Samstag, 21. Juli 2018

Wie viele Schnitte sind wirtschaftlich GALLER

Wie viele Schnitte sind wirtschaftlich bei Futterwiesen in Österreich ?

Gastebeitrag von Josef GALLER, LK Salzburg

Je nach Klimastufe und Bodenbonität sind in Abhängigkeit von der jeweiligen
Pflanzengesellschaft und Nutzungsintensität Milchleistungen aus dem Grundfutter von unter
3.000 bis fast. 6.000 Liter Milch pro Kuh und Jahr erzielbar.
Grundfutter hat Vorrang
Die Futteraufnahme steigt mit der Energiedichte. Da aber aus pansenphysiologischen
Gründen der Kraftfutteranteil in der Gesamtration max. 50 % nicht wesentlich überschreiten
soll, hat mit seigender Milchleistung die Verbesserung der Grünfutterqualität absolute
Ziel ist eine Grundfutterqualität von mind. 6 MJ/NEL und mind. 15-16 % Rohprotein in der
TM. Angestrebt werden sogar 16-18% Rohprotein und 6,3 – 6,5 MJ NEL.
Grundsätzlich muss im Grünland ein Gräseranteil von mind. 60 - 70% angestrebt werden,
wobei in Gunstlagen das Knaulgras bzw. das DeutscheWeidelgras dominieren soll.
Während von einer Ackergrundfutterration mit 6,8 MJ/kg TM über 17 kg TM gefressen
und daraus etwa 25 kg Milch täglich ermolken werden können, liefert eine schlechte
Winterheuration mit 5 MJ/kg TM kaum 10 kg Milch aus dem Grundfutter. Selbst wenn
in den ersten 100 Laktationstagen durch Einschmelzen von Körperfettreserven noch 5
– 6 kg Milch mobilisiert werden können, so sind bei mäßiger Qualität kaum 15 kg Milch
aus dem Grundfutter erzielbar.
Zu bedenken ist ferner, dass höhere Kraftfuttergaben nicht nur nicht
wiederkäuergerecht sind, sondern auch noch verstärkt Grundfutter verdrängen
und zwar im Mittel 0,5 kg Grundfutter je kg Kraftfutter. Es sinkt somit die
Kraftfuttereffizienz, d.h.es wird immer weniger Milch je kg Kraftfutter ermolken.
Tab. 1: Mittlere Ertragsverteilung ( TM ) in % des Jahresertrages bei
unterschiedlicher Nutzungshäufigkeit
1. Aufwuchs 40 % 33 % 25 %
2. Aufwuchs 32 % 26 % 21 %
3. Aufwuchs 28 % 23 % 20 %
4. Aufwuchs - 18 % 18 %
5. Aufwuchs - - 16 %
Jahresertrag in dt 70-90 dt 85-120 dt 90-135 dt
Erntereifes Grünfutter enthält je nach Nutzungszeitpunkt 18 – 22 % TM, Silage etwa 35 – 45 % und Heu etwa 87
– 90 % TM. 1 ha Wiesenaufwuchs liefert ca. 20 – 30 dt TM/ha, das sind bei 20 % TM im Futter ca. 100 – 150 dt
Frischmasse/Aufwuchs und ha. 1 dt TM entspricht etwa 1,15 kg Heu bzw. 3 kg Grassilage bzw. 5 kg Gras.
G/Galler/Pflanzen/Wie viele Schnitte sind wirtschaftlich 10.2.2015 1
Erhöhung der Nutzungsfrequenz
Bei Erhöhung der Nutzungshäufigkeit ist zu beachten, dass die landesüblichen Glatthafer-

bzw. Goldhaferwiesen in Berglagen max. 3 Nutzungen und eine Nachweide vertragen.
Knaulgraswiesen- oder auch Fuchsschwanzwiesen sowie weidelgrasbetonte Bestände
vertragen bei entsprechender Düngung durchaus eine fünfmalige Nutzung. Speziell frühe
Weidelgräser brauchen eine häufigere und auch zeitgerechte Nutzung, da sie rascher altern,
d.h. weniger nutzungselastisch sind als extensivere Pflanzengesellschaften.
Einflussfaktoren auf die Ertragssteigerung
Anhand mehrjähriger Versuchsergebnisse kann abgeleitet werden, dass bei einer Mähweide
(Knaulgras-Kräuterwiese) eine Erhöhung der Nutzungsfrequenz von drei auf vier Nutzungen
und entsprechender Düngung eine Ertragssteigerung von etwa 85 dt TM auf bis zu 110 dt TM
ermöglicht. Bei weidelgrasbetonten Beständen sind bei Fünfschnittnutzung Erträge bis zu 130
dt TM möglich.
Entscheidender als die Steigerung des TM-Ertrages ist jedoch aus der Sicht der Fütterung die
Steigerung des Rohprotein- bzw. Energiegehaltes je kg TM.
Versuche von Rieder erbrachten auf einer voralpinen Mähweide bei einer Erhöhung
der Nutzung von drei auf vier Schnitte und gleichzeitiger Erhöhung der N-Düngung von
40 kg auf 50 kg N/Aufwuchs eine Ertragssteigerung von 85 dt TM auf 98 dt TM bzw.
eine Steigerung des Rohproteingehaltes von 15 % auf 17,5 % (+ 590 kg RP/ha) und eine
Steigerung des Energiegehaltes um ca. 15 % (+ 8.100 MJ-NEL).
1 ha Sojabohnen 3.500 kg Ertrag (350g RP/kg) 1.225 kg RP/ha
1 ha Ackerbohnen 3.500 kg Ertrag (280g RP/kg) 980 kg RP/ha
1 ha Grünland 1.000 – 2.500 kg RP/ha
3 Nutzungen + 40 N/Aufwuchs
1.275 kg RP
Differenz + 440 kg RP = 1.257 kg Soja (1/3 ha Sojabohnen)
Aus: Rieder- Dauergrünland, N-Steigerungsversuch – Mähweide, 1983
Kosten und Produktionswertwert
G/Galler/Pflanzen/Wie viele Schnitte sind wirtschaftlich 10.2.2015 2
Die variablen Maschinenkosten für einen zusätzlichen Schnitt einschließlich der zusätzlichen
Mineraldüngerkosten betragen ca. € 145,00. Diese Mehrkosten sind sowohl aus der Sicht
des Mengenertrages als auch aus Sicht des höheren Energie- und Rohproteinerträge mehr als
Bezieht man die höheren variablen Mehrkosten (inkl. Düngung) von € 145,00 auf den
Mehrertrag von 13 dt TM (€145/13 dt), so ergeben sich € 11,15 Mehrkosten je dt TM. 1 dt
Heu gutes Heu kostet zum Vergleich im Mittel € 15-17.
Der energetische Mehrertrag von 8.100 MJ NEL entspricht ca. 1 t Futtergerste. 1 t
Futtergerste hat einen Gegenwert von ca. € 180,00.
Der Rohproteinmehrertrag von ca. 440 kg RP/ha bedeutet umgerechnet etwa 1000 kg Soja 44
mit einem Gegenwert von etwa € 480,-.
Eine Verbesserung der Grundfutterqualität durch eine standortangepasste Düngung und
Nutzung des Grünlandes ist mit zunehmender genetischer Leistungssteigerung der Tiere
wichtiger denn je.
In Gunstlagen (Klimastufe A bzw A/B) ist bei mittlerer Bodenbonität und 800-1000 mm
Jahresniederschläg eine 4 – 5 malige Nutzung sinnvoll und auch wirtschaftlich.
In höheren Berglagen (Klimastufe C/D) ist generell eine mehr als dreimalige
Nutzung problematisch, da die standortangepassten Leitgräser (Glatthafer, Goldhafer,
Wiesenschwingel, Rotschwingel) auf Dauer nicht mehr als 3 Nutzungen vertragen und eine
Übernutzung leicht zu einer Entartung der Bestände führen kann. Außerdem besteht speziell
in Hanglagen die Gefahr der Narbenauflockerung.
Eine Erhöhung der Nutzung allein ohne entsprechende Düngung führt jedoch langfristig
auch in Gunstlagen zu einem Rückgang des wertvollen Grasgerüstes und einer Zunahme des
Kräuteranteiles.
In Berglagen sollte daher verstärkt das Modell der „abgestuften Bewirtschaftungsintensität“
betrieben werden, d.h. nur in ausgewählten Gunstflächen sollte hier intensiver genutzt
Josef Galler

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