffbedarf nach der Richtlinie für sachgerechte Düngung (SGD6, 2006) optimal und CC-konform bemessen werden. Der präzise Düngereinsatz erfordert eine vorausgehende Düngeplanung. Im ersten Planungsschritt ist der sachgerechte Nährstoffbedarf jeder Kultur zu ermitteln, im zweiten die Nährstoffmengen, die mit Wirtschaftsdüngern ausgebracht werden. Im dritten Schritt ist die Einhaltung der jeweils geltenden Obergrenzen für die Düngung zu beachten (Wasserrechtsgesetz, Aktionsprogramm 2008, Richtlinie zur sachgerechten Düngung 2006, Düngeobergrenzen ÖPUL 2007 bzw. Ökopunkteprogramm 2008). Für die Düngeplanung und zur Einzuhaltung der verpflichtenden Obergrenzen stellt die Landwirtschaftskammer das Instrument des „LKDüngerechner“ unter www.landwirtschaftskammer.at kostenfrei zur Verfügung. Für Ökopunktebetriebe in NÖ gibt es zusätzlich den kostenfreien Ökopunkterechner unter www.oepul.at. Hohe Sachkompetenz für Spitzenqualität und –erträge notwendig Eine gute Nährstoffversorgung mit den Nährstoffen NPK fördert besonders den Wuchs wertvollen Kulturgräser. Aber nur Wiesen mit wertvollen Gräserarten verwandeln Dünger in bestes Futter. Nur mit gezüchteten Sorten von Kulturgräsern sind dauerhafter Garant für hohe Futterqualität und überragende Erträge. Wildpflanzen, Unkräuter oder Giftpflanzen verhindern gute Futterertrag und hemmen oft durch ihre Bitter- oder Giftstoffe die Tierleistung. Alle hochwertigen Kulturgräser bringen aber gute Leistungen nur bei sachgerechter Versorgung mit Nährstoffen. Wird die Düngung vernachlässigt, verschlechtert sich das Futter auf den Wiesen. Und es treten wieder viele unerwünschte Wildpflanzen hervor, die frühere Generationen mühselig durch bessere Bewirtschaftung zurückdrängten. Damals gab es nur Mergel (Lehm) als Dünger, den wenigen Dung aus der Tierhaltung und Futtersaatgut um die Wiesen mühselig in besseres Futterland umzuwandeln. Heute können beste Futterqualitäten und hohe Ertragsleistungen dank Einsatz von leistungsfähigem Gräsersaatgut, rasch wirkender Stickstoffformen wie Gülle, Jauche oder mineralischer Stickstoff und hoch wirksamer Mittel zur Unkrautbekämpfung hervorgebracht werden, wenn diese Mittel mit hoher Fachkompetenz eingesetzt werden. Der Vorteil gut gedüngter Bestände ist auch, dass sie auch in Trockenzeiten überdurchschnittliche Erträge liefern. Die Chancen selbst gutes Futter zu produzieren sollten daher bei der wachsender Nachfrage genutzt werden. Die Pflanzenbestände mit
  • 3. eigenen wertvollen, ertragreichen Arten zu gestalten hat jeder Landwirt als den wenigen Domänen noch frei selbst in der Hand um Futter möglichst kostensparend zu erzeugen. Die Nährstoffbedarfwerte für Grünland und Feldfutter Der sachgerechte Nährstoffbedarf für Futterwiesen, Weiden und Feldfutter hängt von folgenden Faktoren ab: 1. der Anzahl an Nutzungen und Nutzungsform (Weide/Mahd) 2. der Einstufung in eine der 3 Ertragslagen: niedrig, mittel, hoch 3. der Gehaltsstufe des Bodens bei Phosphat und Kalium: A,B,C,D,E Ertragsfähige Futterwiesen bestehen aus den leistungsstärksten Kulturgräsern, zumeist Obergräsern, die die empfohlenen Nährstoffmengen folgenden Tabellen am besten verwerten. ÖPUL- und Ökopunkte-Teilnehmer sind an ihre vertraglichen Einschränkungen bei der Düngung gebunden. Nachfolgende Tabellen zeigen den sachgerechten Düngebedarf für Raufutter gemäß der Richtlinie für sachgerechte Düngung, 2006. Die vollständige Richtlinie ist unter land.lebensministerium.at/article/articleview/50862/1/5198 erhältlich. Tabelle 1 zeigt die N-Bedarfswerte für Dauer-, Wechselwiesen und Feldfutter für die Ertragslagen mittel und hoch. Quelle: Richtlinen für die sachgerechter Düngung (SGD6, 2006)

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