Donnerstag, 28. Juni 2018

Gräserartenwahl für Wiesen /2 TXT



Gräserartenwahl für Weiden und Mähwiesen


Idee und Text: Dipl.-Ing. Johann HUMER, 28.06.2018



Wer Futterwiesen bewirtschaftet unterscheidet zwischen Mähwiesen und Weiden. Dieser Unterschied schlägt sich auch im Gräserinventar wieder. Je nach der Nutzungsart wachsen spezifische Gräserarten bevorzugt.  Nur wenige Gräser sind so universal, dass sie in Weide wie Mahd beständig sind. Bei den Gräsern ist daher zwischen horstbildenden Obergräsern und ausläufertreibende Weidegräsern zu differenzieren. Der Beitrag informiert, welche Typen und Arten von Gräsern in Weiden und Mähwiesen bzw. Mähweiden am besten wachsen und daher sinnvollerweise differenziert angesät werden sollen.


Horstgräser für Schnittwiesen

Horstgräser sind die typischen und wichtigsten Gräser für Mähwiesen und Feldfutter. Es sind immer Obergräser, also hochwüchsige Gräser die Wuchshöhen von 60 bis 150 cm bei guter Bewirtschaftung erreichen. Die langen Halme sind Träger von viel wertvoller, da energiereicher und ertragreicher Blattmasse. Horstgräser bilden immer starke Horste, die aber recht trittempfindlich sind und durch scharfe Beweidung zertreten und leicht zerstört werden. Um jeden Horst entwickelt sich naturgemäß und eine typisch lückige Grasnarbe. Beim Feldfutter sind die offenen Stellen besonders auffällig und leicht zu sehen. Wegen ihrer Trittempfindlichkeit und der Neigung zu offenem Boden um die Horste sind sie nicht als stark beweidbare Gräser geeignet. Werden sie stark beweidet, wird der Boden bei feuchter Witterung und schweren Weidetieren bald offen und zertreten. Das geht so weit, dass dann die Horstgräser verschwinden und eine Weide zum Schlammacker wird. Auf diesen sogenannten Gatschböden breitet sich mit Vorliebe die GEMEINE RISPE aus. Zum Wachsen reichen ihr bereits wenige Millimeter oberste Bodenschicht. Sie kann damit auf verdichteten Böden ebenso wachsen, nicht aber unsere ertragreichen Futtergräser. Für guten Wuchs brauchen diese Futtergräser eine tiefgründige Durchwurzelung um an genug Wasser und Nährstoffe zu gelangen.


Horstgräser brauchen das Versamen zur Regenation

Die Horstgräser sind auf das Versamen zur Regenation angewiesen, weil sie keine oder kaum Nebentriebe bilden. Sie entwickeln damit keine vegetative Vermehrung durch Ausläufer und können ihren Horst nicht erneuern. Ohne Ausläufer oder Samennachschub durch natürliches Versamen oder durch wiederholte Einsaat geht der Anteil der Horstgräser bis zur Bedeutungslosigkeit zurück. Meist folgen Lückenfüller wie:
Löwenzahn, Hahnenfußarten, Ampfer, GEMEINE RISPE oder Doldenblütler wie Wiesenkerbel, Bärenklau oder Giersch als unerwünschte Kräuter.




Wachstumsprinzip der Horstgräser

Abb.: Horstgräser 1) wie Knaulgras und Glatthafer bilden typische Horste oder Schöpfe mit Lücken dazwischen. Es sind Obergräser, die massenwüchsig und somit ertragreich für die Schnittnutzung sind. Sie sind wegen Lückenbildung keine idealen Weidegräser aber optimal für Mähwiesen und Feldfutter.



Weidegräser für Weiden

Weidegräser bilden durch ausläuferbildende Triebe sehr dichte Grasnarben und sind damit am besten weideverträglich. Sie vermehren sich sowohl generativ über Samen, als auch vegetativ über Ausläufer und sind damit nicht auf die Samenvermehrung angewiesen.

Die Erfahrungen mit echten Kurzrasenweiden zeigen, dass durch den intensiven Betritt von Dauerweiden Unkräuter wie zB. Ampfer nicht bestehen können. Kurzrasenweiden sind also eine sichere Form Unkräuter im Zaum zu halten. Starker Narbenbetritt (genauso wie Befahren und Walzen) fördert von Natur aus strapazfähige, trittverträgliche und niedrigwüchsige Gräserarten. Botanisch sind es hauptsächlich stark ausläufertreibende Weidegräser wie ENGLISCHES RAYGRAS WIESENRISPE und WEISSKLEE. Diese Arten durchwachsen den Boden netzartig verflechtend und bewirken eine enorme Strapazfähigkeit der Narbe. Nur Dauerweiden können solche strapazfähigen Narben aufbauen. Mittels ihrer Wurzelausläufer wachsen Trittschäden in Dauerweiden schnell zu.





Wachstumsprinzip der Weidegräser



Ausläufertreibende Weidepflanzenarten sind vor allem die Arten Englisches Raygras, Wiesenrispe und Weißklee. 

Sie bilden durch die Wurzelausläufer die natürlich dichtesten Narben durch laufenden Betritt mit Dauerweiden 1).




















Übersichtsdarstellung von Weidegräsern, Horstgräsern als
Mähwiesengräser und Übergangsarten

Horstgräser
für Schnittwiesen
Weidegräser
ausläuferbildende Gräser
Knaulgras, Timothe, Glatthafer, Goldhafer,
alle begrannten Raygräser
Englisches Raygras, Wiesenrispe, Kammgras
bilden Horste durch Stockteilung, mit begrenzter
Lebenszeit von 3 -5 Jahren. Sie haben keine oder nur
kurze Kriechtriebe (Rhizome)
bilden ober- oder unterirdische Ausläufer und können sich teils auch ohne Aussamung vermehren
Für ertragreiche Dauerbestände müssen Horstgräser
immer wieder angesät werden oder aussamen können
schließen kleinere Lücken im Bestand und bilden vor allem erst bei Betritt sehr dichte Grasnarben
Übergangsarten mit schwacher Ausläuferbildung
Wiesenschwingel, Rotschwingel, Straußgräser, Wiesenfuchsschwanz


Übergangsarten liegen mit ihrem Wuchstyp zwischen Horst- und Weidegräsern. Sie haben eine geringe Ausläuferbildung mit teilweiser Horstgräserausprägung und damit eine gewisse Anpassungsfähigkeit für Weide und Mahd. Sie setzen sich in guter Futterwiesen auch kaum durch und sind auch nicht so hochwertige Gräser. Eine spezifische Bedeutung erlangen sie meist auf speziellen extensiveren Standorten.   



Mähweide – ein nicht optimaler Kompromiss

Werden Wiesen hauptsächlich gemäht (Mähwiesen), entwickeln sich von Natur aus mehr die hoch- und massenwüchsige Horstgräser. Daher haben Mähwiesen eine viel offenere Grasnarbe als Dauerweiden und sind durch Trittschäden viel gefährdeter. Mähwiesen sind somit keine gut geeigneten Weiden. Gute Weiden sind ihrerseits keine guten Mähwiesen, weil das niedrigwüchsige und dichte Weidegras wenig schnittbare Futtermasse bringt. Mähweiden sind somit ein Kompromiss, wo weder optimale Erträge noch gute Weidenarben erreicht werden.

Müssen Mähweiden in Regenperioden beweidet werden, werden sie leicht zum Schlammacker mit der Gefahr einer unkontrollierbaren Verunkrautung. Auch Ungräser wie Gemeine Rispe und Flechtstraußgras werden damit begünstigt. Beide Ungräser werden durch oberflächliche Bodenverdichtungen und Bodenstrukturzerstörung infolge des Zertrittes besonders gefördert, weil ihnen zum Leben bereits ein paar Millimeter Bodentiefe genügen, während Kulturgräser einen wesentlich tieferen Wurzelraum für gute Erträge brauchen. Empfehlenswert ist eine längere Nutzung als Weide oder zur Mahd. Der Wechsel von Weide und Mahd sollte in einem längeren Abstand erfolgen, damit sich die Arten an die Nutzung anpassen können.



Fazit

Bei Futterwiesen unterscheidet man zwischen Mähwiesen und Weiden. Die Nutzungsart bestimmt das Aufkommen des Gräsertyps. Zwischen horstbildenden Obergräsern und ausläufertreibende Weidegräsern ist zu differenzieren. Weiden verlangen ausläufertreibende Weidegräser, die eine sehr dichte Oberflächen- Durchwurzelung und damit eine dichte Narbe für einen schadlosen Betritt ergeben. Es sind Gräser mit geringer Wuchshöhe und damit wenig Ertrag in der Schnittnutzung geben und durch die Wurzelsprossbildung keiner Samenvermehrung bedürfen und eine lange Lebensdauer haben.

Die Horstgräser eignen sich für Mähwiesen und Feldfutter besser. Es sind ertragreiche Obergräser für die Schnittnutzung mit Wuchshöhen von 60 bis 150 cm. Sie bilden starke Horste, die recht trittempfindlich sind und durch Beweidung leicht zerstörbar sind, da sie nur eine lückige Grasnarbe bilden. Daher sind sie nicht als Weidegräser beim starker Betritt geeignet. Werden sie dennoch beweidet, wird der Boden noch offener was zu ihrem völlig verschwinden und bis hin zum Schlammacker führen kann. Horstgräser sind auf das Versamen oder durch wiederholte Einsaat angewiesen, ansonst verschwinden sie und es folgen Lückenfüller wie Löwenzahn und Hahnenfußarten. Eine Übersichtsdarstellung gibt Bescheid über die wichtigsten Arten und Eigenschaften von Weidegräsern, Horstgräsern und Übergangsarten.


Weide fördert - richtig betrieben - die Fitness der Tiere und eine dichte Grasnarbe. Feuchte Witterung und Übernutzung können bei Mähweiden Trittschäden und Verunkrautung fördern.
Fotos: HUMER


Trittschäden sollte man bei Weide rasch begrünen, ansonsten können sich unter Umständen Unkraut wie auch Giftpflanzen ausbreiten. Fotos: HUMER




Knaulgras als typisches Horstgras



Horstgräser Timothe,Glatthafer und Knaulgras, typische Horstgräser für Heu, 30.6.2010, Schlag, Bucklige Welt, NÖ




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