Wiesenfutter das Kraftfutter aus der Natur
Idee und Fotos:
Futterwiesenexperte HUMER
Häufig fehlen in alten Dauerwiesen leistungsfähige und milchtreibende
Futtergräser. Die Ausbreitung von Unkräutern, Auswinterung und Schäden an der
Grasnarbe halbieren die Futtererträge. Mit welchem Konzept Sie Ihre Futterwiesen - auch in Trockenzeiten - wieder
auf Ertrag bringen erfahren Sie nachfolgend vom Futterwiesenexperten Hans
HUMER.
Feldfutterbau überprüfen
Vor jeder Grünlandregenation ist zu überlegen, ob der Feldfutterbau
vorteilhafter ist. Es verwundert, dass in den fruchtbaren, ebenen, warmen
Tallagen Tirols der doppelt so ertragreiche Feldfutterbau – auch zur
Heugewinnung - so wenig genutzt wird. In Tirol wird Heu sogar importiert. Dabei
könnte großflächig anstatt der giftgelben Hahnenfuß-Landschaft, gutes Heu
produziert werden. Wissensverlust und Abkehr von der Unkrautbekämpfung blockieren
die Wertschöpfung aus eigenen Futter-Ressourcen. Im Feldfutterbau mit Klee-/Grasmischungen
oder Mais können 15 bis 20 t TM/ha erreicht werden. Das sind doppelt so hohe
Futtererträge als im Grünland. Der ertragreiche Feldfutterbau profitiert auch
von den Nährstoffen durch tiefere Bodendurchwurzelung und dem klimatischen Temperaturanstieg.
Deswegen sollte Feldfutter-Saatgut heute auch wärmeliebende,
trockenheitsverträgliche Futterpflanzen enthalten.
Wiesenregeneration verdoppelt
die Erträge
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Die Futtererträge
verdoppeln sich im Vergleich zu verunkrauteten, ertragsmüden Wiesen. Bei Neuanlagen
soll 1 bis 2 Jahre lang eine Ackernutzung mit Feldfutter samt Deckfrüchten erfolgen.
Umbruch und Egge vernichten Unkraut und Bodenschädlinge. Der Umbruch mobilisiert
in die Tiefe verlagerte Nährstoffe und verbessert den Fruchtfolgeeffekt und die
Ertragswirkung. Um eine ertragsschwache, unkrautreiche Wiesennarbe zu erneuern
ist eine intensive Bodenbearbeitung mit Pflug und ein mehrmaliges Eggen
notwendig. Dabei bleibt der Boden 1 bis 2 Monate offen. Viele der ausdauernden Wurzelunkräuter
werden mit der Egge ausgekämmt und trocknen aus. Gleichzeitig werden viele
Samenunkräuter zum Keimen angeregt und sind damit gut mechanisch bekämpfbar. Nachfolgend
auflaufender Ampfer ist mit kleeschonenden Mitteln im Herbst eindämmbar. In Westösterreich
ist diese Art der Grünlandverbesserung mangels Lehre und Praxis offensichtlich Neuland.
Es verwundert, dass bei den massenhaft, vollgelb hahnenfußgeschwängerten Wiesen
nichts gegen dieses ertragsmindernde Unkraut unternommen wird. In Tirol sind die
Futterflächen ohnedies extrem knapp. Der Futterausfall von einem halben Jahr ist
bei Wiesenneuanlagen unvermeidbar. Im Folgejahr wird diese Einbuße bereits mit höheren
Erträgen und Qualitäten kompensiert.
Die Ansaat erfolgt mit einer je nach Lage passenden Saatgutmischung.
Der Handel bietet dazu 12 Typen von Dauerwiesenmischungen an, aus denen die Richtige
zu wählen ist! Beratung vom Experten hilft dabei Fehlentscheidungen zu
vermeiden. Zwischen Mitte August bis Mitte September soll gesät werden.
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Abb: Die österreichischen klassischen Wiesenmischungen für
Neuanlagen von Wiesen (RWA)
Meist muss ein Reinigungsschnitt gegen die rasch aufwachsenden
Unkräuter folgen. Bei Wiesenumbrüchen, Ansaat und Unkrautbekämpfung ohne eigner
Erfahrungen lohnt es sich auf die langjährige Erfahrungspraxis von
Lohnunternehmern zu nutzen. Das Folgejahr bringt bereits Spitzenerträge von 10
bis 15 t TM/ha. Die vorsichtige Zumischung wärmeliebender,
trockenheitsverträglicher, sowie der bestwüchsigen lokalen Gräserarten, sichert
und steigert die Wahrscheinlichkeit für noch höhere Erträge. Auch Ampfer ist im
Kombinationsmix aus Saattechnik und schnell wüchsiger Arten biologisch
eindämmbar.
Einsaaten / Umbruchlose
Grünlanderneuerung
Seit 1980 wird mit direkten Einsaaten versucht, die
Grasnarbe durch umbruchlose Grünlanderneuerung zu verbessern oder zu
regenerieren. Die Erfolge sind bis heute schwankend und weit weniger zuverlässig
als bei Wiesenneuanlagen. Nicht alle eingesäten Arten von Nachsaatmischungen wachsen
an und führen zu besserem Futter. Die erfolgreichen Ertragserhöhungen sind mit
freiem Auge gut erkennbar. Sichere Erfolgsbeweise liefern die stark wuchsfreudigen,
neu gesäten Gräser und Kleearten im Vergleich zum meist grasarmen Altbestand.
Ursache von Misserfolgen bei Einsaaten sind Lichtmangel,
Wasserstress, bereits besetzter Wurzelraum und Fruchtfolgekrankheiten, sowie
tierische Schädlinge im Boden. Diese Gründe und die Konkurrenz der Altnarbe können
den Einsaaterfolg beeinträchtigen. Nach eigenen Beobachtungen können mehrmalige
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Foto: Mit einer Neuanlage können sichere Erträge im Grünland
erreicht werden. Zu überlegen ist, welche Art von Neuanlage gewählt wird. Mit
Rototillern wie hier, erfolgt Umbruch und Saat in einem Zug.
Einsaaten in drei Jahren, Ertrag und Pflanzenbestand bereits
visuell stark verbessern. Das Risiko einer misslungenen Einsaat durch
nachfolgende Trockenheit wird durch Splitting der Saatzeiten vermindert. Viele
neue, vorher nicht anwesende Arten wie Knaulgras, Raygras oder Rotklee beweisen
den Regenerationserfolg. Nur Folgesaaten sichern das höchste Ertragsniveau.
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Wiesenegge und Schlitzsaatgeräte schnitten in
Versuchen besser ab (Grafik HUMER rechts).
Direkteinsaat- wie Striegeleinsaatggeräte sind nur über Maschinengemeinschaften
oder Lohnunternehmer rentabel. Spitzenbetriebe praktizieren bereits die ständige
Einsaat. Da rechnen sich eigene Einsaatmaschinen, auch Kleinsamerstreuer, die
Güllesaat oder Sämaschinen.
Einsaat braucht beste
Genetik
Durch die richtige Auswahl der örtlich bestwüchsigen Gräser
und Kleearten, hat jeder Grünlandwirt den Schlüssel zum Erfolg selbst in der
Hand. Ertragsentscheidend ist – wie beim
Vieh - die beste Genetik seiner Futterpflanzen auszuwählen. Lernen Sie mit
Futterwiesenexperten Ihre vor Ort am besten gedeihenden, natürlich vorkommenden
Futterpflanzen auch für Dürrezeiten kennen! Damit lässt sich eine ökologisch, bestens
adaptierte Artenauswahl für höchste Erträge und Futterqualitäten erreichen. Der
Einbezug wärmeliebender, trockenheitsverträglicher Futterpflanzen puffert und
mindert auch die Risiken zunehmender Dürreperioden.
Die ÖAG Standard-Einsaatmischungen (NA, NATRO, NAWEI, NI,
NIK, KWEI, mit und ohne Klee) geben eine Orientierung zur Arten- und Sortenauswahl.
Arten, die bei diesen Fertigmischungen nicht aufkommen, sind bei Folgesaaten
einsparbar. Die Königsdisziplin bei Einsaaten ist die Kenntnis und Auswahl zur Beimischung
der örtlich frohwüchsigsten Grasarten. Die beste Genetik für jeden Standort kommt
so zum Durchbruch. Auch Einsaatzeiten und Einsaat-Rhythmus sind ertragsentscheidend.
Der Futterwiesenexperte HUMER bietet genau dafür abgestimmte Konzepte bis zur
Einsaattechnik in Grünlandberatungen an.
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Grafik HUMER: Mehr/Minderertrag in kg TM/ha in Gumpensteiner
Einsaatversuchen zur Wiesenverbesserung, 5-jähriges Mittel mit 2 Sägeräten und
3 Saatgutmischungen, bei 1x und 2x Einsaatwiederholung 2006 bis 2010 mit Überlegenheit
von Schlitzsaaten. Q: Pötsch 2012,
DAFNE Projekt 10276
Der Artenmix für höchste Futtererträge
Um die höchste Ertragsleistung auszuschöpfen, bedarf es der
örtlich bestwüchsigen Futterpflanzen. In der Fachberatung lernen Sie sie aufzuspüren
und kennen. Jede Futterpflanze hat ihre eigenen ökologischen Ansprüche, um ihre
beste Leistung zu erbringen. Jede Wiese bedarf einer eigenen Biodiversität an Futterpflanzen. Das
Auswahlprinzip beim Artenmix produktiver
Futterpflanzen richtet sich nach Lage, Nutzung und der lokalen Frohwüchsigkeit der
Arten. Das kann nur mit örtlich kalibrierten Individualmischungen erfolgen. Erst
diese ökologische Auswahl bester Futtergräser liefert natürliche Spitzenerträge.
Bei späteren Folgesaaten erfolgt eine weitere Feinjustierung der Arten zur Lenkung
eines optimalen Pflanzenbestandes. Bei sonnigen Lagen mit Exponierung zur
Trockenheit ist der Einbezug wärmeliebender, trockenheitsverträglicher
Futterpflanzen sogar unumgänglich.
Die standörtlich geeignetsten Gräser und Kleearten zu Erkennen
ist der Schlüssel für hohe Erträge und Rentabilität. Die Auswahl der ökologisch
produktivsten Pflanzenarten setzt auch die gedüngten Nährstoffe bestmöglich in
Ertrag um. Damit wird auch den aktuellen Vorstellungen nach effizientem Nährstoff-Einsatz
(NUE, nutrient use efficiency) entsprochen.
Wichtige Pflanzenarten
in Wiesen
Beste Gräser und Kleearten für produktive Böden und Lagen
sind oft: Knaulgras, Englisches Raygras,
Glatthafer, Goldhafer, Timothe, Rotklee und Weißklee. In extensiveren, feuchten
oder trockenen Lagen oder bei Weidenutzung haben andere Arten eine eminent lokale
Bedeutung. Diese sind: Hornklee,
Wiesenrispe, Schwingelarten, Wiesenfuchsschwanz und Straussgräser. Für
besondere Lagen wie Hochlagen, Exponierung zur Trockenheit oder spezielle Futteransprüche
je nach Tierart sind auch weitere Arten zukunftsweisend.
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Abb: Wichtige Wiesengräser mit verschiedenen Ansprüchen
Jeder Rinderzüchter weiß, dass die Leistung im Stall nur mit
bester Genetik möglich ist. Gleiches gilt auch für das Wiesenfutter. Auch kleinere
Betriebe haben die Chance, die beste Genetik durch Einsatz von Zuchtsorten und
Saatgutwahl zu nutzen. Wildpflanzen
wachsen dagegen im vernachlässigten Grünland mit geringer Produktivität und mit
geringen wirtschaftlichen Zukunftsaussichten. In Österreich gibt es durch den
Niederschlagsreichtum enorme ungenutzte Chancen, ertragreicheres und höherwertiges
Wiesenfutter zu produzieren.
Hohe Ertragsverluste erkennen
und abwenden
Grund dieses Beitrages ist das großflächige Verschwinden
wichtiger Wiesenfuttergräser im Tiroler Inntal anlässlich meiner Beobachtungen
bei Grünlandberatungen. Ursache für die enorme Verdrängung ertragswichtiger
Gräser ist die flächenhafte Ausbreitung giftiger Hahnenfußarten. Die mit ÖPUL gezielt,
geförderte Vernachlässigung der Unkrautbekämpfung und sachgerechten Düngung
führte zur Unkrautausbreitung, Qualitäts- und Ertragsverlust samt Verteuerung der
Futterkosten. Ruinöse Ertragsrückgänge fördern Betriebsauflassungen. Die
vernachlässigte Grünlandbewirtschaftung führt bereits zu Ertragsverlusten bis
zu geschätzten 5 t TM/ha. Ohne Hahnenfuß, Ampfer, Löwenzahn und Gemeine Rispe würden
die Erträge mit dichten Gräserbeständen doppelt so hoch sein. Das entspricht
einem Heuwert von etwa 1000 €/ha. ÖPUL entschädigt Ertragsverluste für Verzicht
von Pflanzenschutz und von Stickstoffdünger im Grünland mit nur 60€/ha plus
45€/ha für UBB. Auf einem ÖPUL-Hektar geht damit knapp 1000 € verloren, beim mittleren
ÖPUL-Betrieb jährlich um 10.000 €. Unter dem Druck dieser Überökologisierung
laufen im österreichischen Bergland
und in Grenzgebieten sogar eine
Million Hektar Grünland in Gefahr, aufgegeben zu werden und zu verwildern.
Damit verliert Österreich jährlich einen Produktionswert von zirka 1 Milliarde
€ bei Wiesenfutter.
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Foto: Diese Wiesen weisen einen hohen Anteil mehrerer
giftiger Hahnenfußarten auf. Das deutet
auf den Verlust wertvoller Futtergräser und auf Bodenverdichtungen hin. Dieser Hahnenfußflor ist im
Tiroler Inntal weit verbreitet. Der Wertverlust beträgt so um 1000 EUR/ha. Gut beratende Grünlandbetriebe könnten hier
viel mehr Einkommen mit bestem Futter verdienen.
Vermeidbare Heu- und
Sojaimporte
Mit produktivitätsorientierter Grünlandberatung können
Bauern das durch Unkraut verlorene Grünland wieder zurückgewinnen und wirtschaftlich
nutzen. Anstatt eigenes hochwertiges Futter zu produzieren, zwingt ÖPUL die Bauern
- als Ventil um gute Tierleistungen zu erzielen - zum Futterzukauf. Mangels genug
eigenen Raufutters werden jährlich große Mengen Heu aus Deutschland nach Tirol
gekarrt. Das, durch ÖPUL vermehrt fehlende Rohprotein für hochleistende Tiere, muss
nun mit Import-Soja aus Übersee ausgeglichen werden. Der ÖPUL-induzierte Sojaimport
forciert in den Tropen viel größere Umweltschäden durch Pestizide, Regenwaldabholzung
und Klimawandel.
Dabei kann die heimische Eiweißversorgung leicht verdoppelt
werden, wenn durch Beratung gezielt Kleearten und Dünger eingesetzt werden. Mit
dem Stickstoffdüngeverbot bei ÖPUL-Wiesen, wird die eigene, viel unabhängigere,
heimische Eiweißversorgung verhindert. Die Tierhalter werden - wegen des
Eiweißdefizites in Europa - zum Kauf von teureren und meist minderwertigen Donau-Soja
überredet. Die grobe Vernachlässigung einer hochwertigen heimischen
Wiesenfutterqualität führt zu Futterimporten von Heu und Soja, dadurch fällt mehr
klimaschädliches CO2 und unnötiger Verkehr an.
Fehlende Milch und
Rinder durch ÖPUL
Durch die ÖPUL-bedingte Extensivierung der Wiesen mit der Verminderung
der Futtererträge fehlt in Kärnten den Molkereien bereits die Milch. Nun wird CO2-belastend
Milch von Tirol über die Berge nach Kärnten gekarrt. ÖPUL schadet auch den Rinderzuchtverbänden
als Betreiber neu errichteter Viehversteigerungshallen in der Steiermark und
Niederösterreich. Auf extensivierten ÖPUL-Wiesen wächst immer weniger und immer
schlechteres Futter, wodurch immer weniger Vieh produziert und verdient wird. Dabei
gibt es eine stark steigende Nachfrage von hochpreisigem Vieh und Fleisch vom
Balkan, von der Türkei bis Aserbaidschan.
Der Düngeverzicht verursacht auch eine dramatische Zunahme von
Giftpflanzenarten wie Herbstzeitlose
und mehreren Kreuzkrautarten. Giftpflanzen im Wiesenfutter sind stark leistungsmindernd,
verursachen hohe Verluste und führen bis zum Tod von Vieh. Grünland wird durch
den Niederschlagsreichtum mit 1000 bis 2000 mm in den Bergen Österreichs, weltweit
einmalig klimatisch begünstigt. Dies sollte genutzt und nicht vernachlässigt
werden.
Grünlandberatung von Experten und Dienstleistern
Motivation meines Beratungspakets ist, ertragsschwache
Futterwiesen mit örtlich besten Gräser- und Kleearten wieder bestmöglich und
auch klimaresilient in Ertrag zu bringen - auch im Rahmen von ÖPUL. Bei
fehlendem Gerätepark gilt es Agrartechnik-Dienstleister als erfahrene Experten
zu nutzen.
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