Freitag, 6. Juli 2018

Ratschläge zur neuzeitlichen Grünlandbewirtschaftung, Ertragssteigerung auf Wiesen und Weiden Franz Zürn 1951

Ratschläge zur neuzeitlichen Grünlandbewirtschaftung, Ertragssteigerung auf Wiesen und Weiden Franz Zürn 1951








Dr. Franz Zürn
Ratschläge
zur neuzeitlichen
Grünlandbewirtschaftung
1951
Ertragssteigerung auf dem Grünland
Organische und mineralische Düngung
Herbstdüngung — Frühjahrsdüngung
Umtrieb in der Mähweidewirtschaft
Bodentrocknung — Gerüsttrocknung
1951
Ratschläge
zur neuzeitlichen
Grünlandbewirtschaftung
Kurzgefaßte Anleitungen zur Ertragssteigerung
auf Wiesen und Weiden
Von
Dr. Franz Zürn
Referent für Grünland Wirtschaft an der Bundesanstalt
für alpine Landwirtschaft, Admont
1951
Dipl.-Ing. Rudolf Bohmann • Industrie- und Fachverlag
Wien • Heidelberg
Inhaltsverzeichnis
Seito
1. Notwendigkeit der Ertragssteigerung auf dem
Grönland ............................................................... 3
11. „Wechselwiesen“ oder „Kleegras und Dauergrünland“
........................................... ................... .. • > 6
1. Gute Pflanzenbestände durch Weidenutzung....... 6
2. Ursachen schlechter Wiesen................................. 7
3. Fruchtfolgen mit kurzfristigem Kleegrasbau ....... 8
4. Höhere Erträge auf Dauerwiesen........................ 10
5. Wie steht es mit dem Wert der Grassämereien? . 11
6. Wo ist Neuansaat nötig?............... ................... 12
III. Ertragssteigerung auf Wiesen und Weiden durch
organische Dünger.................................................15
1. Die Stallmist-Kompost-Düngung.......................... 16
2. Jauche und Gülle................................................ 18
IV. Die Bedeutung der Kalkdüngung auf dem Dauergrünland
................................................................ 20
V. Die Herbstdüngung der Wiesen und Weiden ... 23
1. Die mineralische Grunddüngung ................. 23
2. Der Einsatz der verschiedenen Düngerarten......... 24
3. Empfehlenswerte Düngungsfolge für Mäh- und
Koppelweiden..................................................... 26
4. Empfehlenswerte Düngungsfolge für Wiesen......... 28
VI. Die Düngung des Dauergrünlandes im Frühjahr
und Sommer..........................................................30
1. Die Düngung der Wiesen....................................30
2. Die Düngung der Weiden............... ................... 34
'% Der Umtrieb in der Mäh Weidewirtschaft............. 37
höhere Nährstoff ertrage von den Wiesen durch
üsttrocknung.................................................... 44
>he Gerüste können wir verwenden?............ 46
sind Gerüste einzusetzen?.......................... 46
Molge erzielen wir durch Gerüsttrock-
....................................................... 47
Vorwort
Wiesen uti'l Weiden werden heute noch recht stiefmütterlich
behandelt. Wir brauchen uns daher über
schlechte Heu- und Weideerträge nicht zu wundern.
Es gibt aber auch viele fortschrittliche Landwirte, die
durch gute Bewirtschaftung hohe GrünJanderträge erzielen
und damit den Nachweis liefern, daß die von.
der GrünJajidforschung in den letzten Jahrzehnten gewonnenen
Erkenntnisse für die neuzeitliche Grünlandwirtsrhaft
praktische Gültigkeit besitzen.
Von fortschrittlichen Landwirten ist in den letzten
Jahren vielfach der Wunsch geäußert worden, die vom
Verfasser in Zeitschriften veröffentlichten zahlreichen
Artikel über Grünlandwirtschaft in geschlossener Form
zu erhalten. l>ieser Anregung Rechnung tragend, wurden
einige grundlegende Richtlinien für die neuzeitlich«*
Grünland Wirtschaft nach nochmaliger Überarbeitung
und Ergänzung zu einer kleinen Broschüre zusam
mengefaßt.
Möge diese Schrift ihren Zweck, das Verständnis für
die neuzeitliche Bewirtschaftung des Grünlandes zur
Erzielung höherer Erträge zu wecken, erfüllen. Denn
im Grünland liegen die größten Reserven!
Fr. Zürn
I. Notwendigkeit der Ertragssteigerung
au! dem Grünland
Der größte Teil der landwirtschaftlich genutzten
Fläche Österreichs stellt Grünland dar. Die Grünlandflächen
bilden die Grundlage der bodenständigen Viehhaltung,
deren Umfang und 'Leistung sowohl vom Ausmaß
der Grünlandflächen wie auch von der Höhe ihrer
Erträge abhängt. Schon bei der derzeitigen Leistung
des Grünlandes, die keineswegs als hoch bezeichnet
werden kann, stammen, entsprechend den klimatisch
verschiedenen Erzeugungsbedingungen, in den einzelnen
Bundesländern 55 bis 90o/o der landwirtschaftlichen Erzeugung
aus der Tierhaltung. Die Bedeutung der Grünlandflächen
für die Steigerung 'der landwirtschaftlichen
Produktion im allgemeinen und für die Produktivität
und Rentabilität gerade der Grünlandbetriebe im besonderen
wird aber um so deutlicher, wenn man berücksichtigt,
daß im Getreide-Hackfruchtbau in absehbarer
Zeit nur eine Steigerung von höchstens 10 bis
20 o/o im Bereiche des Möglichen liegt, während auf dem
Grünland und insbesondere auf den Wiesen und Weiden,
die ja die größten Flächen einnehmen, mit großer
Sicherheit eine Ertragssteigerung von 50 bis 100o/o in
kürzester Zeit erreicht werden kann, wenn eine entsprechende
Aufklärung über die Erfolge der neuzeitlichen
Grünlandbewirtschaftung einsetzt.
Wie der Aufbau der Futtererzeugung in Österreich
gegliedert ist und welche Möglichkeiten sich daraus
ergeben, soll im folgenden gezeigt werden, wobei allerdings
die Almen mit rund 900.000 ha, das sind 22o/0
der landwirtschaftlich genutzten Fläche, nicht berücksichtigt
werden können. Wohl besteht auch auf
idem Almen die Möglichkeit einer weitgehenden Ertragssteigerung*,
wie unsere zahlreichen Versuche zur
Verbesserung der Pflanzenbestände und des Futterwuchses
auf den Almen eindeutig ergeben haben,
jedoch wioilen wir uns hier nur auf die Futterflächen
des Tal- oder Heimbetriebes beschränken.
* Fr. Zürn, Steigerung des Almertrages durch Verbesserung
der Pflanzenbestände. Der Pflug, Jhg. 1961, II. 1. Flugblatt
Nr. 4 der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Alm- und
Weidewirtschaft.
l* 3
I. Notwendigkeit der Ertragssteigerung
au! dem Grünland
Der größte Teil der landwirtschaftlich genutzten
Fläche Österreichs stellt Grünland dar. Die Grünlandflächen
bilden die Grundlage der bodenständigen Viehhaltung,
deren Umfang und 'Leistung sowohl vom Ausmaß
der Grünlandflächen wie auch von der Höhe ihrer
Erträge abhängt. Schon bei der derzeitigen Leistung
des Grünlandes, die keineswegs als hoch bezeichnet
werden kann, stammen, entsprechend den klimatisch
verschiedenen Erzeugungsbedingungen, in den einzelnen
Bundesländern 55 bis 90o/o der landwirtschaftlichen Erzeugung
aus der Tierhaltung. Die Bedeutung der Grünlandflächen
für die Steigerung 'der landwirtschaftlichen
Produktion im allgemeinen und für die Produktivität
und Rentabilität gerade der Grünlandbetriebe im besonderen
wird aber um so deutlicher, wenn man berücksichtigt,
daß im Getreide-Hackfruchtbau in absehbarer
Zeit nur eine Steigerung von höchstens 10 bis
20 o/o im Bereiche des Möglichen liegt, während auf dem
Grünland und insbesondere auf den Wiesen und Weiden,
die ja die größten Flächen einnehmen, mit großer
Sicherheit eine Ertragssteigerung von 50 bis 100o/o in
kürzester Zeit erreicht werden kann, wenn eine entsprechende
Aufklärung über die Erfolge der neuzeitlichen
Grünlandbewirtschaftung einsetzt.
Wie der Aufbau der Futtererzeugung in Österreich
gegliedert ist und welche Möglichkeiten sich daraus
ergeben, soll im folgenden gezeigt werden, wobei allerdings
die Almen mit rund 900.000 ha, das sind 22o/0
der landwirtschaftlich genutzten Fläche, nicht berücksichtigt
werden können. Wohl besteht auch auf
dein Almen die Möglichkeit einer weitgehenden Ertragssteigerung*,
wie unsere zahlreichen Versuche zur
Verbesserung der Pflanzenbestände und des Futterwuchses
auf den Almen eindeutig ergeben haben,
jedoch wollen wir uns hier nur auf die Futterflächen
des Tal- oder Heimbetriebes beschränken.
* Fr. Zürn, Steigerung des Almertrages durch Verbesserung
der Pflanzenbestände. Der Pflug, Jhg. 1961, II. 1. Flugblatt
Nr. 4 der österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Alm- und
Weidewirtschaft.
l* 3
s ii | i| f l m a 3
® R er
JS-S
X 0
Mehrertrag an
Hektar i| i
i «3
2oc ® d—1 C Mfe
* | i
Heu
ln
Mill. q
1 verdl.
Eiweiß
ln
I 1000q
Dauerwiesen ... 1,021.746 26 40 70 30,6 1,224
Dauerweiden... 384.823 9 60 100 19,2 1,162
Rotklee.......... 120.305 3 60 70 1,2 60
Naturegart___ 97.019 2 40 60 1,0 30
Luierne.......... 84.636 2 60 80 2,6 160
Kleegras.......... 69.160 1 60 90 1,8 72
Kunstegart___
Sonstige Futterpflanzen
(Mais,
Hülsenfrüchte
44.618 1 60 80 1,3 62
u. a.).......... 124.620 3 70 76 0,6 18
Gesamt.......... j 1,936.726 | 46 | 1 168,2 2,768
Oie Aufstellung zeigt den Umfang der einzelnen
Grünlandarten, woraus eindeutig hervorgeht, daß die
Wiesen und Weiden den größten Teil eiimehrruen und
alle übrigen Futterflächen an Ausmaß dagegen
weit Zurückbleiben. Dementsprechend liegt auch das
Schwergewicht der notwendigen Ertragssteigerung auf
den Wiesen und Weiden, die mit einer in kurzer Zeit
erreichbaren Mehrerzeugung von etwa 50 Mill. q Dürrfutter
und 2,37 Mill. q verdaulichem Eiweiß eine nachhaltige
Verbesserung der wirtschaftseigenen Futtergrundlage
zum Zwecke der gesteigerten Milch- und
Fleischerzeugung im Inlande ermöglichen.
Bei der ungleichmäßigen Verteilung der einzelnem
Grünlandarten auf die verschiedenen Bundesländer
kommt aber auch den anderen Futterarten größte Bedeutung
zu. Hiebei ist besonders der Rotklee, das
Kleegras, die Luzerne und die Kunstegart zu erwähnen.
Bei diesen Futterpflanzen wird die Ertragssteigerung
vielfach dadurch erzielt, daß z.B. die Sicherheit des
Anbaus von Rotklee durch Kleegras erhöht,
die langjährige Kunstegart durch kurzfristiges
zweijähriges Kleegras ersetzt, die Dauer der
Luzernenutzung von 5 bis 7 Jahren auf 2 bis
4 Jahre verkürzt und bei Einhaltung dieser Richtlinien
natürlich auch die Düngung erhöht wird.
4
Nicht zuletzt ist aber im Feldfutterbau gerade die
Luzerne in weit größerem Ausmaße anzubauen, da
sie als eiweißreichste Futterpflanze bei sachgemäßer
Der große Ampfer wird mit Wuchsstoffpräparaten, wie Dicopur,
Er pan, U 46 und anderen, bekämpft
Ansaat und richtiger Nutzung in fast allen Lagen die
höchsten Erträge zu liefern vermag. Auch in den
feuchteren Gebieten ist die kurzfristige Luzernegraswirtschaft
jeder anderen Graswirtschaft
überlegen, wenn die Böden luzemefähig sind.
Naturegartflächen, die unter alpinen Klimaverhältnissen
bei guter Zusammensetzung des Pflanzenbestandes
eine Berechtigung haben, lassen sich ebenfalls
durch sachgemäße Düngung im Ertrag steigern,
jedoch sind Unkrautegärten durch Umwandlung in Kleegrasflächen
bzw. in Dauerwiesen, wie es im folgenden
geschildert wird, im Ertrag zu verbessern.
Bei den vielen Möglichkeiten der Steigerung der
Futtererzeugung erscheint jedoch die bessere Behandlung
der Wiesen und' Weiden am wichtigsten, da
deren neuzeitliche Bewirtschaftung die größten und
schnellsten Erfolge bringt. Die Möglichkeit der Steigerung
des Ertrages ist auf den Wiesen und Weiden ungleich
größer als auf dem Ackerland. „Im Grünland
liegen die größten Reserven“, gilt nach wie vorl
5
II. *w wlenen“ oder „Kleegras
und DauergrQnlandM
Im «lji»in*n (iriinlaudgohiel int !>wnid die ;\oi Deweidung mit Kühen
rund 3000 bis 6000 kg/ha Milch erzielt werden können.
Die Weide braucht im Gegensatz zur Wiese jedes
Jahr hohe Stickstoffgaben, um ausreichendes Weidegras
erzeugen zu können. Hinsichtlich der Anwendung der
(i (111 e, Jauche oder, des Kalkammonsalpeters
gölten die gleichen Grundsätze wie hoi der Wiese:
kleine, häufige Gaben wirken besser als große
einmalig» Düngungen. Da wir auf der Weide ß- bis
7mal nulzon, können wir noch öfters als auf der Wiese
düngen. Din erste Düngung erfolgt im zeitigen Frühjahr
und dio letzte Düngung kann mit demselben Erfolge
im August gegeben werden, so daß durch diese
Verteilung der Stickstoffdüngung auf 3 bis ß Gaben
der l'utlerwuchs auf der Weide wiihrend des ganzen
Jahres gut ist. Zweckmäßig ist es aber, auch auf der
Weide bei Vorhandensein von Jauche oder Gülle,
soweit diese nicht ausroicht, abwechselnd mit Kalkammonsalpeter
zu düngen. Wohl ist auf der gut g>opfloglon
Milhweide durch Jauche keine Verunkrautung
des Pflanzenbestandes zu befürchten, jedoch ist es
besser, nicht immer dieselbe Fläche mit dem gleichen
Dünger zu düngen, sondern damit zu wechseln.
Kür die Sommerdüngung dor Weiden rechnet man
300 bis fiOO kg/ha Kalkammonsalpeter, der in 3 bis
f> Gaben von je 100 bis IM) kg, ha anzuwenden ist. Wo
Jauche oder Gülle angewendet wird, kann jeweils durch
eine Güllediluguiig ei ne Gnlio des Kalkammonsalpeters
eingesparl worden. Auf Grund dor zur Verfügung slohen34
den Gülle- oder Jauchemengen kann man sich leicht ausrechnen,
wieviel Kalkammonsalpeter zusätzlich für eine
ausreichende Düngung der Koppeln gebraucht wird. Da
100 bis 150 kg/ha Kalkammonsalpeter 20 bis 30 kg Reinstickstoff
enthalten und mit, einer Düngung jeweils
diese Mengen gegeben werden sollen, um einen sichtbaren
Wachstumserfolg zu erzielen, ist danach auch
berechenbar, wie hoch die Jauche oder Gülledüngung
sein muß. Bei konzentrierter Jauche sind grundsätzlich
100 bis 150 hl/ha und bei Gülle (1:5) etwa 500 hl
je ha für eine einmalige Gabe notwendig.
Die Weide verwertet die Düngung unter allen Kulturen
mit am besten und deshalb wäre es falsch, an
der Weidedüngung zu sparen. Milchviehweiden, um die
es sich ja vorwiegend handelt, bringen 3 bis 4 Wochen
nach der Düngung das für den Dünger ausgegebene
Geld durch erhöhten Futterwuchs wieder herein und
setzen so das Düngerkapital am schnellsten um. Hiezu
folgende Weidekontrollergebnisse:
Düngung
Stärkewertertrag
kg/ha
Ertrags- 1
Steigerung }
i» °/o
Mehrertrag
an Milch
kg/ha 1
Mehrer trag an
kg Milch durch
100 kg Kalkammonsalpeter
Kalisalz — Thomasmehl
(KP)............ 2129
-
KP + 300 kg/ha
Kalkammonsalpeter 3011 41 1056 362
KP + 460 kg/ha
Kalkammonsalpeter 3467 63 1644 365 1
Diese gute Wirkung der Stickstoffdüngung, sei es
nun Kalkammonsalpeter, Jauche oder Gülle, die in dem
hohen Milchertrag zum Ausdruck kommt, müssen wir
uns in der Weidebewirtschaftung zunutze machen, indem
wir regelmäßig und ausreichend mit Stickstoff düngen.
Selbstverständlich muß der Unitrieb richtig durchgaführt
werden und die Weideeinteilung (mindestens
8 bis 12 Koppeln) in Ordnung sein. Hohe Leistungen
können die Weidetiere nur dann hervorbringen, wenn
sie gut gefüttert werden. Man spricht oft von einer zu
starken Eiweilifütterung auf der Weide. Da wir aber
zur Zeit noch mehr Hutweiden als Intensivweiden
haben, kommt es in erster Linie darauf an, die umfang35
reichen Hutweiden zu verbessern. Wo aber bereits gute
Weiden bestehen, entgeht man einer zu starken Eiweißtütterung
dadurch, daß man die Koppeln erst dann besetzt,
wenn das Futter mindestens 15 bis 20 cm lang
ist und das Eiweiß-Stiirkeverhällnis des Futters dem
Bedarf der Milchkühe am besten entspricht. Dazu ge
hören die richtige Weideeinteilung, das richtige Verständnis
für den rechtzeitigen Umtrieb und für den
zeitgemäßen Schnitt der überständigen Weidekoppeln.
Denn nur bei sorgfältiger Beobachtung der Futterentwicklung.
und zwar besonders im Frühjahr, ist es
möglich, stets das richtige Futter zur Verfügung zu
haben. Hiebei aber ist die Düngung stets das sicherste
Mittel, um den Futtemachwuchs günstig zu beeinflussen.
Dies beweisen die Ergebnisse von 35 praktischen
Weidebetrieben, die 12 Jahre lang auf Ertrag
und Düngung der Weiden geprüft wurden:
Mittel
der Weiden
Hr.
Düngung kg/ha Ertrag an
Kalkammonsalpeter
Thomasmehl
40er
Kalisalz
Milch
kg/ha
Stärkewerten
kg/ha
1—5 SO 95 47 1965 1690
6—10 125 100 57 2460 2106
11—15 245 190 108 2786 2430
16—20 275 210 167 2998 2888
21—25 900 245 173 3447 3163
36—30 445 350 220 3652 3766
31—36 460 460 250 6049 4260
Mit fast versuchsmäßiger Genauigkeit beweisen die
festgestellten Ergebnisse den Wert einer reichlichen
Düngung für die Erzielung hoher Weideerträge.
Selbstverständlich gilt für die intensive Mäh weidend
tzung die Voraussetzung, daß ausreichende Niederschläge
fallen, ln den Übergangsgebieten ist es
zweckmäßig, bei Trockenheit nach dem Abweiden eine
dünne Bedeckung der Koppel mit strohigem Stallmist
durchzuführen, um ein Ausbrennen der Grasnarbe zu
verhindern. Insbesondere darf in solchen Gebieten nicht
zu kurz abgeweidet, das heißt nicht totgeweidet werden,
weil sich die Weide Sonst nur mehr schwer von solchen
Trockenschäden erholt. Gut gedüngte und gut bewirtschaftete
Weiden aber überstehen Trockenzeiten stets
besser als nährstoffarme Weiden.
36
VII. Der Umtrieb in der Mfthweidewirtgchaft
Für die Einteilung einer Weide ein einheitliches
Schema anzugeben, ist sehr schwierig, da die Weideund
Betriebsverhältnisse überall verschieden sind. Aber
trotzdem müssen bei Anlage einer Weide bestimmte
Richtlinien eingehalten werden, die in der Mähweidewirtschait
als zweckmäßig erkannt worden sind, da
der Erfolg einer Weide in hohem Maße von der Koppelgröße,
der Koppelzahl und dem geregelten Umtrieb
abhängt. Es soll deshalb an einigen Beispielen gezeigt
werden, wie sich der Koppelumtrieb bei der Mähweide
im Laufe des Weidejahres gestaltet.*)
Ein Weidebetrieb habe
20 K ühe.............................. & 600 kg = 100 q Lebendgewicht
12 Stück Jungvieh.............. ä 300 kg = 36 q Lebendgewicht
7 Stück Jungvieh.............. ä 200 kg = 14 q Lebendgewicht
zusammen 160 q Lebendgewicht = 30 Stück Großvieh.
Da je nach Güte der Weide ein Stück Großvieh
"2,5 bis 5 Ar Weidefläche in einer Koppel
braucht und unser Weidebetrieb über eine sehr
gute Weide verfügt, reichen hier 3,3 Ar Weidefliiche
je Stück Großvieh in einer Koppel, das heißt 30 Stück
Großvieh X 3,3 Ar = 100 Ar Koppelgröße aus. Weiden
wir in einer Gruppe (also alle 30 Stück Großvieh auf
einmal), dann haben wir die E i n g ru p pe n weide
mit einem Koppelbesatz von 150 q/ha. Wenn wir aber
Kühe und Jungvieh in zwei Weidegruppen trennen,
um eine zweckmäßigere Ausnutzung des Weidefutters
zu erzielen, dann haben wir die Z w ei gr u pp e nweide
mit einem Koppelbesatz von 20 Kühen oder
100 q/ha (Besatzdichte) in der ersten Weidegruppe
und mit einem Koppelbesatz von 50 q/ha (19 Stück
Jungvieh) in der zweiten Weidegruppe.
Bei der Eingruppenweide legen wir zugrunde, daß
die Weidetiere in einer Koppel für zwei Tage Futter
vorfinden, so daß wir also eine Zweitagsweide
vor uns haben. Weiden die Kühe und das Jungvieh
getrennt, dann ist auch für jede Gruppe für zwei
Tage Futter vorhanden, aber es weidet zuerst das
*) Vgl. „Der fortschrittliche Landwirt“, 8, 1960. Verlag
Leopold Stöcker, Gruz.
37
Schema I. Beispiel für den Weideumtrieb
Umtnd Neidegruppe
kopp*VI*. * k V*X* W. N un* V«. ■ > / ' ^ ‘k< ►Xlv lu *
\b
24.-255.
24-25.9
M itte
28.-275.
26:27.9.
Jepte
26:29.9
28-29.9
möer
309.-1.1fl
303410.
Nebei
2.-3.101
2.-3.10.1
meide
4:5.101
Reihenfolge der Beweidung und
I.Jah r 1 Z 3 4 5 6 7
Z.Jahr S 6 7 8 9 70 77
3.Jahr 3 10 77 72 73 74 75
4. Jah r 13 14 15 76 7 2 3 •
Düngungs- ohne organische Düngung Kalk
plan zusätzlich nach Bedarf Kalisalz,
bei Zweitagsweide mit einer oder zwei Weidegrnppen
14.-15.9 16.-17.9. 18.-19.9.
16r17.9. 18:19.9. 20:21-9.
6.-7.10. 8:9.10. 1(Mt10
Wies* n um l Kle
8-9.10. I0r11.ia 12r13.Hl
14:15.10 1647.10
ichläc en
16.-17.1Ü 18:19.10
12:13.10.
?gras
14.-15.« 20:21.10 22:23.10,
Schnittnutzung der Koppeln in mehreren Jahren
6 3 10 11 12 13 14 15 16
12 13 14 15 16 1 2 3 4
16 1 2 3 4 5 6 7 S
4 S 6 7 8 9 10 11 12
Jauche oder Gülle Stallmist
Thomasmehl und Kalkammonsalpeter
6.-7.9.
8.-S.9.
S.-9.9.
10:11.9.
10.-11.9.
12.-13.9.
12:133
14:15.9.
6.-7. 7. 8.-97
8-9.7. 10.-11.7.
18.-28 3 .-4.8
5.-6.8
2.-3.9 4.-59
39
Milchvieh zwei Tage und sucht sich das beste Futter
aus und dann folgt das Jungvieh ebenfalls zwei Tage
und weidet das von den Kühen stehengelassene Futter
ab. So wird also die Koppel bei Eingruppen weide
2 Kalendertage und bei Zweigruppenweide 4 Kalendertage
lang bestoßen.
Die Zahl der Koppeln soll, da wir einen Mähweidebetrieb
vor uns haben, im ersten Beispiel 16 betragen.
Wie sich nun der Koppelumtrieb und die
Mähnutzung im Laufe des Jahres unter normalen Verhältnissen
bei dem oben angegebenen Koppelbesatz in
der Regel gestaltet, ist in Schema I auf Seit© 38/39
dargestellt. Dieses Schema gilt sowohl für Zweigruppenweide,
bei der — wie angegeben — die zwei
Gruppen stets nacheinander je 2 Tage auf einer Koppel
weiden, wie auch für Eingruppenweide. Im letzten
Falle muß man sich nur die Angaben für die „zweite
Gruppe“ wegdenken. Aus diesem Schema ersehen
wir, daß beim ersten und zweiten Umtrieb nur 8 Koppeln
gebraucht werden, weil im Mai das Weidegras
auf den zuerst beweideten Koppeln schon nach 12 bis
14 Tagen wieder soweit nachgewachsen ist, daß eine
neue Beweidung erfolgen kann. Beim dritten Umtrieb
aber müssen bereits neue Koppeln herangezogen werden,
und zwar in unserem Beispiel die Koppeln Nr. 9
und 10. Ende Juni beginnt ja der Futterwuchs schon
langsamer zu werden, deshalb müssen zwischen den folgenden
Umtrieben längere Ruhepausen oder Wachstumszeiten
als zwischen dem ersten und zweiten Umtrieb
eingeschaltet werden. Es sind im Durchschnitt
zwischen je zwei Beweidungen einer Koppel folgende
Wachstumszeiten erforderlich:
Zwischen 1. und 2. Umtrieb (Mai).................... 12—14 Tage
2. und 3. Umtrieb (Mai/Juni)............ 12—14 Tage
3. und 4. Umtrieb (Juni/Juli)............ 16—18 Tage
4. und 5. Umtrieb (Juli/August) ........ 22—24 Tage
5. und 6. Umtrieb (August/Sept.)........ 28—30 Tage
6. und 7. Umtrieb (Sept./Okt.)........... 35—40 Tage
Diesen Wachstumszeiten wird in unserem Weidebeispiel
durch Einschaltung neuer Koppeln nach
dem dritten, vierten und fünften Umtrieb Rechnung getragen.
Nach dem sechsten Umtrieb aber haben wir
keine neuen Koppeln mehr eingeschaltet, weil1 ab September
Wiesen und Kleegrasschläge für die Beweidung
40
Schema II. Beispiel für den Weideumtrieb bei Dreitagsweide mit einer Weidegruppe
41
als Ausgleich mr Verfügung stehen. Diese Flächen werden
besser durch Hüten oder Aufstellen fliegender Elektrozäune
als im festen Koppelsystem genutzt.
Bei diesem Wachstumsrhy thmus des Weidegrases wird
also im Frühjahr nur die Hälfte der Koppeln beweidet,
die andere Hälfte bleibt zur Mähnutzung übrig. Diese
Koppeln, die größtenteils zweimal gemäht werden können.
müssen aber so zeitig geschnitten werden, daß
sie bei Bedarf für die Beweidung wieder nachgewachsen
sind. Darin liegt die Kunst des Mähweidewirtes,
jede Unterbrechung im Weidebetrieb zu vermeiden
und für eine gute Staffelung des Futteranfalles auf den
einzelnen Koppeln etwa nach Schema III zu sorgen.
. . ... fürHYeide Schema in zu hoch,
daher
berreidungsrei
f im Nachwuchs Gruppe ‘ \
Q jppelN r 1 2 3 4 - 5 6 7 8 9 10 11 12
Bei richtiger Mähweidenutzung darf man nicht jedes
Jahr dieselben Koppeln mähen, sondern muß mit dem
Mähen und Beweiden der einzelnen Koppeln so abwechseln.
wie es unterhalb des Schemas I angegeben wurde.
Gleichzeitig mit der Nutzung wechselt auch die Düngung
mit Stallmist, Gülle oder Jauche und Kalk im
vierjährigen Turnus, wie dies ebenfalls im Schema I
eingezeichnet ist. Stallmist-, Jauche- und Güllekoppeln
werden danach zuerst gemäht, dann beweidet.
Da es aber viele Weidebetriebe mit geringerer Koppelzahl
und vor allem mit anderer Weidedauer je
Koppel gibt, soll das Schema H auf Seite 41 zeigen, wie
der Weideumtrieb z.B. bei 12 Koppeln und bei dreitägiger
Beweidung mit einer Weidegruppe vor sich
gebt. Wir gehen wieder von 16 ha Mähweidefläche und
30 Stück Großvieh aus, so daß sich also bei Einteilung
in 12 Koppeln eine Koppelgröße von 1,33 ha und ein
Koppelbesatz von
150 q Lebendgewicht: 1,33 ha Koppelgröße = 113 q/ha
ergibt. Der Verlauf des Umtriebes ist ähnlich wie beim
ersten Beispiel, jedoch ist es bei dreitägiger Beweidung
42
gut iiDugiiujj, in äwöi uruppea zu weiaon, weil
sonst die Koppel sechs Tage lang besetzt wäre und
eine so lange IJeweidungszeit für den Nachwuchs des
Heuhütten eignen sich für vorgetrocknetes Futter
Weidegrases nicht günstig ist. Es gibt aber viele Betriebe,
die vorwiegend Milchkühe auf den Mähweiden
haben und daher mit einer Weidegruppe auskomnien.
Auch bei reinen Jungviehweiden genügt in der Regel
eine Weidegruppe und in diesen Fällen ist dann die
Drei- oder gar Viertagsweide mit geringerem Koppelbesatz
angebracht.
Es gibt also viele Möglichkeiten, den Weidebetrieb erfolgreich
zu gestalten, und auf Grund der besprochenen
Beispiele ist es leicht möglich, die Koppelgröße für
verschieden große Viehbestände zu berechnen. Bezüglich
der Anzahl der Koppeln gilt der Grundsatz,
daß sich der Weidebetrieb um so leichter gestalten
läßt, je mehr Koppeln vorhanden sind. Eine geringe
Zahl von 6 bis 8 Koppeln ermöglicht meist nur
reine Weidenutzung; zur Mäliweidenutzung sind 10 bis
12 oder noch besser 12 bis 16 Koppeln erforderlich,
die mit dem Elektrozaun leicht eingezäunt werden.
43
VIII. Höhere Nährstofferträge von den Wiesen
durch Gerüsttrocknung
Wenn wir das auf Wiesen und Kleeschlägen gewachsene
Futter verlustlos zu Heu bereiten könnten,
dann wäre die Nährstoffversorgung unserer Kühe im
Winter ausreichend gesichert. Leider sind wir aber
hiezu nicht in der Lage, weil durch die Heuwerbung
von den zum Zeitpunkt des
Schnittes im Grünfutter enthaltenen
Nährstoffen je nach der Witterung 25 bis
60o/o verlorengehen. Diese Verluste entstehen bei
der Heuernte
1. durch Atmung des Futters nach dem Mähen,
2. durch Abbröckeln wertvoller Blatteile beim Bearbeiten,
3. durch Auswaschung bei Regenwetter und
4. durch Gärung im Heustock.
Während die Atmungsverluste nicht verringert
werden können, sind wir in der Lage, die unter 2. bis
4. angeführten Verluste durch Heuwerbung auf Gerüsten
weitestgehend zu verhüten. Abbröckelungsverluste
entstehen bei Bodentrocknung durch das
Wenden, Häufeln und Anstreuen des Futters, wobei die
Verluste um so größer sind, je häufiger diese Arbeiten
durchgeführt werden müssen und je blattreicher das
zu trocknende Futter ist. Letzteres bezieht sich vor
allem auf kleereiches Futter, reinen Rotklee und auf
Luzerne, bei denen durch Bodentrocknung auch bei
schönstem Heuwetter fast nur die rohfaserreichen Stengel
geerntet werden, während die eiweißreichen Blattteile
völlig verlorengehen. Diese Verluste vermeiden
wir durch Heuwerbung auf Gerüsten.
Die während der Heuernte durch Regenwetter
verursachten AuswaschungsVerlust
e können wir durch Anwendung von bewährten
Trockengerüsten fast völlig verhindern. Die Auswaschungsverluste
sind um so größer, je stärker
das Futter beim Eintreten des Regens bereits angewelkt
ist.
Die Gärung im Heustock, die ebenfalls Nährstoffverluste
mit sich bringt, ist allgemein bekannt.
Diese Gärung verläuft um so heftiger, je schneller
44
das Heu getrocknet wurde. Auch stark gedüngtes Futter
(Güllewiesen!) gärt stärker als mager gewachsene®.
Dagegen macht das langsam auf Gerüsten getrocknete
Heu im Heustock fast keine Gärung mehr durch.
Wenn die bei Bodentrocknung auf tretenden Nährstoffverluste
durch Einsatz von Trockengerüsten weitgehend
beseitigt werden können, dann ist hiebei noch
besonders zu berücksichtigen, daß durch die Bodentrocknung
besonders das Eiweiß, der teuerste Nährstoff,
verlorengeht. Inwieweit wir diese Nährstoffe bei der
Heuernte durch Gerüsttrocknung herabsetzen können,
hat W i e g n e r in der Schweiz bereits vor beinahe
20 Jahren mit folgendem Ergebnis nachgewiesen:
Bodentrocknnng bei
ungünstigem Wetter Gerösttrocknung
Verlust an
Verlust an
Stärkewerten ..
Eiweiß.............
61,7%
62,4%
33,2%
20,8%
Bei kleeartigen Futterpflanzen, die vor allem durch
die Bearbeitung unter Abbröckelungsverlusten leiden,
müssen wir mit viel höheren Verlusten rechnen.
1. Welche Gerüste können wir verwenden?
Beim Einsatz der Gerüste gilt der Grundsatz, daß
die Gerüste um so kleiner sein sollen, je niederschlagsreicher
die Gegend ist. Dies gilt als erstes für die vielerlei
Arten von Heuhütten. Auf großen Heuhütten von
mehr als 2 m Länge und mit größeren Zwischenräumen
der Querstangen als 35 cm kann nur abgewelktes, vorgetrocknetes
Futter sperriger Art aufgehängt werden.
Zweckmäßig sind Hütten, deren waagrechte und senkrechte
Stangen nicht mehr als 1,80 bis 2 m lang
sind,, wobei die Zwischenräume der waagrechten Stangen
nur 30 bis 35 cm betragen sollen. Auf solchen
Heuhütten kann bei lockerem Auflegen des Futters
und sorgfältiger Arbeit auch Klee und Luzerne grün
sofort nach dem Schnitt aufgehängt werden. Wiesengras
ist jedoch nur in gut angetrocknetem Zustande auf
Hütten aufzuhängen. Die Hütten müssen stets in der
Windrichtung stehen und gut bodenfrei sein, damit
die Luft durchstreichen kann.
Die H i e f e 1 n (Naturhiefler) sind, soweit sie genügend
Äste haben, auch zum Aufhängen von frischem
45
grünem, aber langem Futter jeder Art geeignet. Mau
muß nur locker aufhängen, damit keine Schimmelsteilen
entstehen. Besonders geeignet sind sie für vyrgewelktes
Wiesengras, das vor Regen geschützt werden
soll. Luzerne und Rotklee hängt man stets grün nach
dem Schnitt auf.
Die H e i n z e n mit ihren 3 bis 4 künstlich eingesetzten
Quersprossen sind das Trocknungsgerüst
regenreichster Gebirgslagen, wobei in der Regel das
Flitter sofort grün aufgehängt wird.
Das Trocknungsgerüst, das sich für alle Lagen, ob
regenarm oder regenreich, bestens bewährt hat, ist
der Schwedenreuter. Seine Anwendung ist. in
den meisten Gebieten bereits eingeführt, doch wird er
noch nicht seinem Werte entsprechend genügend angewendet.
Auf dem Schwedenreuter wird nur grünes und kein
angewelktes Futter aufgehängt. Selbst regennasses
Futter trocknet bei sachgemäß lockerem Aufhängen
in kurzer Zeit ohne jede Schimmelbildung durch.
Auch wenn sehr wenig Sonnenschein herrscht, ist doch
nach spätestens 10 bis 14 Tagen das Heu des Schwedenrenters
reif zum Einfahren. Gerüstgetrocknetes Kleeheu
fährt man am frühen Morgen oder bei bedecktem
Himmel ein. um den Blattabfall zu vermeiden.
2. Wann sind Gerüste einzusetzen?
Die Trocknung von allen kleeartigen Futterpflanzen
auf Gerüsten sollte in allen Lagen, gleichgültig
ob regenarm oder regenreich, eine Selbstverständlichkeit
sein. Denn Rotklee oder gar Luzerne
erreichen je nach Alter bei Gerüsttrocknung einen
Eiweißgehalt von 6 bis 9 o/o und bei Bodentrooknung
im günstigsten Falle von nur 4 bis 6o/0.
Bei W ie seng ras können wir unter Umständen
bei schöner Witterung durch Bodentrocknung dieselben
Erfolge wie durch Gerüsttrocknung erzielen. Dies ist
aber nur dann der Fall, wenn es sich 1. um ausgesprochen
gutes Emtewetter, 2. um älteres Wiesenfutter
und 3. um klee- und kräuterarme Wiesen handelt.
Klee- und kräuterreiches Wiesenfutter sowie junges
Wiesen- und Weidegras sollen auf Gerüsten getrocknet
werden. Gerade bei jungem Wiesengras macht sich
der Einsatz von Gerüsten durch höhere Eiweißerträge
Auf Schwedenreutern wird das Futter in grünem Zustande sofort
nach der Mahd aufgehängt
bezahlt, wie die folgenden Versuchsergebnisse aus der
Schweiz beweisen.
Relativer Eiweißertrag von Wiesen
bei Bodentrocknung bei Gerüsttrocknung
100 126
Spätschnitt........................ 100 106
Wir sehen also, daß gerade bei zeitigem Wiesenschnitt
der Einsatz von Trockengerüsten zur Erhöhung
des Eiweißgehaltes im Heu angebracht ist.
3. Welche Erfolge erzielen wir durch Gerüsttrocknung ?
Wir haben in den letzten Jahren im steirischen
Ennstal in größerem Umfange Heuuntersuchungem
durchgeführt, um zu sehen, welchen Nährstoffgehalt
die verschiedenen Heuarten haben. Dabei kamen wir
zu folgenden Ergebnissen, denen Vergleichszahlen aus
anderen Gebieten gegenübergestellt sind.
Gehalt In % bei 80% Trockensubstanz
Bohproteln
vcrdaul.
Relneiwolß
I Bobfaser
1 Starkewert
gutes Wiesenheu(bodengetrocknet)
nach Kellner-Fingerling 9,7 3,8 26,3 ! 31,0
Wiesenheu Ennstal 1942/44
bodengetrocknet............ 9,8 3,9 26,9 32,8
Wiesenheu Ennstal 1942/44
gerüstgetrocknet............ 10,7 6,6 24,6 33,6
Weidehen Ennstal 1942/44.. 12,3 6,0 22,8 38,8
sehr gutes Wiesenheu nach
Kellner-Fingerling........... 11,7 6,0 21,9 36,2
Wiesenheu Schweiz 1937/44. 10,2 6,0 34,6
Diese Zahlen zeigen uns, daß das untersuchte
bodengetrocknete Heu dem nach Kellner als „gut“
bezeichneten Heu völlig entspricht, während das gerüstgetrocknete
Wiesenheu ein erstklassiges Winterfutter
mit höchstem Eiweißgehalt von 5,6 o/o liefert.
Wenn wir nur einen mittleren Wiesenertrag von
50 q/ha Heu zugrunde legen, so ergibt sich zwischen
boden- und gerüstgetrocknetem Heu ein Unterschied
im Eiweißertrag von:
Henanxag
q/h»
Gebalt des Heues Ertrag der Wiesen
Trocknungen an verdaulichem H«lnelweiß
% | kg/ha
60 Bodentrocknung.. 3,9 196
50 Gerüsttrocknung . 6,6 280
Mehrertrag an Eiweiß durch
Gerüsttrocknung.............. 86
Höherer Eiweißgehalt bzw.
Ertrag............................ 43%
Durch zweckmäßigen Einsatz von Trockengerüsten
können wir daher den Eiweißertrag unserer Wiesen
erheblich steigern. Ein Mehrertrag von 85 kg verdaulichem
Reineiweiß bedeutet, daß mit derselben Futtermenge
von 1 ha Wiese Eiweiß für eine Mehrerzeugung
von 1700 Liter Milch geerntet wird, eine
Leistung, die den Wert einer sorgfältigen Heuwerbung
für die Gewinnung hochwertigen Winterfutters klar
hervorhebt.
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