Gräserartenwahl für Weiden und
Mähwiesen
Wer
Futterwiesen bewirtschaftet unterscheidet zwischen Mähwiesen und Weiden. Dieser
Unterschied schlägt sich auch im Gräserinventar wieder. Je nach der Nutzungsart
wachsen spezifische Gräserarten bevorzugt. Nur wenige Gräser sind so universal, dass sie
in Weide wie Mahd beständig sind. Bei den Gräsern ist daher zwischen horstbildenden
Obergräsern und ausläufertreibende Weidegräsern zu differenzieren. Der Beitrag informiert,
welche Typen und Arten von Gräsern in Weiden und Mähwiesen bzw. Mähweiden am
besten wachsen und daher sinnvollerweise differenziert angesät werden sollen.
Horstgräser für
Schnittwiesen
Horstgräser
sind die typischen und wichtigsten Gräser für Mähwiesen und Feldfutter. Es sind
immer Obergräser, also hochwüchsige Gräser die Wuchshöhen von 60 bis 150 cm bei
guter Bewirtschaftung erreichen. Die langen Halme sind Träger von viel
wertvoller, da energiereicher und ertragreicher Blattmasse. Horstgräser bilden
immer starke Horste, die aber recht trittempfindlich sind und durch scharfe Beweidung
zertreten und leicht zerstört werden. Um jeden Horst entwickelt sich naturgemäß
und eine typisch lückige Grasnarbe. Beim Feldfutter sind die offenen Stellen besonders
auffällig und leicht zu sehen. Wegen ihrer Trittempfindlichkeit und der Neigung
zu offenem Boden um die Horste sind sie nicht als stark beweidbare Gräser
geeignet. Werden sie stark beweidet, wird der Boden bei feuchter Witterung und
schweren Weidetieren bald offen und zertreten. Das geht so weit, dass dann die Horstgräser
verschwinden und eine Weide zum Schlammacker wird. Auf diesen sogenannten Gatschböden
breitet sich mit Vorliebe die GEMEINE RISPE aus. Zum Wachsen reichen ihr bereits
wenige Millimeter oberste Bodenschicht. Sie kann damit auf verdichteten Böden
ebenso wachsen, nicht aber unsere ertragreichen Futtergräser. Für guten Wuchs
brauchen diese Futtergräser eine tiefgründige Durchwurzelung um an genug Wasser
und Nährstoffe zu gelangen.
Horstgräser brauchen das
Versamen zur Regenation
Die
Horstgräser sind auf das Versamen zur Regenation angewiesen, weil sie keine
oder kaum Nebentriebe bilden. Sie entwickeln damit keine vegetative Vermehrung
durch Ausläufer und können ihren Horst nicht erneuern. Ohne Ausläufer oder Samennachschub
durch natürliches Versamen oder durch wiederholte Einsaat geht der Anteil der
Horstgräser bis zur Bedeutungslosigkeit zurück. Meist folgen Lückenfüller wie:
Löwenzahn,
Hahnenfußarten, Ampfer, GEMEINE RISPE oder Doldenblütler wie Wiesenkerbel,
Bärenklau oder Giersch als unerwünschte Kräuter.
Weidegräser für
Weiden
Weidegräser
bilden durch ausläuferbildende Triebe sehr dichte Grasnarben und sind damit am
besten weideverträglich. Sie vermehren sich sowohl generativ über Samen, als
auch vegetativ über Ausläufer und sind damit nicht auf die Samenvermehrung
angewiesen.
Die
Erfahrungen mit echten Kurzrasenweiden zeigen, dass durch den intensiven
Betritt von Dauerweiden Unkräuter wie zB. Ampfer nicht bestehen können.
Kurzrasenweiden sind also eine sichere Form Unkräuter im Zaum zu halten. Starker
Narbenbetritt (genauso wie Befahren und Walzen) fördert von Natur aus
strapazfähige, trittverträgliche und niedrigwüchsige Gräserarten. Botanisch
sind es hauptsächlich stark ausläufertreibende Weidegräser wie ENGLISCHES
RAYGRAS WIESENRISPE und WEISSKLEE. Diese Arten durchwachsen den Boden netzartig
verflechtend und bewirken eine enorme Strapazfähigkeit der Narbe. Nur
Dauerweiden können solche strapazfähigen Narben aufbauen. Mittels ihrer
Wurzelausläufer wachsen Trittschäden in Dauerweiden schnell zu.
Ausläufertreibende
Weidepflanzenarten sind vor allem die Arten Englisches Raygras, Wiesenrispe und Weißklee.
Sie bilden durch die Wurzelausläufer die natürlich dichtesten Narben durch laufenden Betritt mit Dauerweiden 1).
Sie bilden durch die Wurzelausläufer die natürlich dichtesten Narben durch laufenden Betritt mit Dauerweiden 1).
Übersichtsdarstellung von Weidegräsern, Horstgräsern als
Mähwiesengräser und Übergangsarten
Horstgräser
für Schnittwiesen
|
Weidegräser
ausläuferbildende Gräser |
Knaulgras, Timothe, Glatthafer, Goldhafer,
alle begrannten Raygräser |
Englisches Raygras, Wiesenrispe, Kammgras
|
bilden Horste durch Stockteilung, mit begrenzter
Lebenszeit von 3 -5 Jahren. Sie haben keine oder nur kurze Kriechtriebe (Rhizome) |
bilden ober- oder unterirdische Ausläufer
und können sich teils auch ohne Aussamung vermehren
|
Für ertragreiche Dauerbestände müssen Horstgräser
immer wieder angesät werden oder aussamen können |
schließen kleinere Lücken im Bestand und bilden
vor allem erst bei Betritt sehr dichte Grasnarben
|
Übergangsarten mit schwacher Ausläuferbildung
|
|
Wiesenschwingel,
Rotschwingel, Straußgräser, Wiesenfuchsschwanz
|
Übergangsarten liegen mit ihrem
Wuchstyp zwischen Horst- und Weidegräsern. Sie haben eine geringe Ausläuferbildung
mit teilweiser Horstgräserausprägung und damit eine gewisse Anpassungsfähigkeit
für Weide und Mahd. Sie setzen sich in guter Futterwiesen auch kaum durch und
sind auch nicht so hochwertige Gräser. Eine spezifische Bedeutung erlangen sie meist
auf speziellen extensiveren Standorten.
Mähweide – ein nicht
optimaler Kompromiss
Werden
Wiesen hauptsächlich gemäht (Mähwiesen), entwickeln sich von Natur aus mehr die
hoch- und massenwüchsige Horstgräser. Daher haben Mähwiesen eine viel offenere
Grasnarbe als Dauerweiden und sind durch Trittschäden viel gefährdeter.
Mähwiesen sind somit keine gut geeigneten Weiden. Gute Weiden sind ihrerseits
keine guten Mähwiesen, weil das niedrigwüchsige und dichte Weidegras wenig
schnittbare Futtermasse bringt. Mähweiden sind somit ein Kompromiss, wo weder
optimale Erträge noch gute Weidenarben erreicht werden.
Müssen
Mähweiden in Regenperioden beweidet werden, werden sie leicht zum Schlammacker
mit der Gefahr einer unkontrollierbaren Verunkrautung. Auch Ungräser wie
Gemeine Rispe und Flechtstraußgras werden damit begünstigt. Beide Ungräser werden
durch oberflächliche Bodenverdichtungen und Bodenstrukturzerstörung infolge des
Zertrittes besonders gefördert, weil ihnen zum Leben bereits ein paar
Millimeter Bodentiefe genügen, während Kulturgräser einen wesentlich tieferen
Wurzelraum für gute Erträge brauchen. Empfehlenswert ist eine längere Nutzung
als Weide oder zur Mahd. Der Wechsel von Weide und Mahd sollte in einem längeren
Abstand erfolgen, damit sich die Arten an die Nutzung anpassen können.
Fazit
Bei Futterwiesen unterscheidet man zwischen
Mähwiesen und Weiden. Die Nutzungsart bestimmt das Aufkommen des Gräsertyps. Zwischen
horstbildenden Obergräsern und ausläufertreibende Weidegräsern ist zu differenzieren.
Weiden verlangen ausläufertreibende Weidegräser, die eine sehr dichte
Oberflächen- Durchwurzelung und damit eine dichte Narbe für einen schadlosen
Betritt ergeben. Es sind Gräser mit geringer Wuchshöhe und damit wenig Ertrag
in der Schnittnutzung geben und durch die Wurzelsprossbildung keiner
Samenvermehrung bedürfen und eine lange Lebensdauer haben.
Die Horstgräser eignen sich für
Mähwiesen und Feldfutter besser. Es sind ertragreiche Obergräser für die
Schnittnutzung mit Wuchshöhen von 60 bis 150 cm. Sie bilden starke Horste, die
recht trittempfindlich sind und durch Beweidung leicht zerstörbar sind, da sie
nur eine lückige Grasnarbe bilden. Daher sind sie nicht als Weidegräser beim
starker Betritt geeignet. Werden sie dennoch beweidet, wird der Boden noch
offener was zu ihrem völlig verschwinden und bis hin zum Schlammacker führen
kann. Horstgräser sind auf das Versamen oder durch wiederholte Einsaat angewiesen,
ansonst verschwinden sie und es folgen Lückenfüller wie Löwenzahn und Hahnenfußarten.
Eine Übersichtsdarstellung gibt Bescheid über die wichtigsten Arten und
Eigenschaften von Weidegräsern, Horstgräsern und Übergangsarten.
Weide fördert - richtig betrieben - die
Fitness der Tiere und eine dichte Grasnarbe. Feuchte Witterung und Übernutzung
können bei Mähweiden Trittschäden und Verunkrautung fördern.
Fotos: HUMER
Trittschäden sollte man bei Weide rasch
begrünen, ansonsten können sich unter Umständen Unkraut wie auch Giftpflanzen ausbreiten.
Fotos: HUMER
Knaulgras als typisches Horstgras
Horstgräser Timothe,Glatthafer und Knaulgras, typische Horstgräser für Heu, 30.6.2010, Schlag, Bucklige Welt, NÖ
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