Mittwoch, 1. August 2018

Grünlandberatung Erfahrungsbericht Kärnten 2018

Erfahrungsbericht und Resümee zu einer Grünlandberatung in Kärnten 2018

Abwerzg und Sankt Peter, 27. und 28.7.2018

Wie es zur Beratung kam.
Einem jungen, hoch engagierten angehenden Landwirtschaftsmeister war schon meine Webseite FUTTERWIESENEXPERTEHUMER bekannt. Mit seinem Meisterkurskollegen und durch einen gemeinschaftlich genutzten Hatzenbichler Einsaatstriegel entschlossen sie sich zu einer gemeinsamen Grünlandberatung. Als wissbegierige, angehende Meister suchten sie weit über das grünlandwirtschaftliche Informationsangebot von Landwirtschaftskammer und Meisterkurs hinaus, eine produktive, ertragsverbessernde Grünlandberatung.

Im PÖLLATAL (Naturschutzgebiet mit dem Ursprung der Lieser) in der Hafnergruppe nächst RENNWEG am KATSCHBERG werden in der Talebene und an den Talhängen die Wiesen intensiv produktiv grünlandwirtschaftlich genutzt. Selbst ungünstige gelegene, steile, unproduktivere Randflächen werden durch Schafhaltung genutzt; ebenso die dortigen Almgebiete, wenngleich immer weniger Bauern die Alm nutzen und damit immer weniger gepflegt werden kann.

Die beratenen  Milchviehbetriebe haben ihr Galtvieh, ein noch nicht Milch gebendes weibliches Rind, sowie ihre synchronisiert trockenstehenden Milchkühe und Jungvieh im Sommer auf der Alm. So ersparen sie sich das Melken auf der Alm. Teils erfolgt die Weide von Jungvieh auch am Heimbetrieb und  den Mittelalmen.

Die Qualität der beurteilten Pflanzenbestände der Futterwiesen
Grund sich beraten zu lassen war, dass ihre Wiesen in Betriebsnähe zu viel Unkraut, zuwenig gute Futtergräser und damit zu niedrige Erträge aufwiesen. Teils ist auf die intensivere Bewirtschaftung der wenigen Tallböden zurückzuführen.
Die Mähwiesen in Abwerzg vor dem dritten Schnitt hatten deutlich zu hohe Unkraut Anteile von 20-40%. Die Anteile von Wiesenkerbel, Bärenklau und Wiesenstorchschnabel waren fleckenweise sogar mit teils bis 70% viel zu hoch.  Begünstigend dafür sind auch die höheren Güllegaben im Frühjahr. 15 – 20 m3 Rindergülle je Hektar, unverdünnt berechnet, sollten nicht überschritten werden. Höhere Mengen begünstigen womöglich diese Unkräuter. Wären möglichst viel wertvolle Futtergräser wie Knaulgras, Timothegras und Raygras im Bestand, könnten sie in besseres Wiesenfutter und gleichzeitig in höhere Erträge umgesetzt werden.

Auffällige Hauptgrasarten waren im Gebiet Goldhafer mit 20-40% und ungewöhnlich üblich viel Timothegras mit 10-20%. Knaulgras als wichtigstes und klassisches Futterwiesengras von Bergwiesen war mit 5% nur sehr spärlich vorhanden. Schon mehrfach eingesäte Mischungen insbesonders für „raue Lagen“ zeigten keine Einsaatwirkung bei Rotklee - wurde vom zweiten Betrieb betont berichtet. Englisches Raygras, wie Rotklee war nur in Spuren von ~ 1% vorhanden. Auch die Leguminose Weißklee war mit 2-5% viel zu wenig vorhanden. Die zu geringen Anteile hochwertiger Futterpflanzen mit hoher Futterwertzahl sind Indizien, dass die vorhandenen und eingesäten Gräser bislang viel zu wenig zur Wirkung kamen. Weißklee wirkt wie als „Untergras“ durch seine Verzahnung von Boden und Grasnarbe und damit als  Boden- und Narbenfestiger.
Nach HUMER sollten Futterwiesen 80% hochwertige Futtergräser, 20% Leguminosen und möglichst wenig Unkräuter aufweisen. Die  bisherigen Empfehlungen von BUCHGRABER geben sich mit 60% Futtergräsern zufrieden und lassen viel Unkraut Platz.

Wiesenrispe und Wiesenschwingel als konkurrenzschwache Arten war im ganzen Gebiet auf den Futterwiesen nicht signifikant erkennbar vorhanden; Rotschwingel nur auf Trockeninseln. Glatthafer zeigte üppigen Wuchs auf Rainen, ungemähten Flächen oder Wiesenrändern.
Timothegras wie Goldhafer treten im Gebiet ungewöhnlich häufig auf. Vielfach verwildernd anzutreffen ist Timothegras auch auf ungemähten Flächen und Wiesenrändern. Timothegras bildet auch auf den Almflächen des Wolfsbergtales dort mit 5-10% das häufigste und wertvollste Futtergras und tritt zerstreut auf der Alm auf. An einem Erosionsgraben ist zu sehen, dass der humose Unterboden der Alm eine Mächtigkeit von einem Meter aufweist und damit gute Wuchsbedingungen bietet. Auf der Alm verbreiten sich die Giftpflanzen  Germer und Klappertopf bedenklich stark aus. Gute Wiesen in dem Gebiet bestanden im dritten Aufwuchs vorwiegend aus Goldhafer und Weißklee.

Der zweite Betrieb in Sankt Peter hatte auf seiner besten ebenen und 4 ha großen Wiese direkt nach der Ernte deutlich geringe Krautanteile, aber dafür viel zu viel Quecke mit teils über 40% bis 60%. Teils wurde die viel zu queckenreiche Wiese als wandernde Koppelung mit Jungvieh beweidet. Diese Wiese wurde bereits zuletzt mit einer nicht näher definierten EINSAAT-Mischung für raue Lagen eingesät und beklagt, dass der Rotklee nicht anwächst. Es gibt aber keine Einsaat-Mischung für raue Lagen; nur solche für Dauerwiesen, Dauerweiden und Feldfutter. Der mit dem gemeinsam genutzten Hatzenbichler Striegeleinsaatgerät herausgestriegelte Sod an Quecke wuchert nun hinter dem Stall auf einem Haufen.

Die richtige Wahl von Saatgutmischungen
Der Fall zeigt wie wichtig es ist, dass die Betriebsleiter wissen, welche Saatmischung für entweder
-        Einsaatflächen
-        Weiden
-        Dauerwiesen-Neuanlagen oder
-        Kleegrasmischgungen geeignet sind.
Dieses Fachwissen ist viel fundierter  und mit schlafwandlerischer Sicherheit bei den Bauern und in der Lehre zu verankern! Ansonsten sind Ansaaten von Futterbaumischungen verlorenes Saatgut und unnütze Arbeit und ebenso umsonstiger Geräteaufwand. Ungeeignete Saatgutwahl führt zu Frust und schadet dem Ruf von Wieseneinsaaten. Schade ist wie eigene Erfahrungen zeigen, dass durch mangelndes Wissen und Bestellungen von falsch gewähltem Saatgut, unnütze Kosten wie Verluste entstehen. In Österreich stehen im Handel die nahezu unbekannte und verwirrende Vielzahl von 32 Saatgutmischungen für Grünland und Feldfutter zur Auswahl und Verfügung.
Hinzukommen, dass alle Gräserarten und Kleearten dieser Mischungen auch als Einzelkomponenten erhältlich sind. Vielen Grünlandwirten ist das neu und gar nicht bekannt.

Dynamischer Artenmix je nach Lage und Betrieb für höchste Futtererträge
Mit Einzelkomponenten hat es jeder Grünlandbauer selbst in der Hand, exakt jene Gräser und Kleearten zu säen, die je nach örtlicher Lage und Nutzungsintenität
-        örtlich am besten wachsen
-        für den Standort am besten angepasst sind
-        damit örtlich die dichtesten Grasnarben bilden und
-        damit das Unkraut unterdrücken
-        um damit eine Feinjustierung und Ergänzung der Saatgutmischungen vorzunehmen und
-        um damit die besten Erträge an diesen Standorten zu erreichen.
Die ergänzende Feinjustierung der Saatgutmischungen muss dynamisch erfolgen, je nachdem welche Art zu ergänzen ist. Hat zum Beispiel Knaulgras, Raygras, Weissklee oder Rotklee bereits zu hohe Anteile erreicht, sind diese Arten zu vermindern oder wegzulassen. Damit lässt sich ein ökologisch, bestens adaptierter Artenmix für höchste Erträge und Futterqualitäten erreichen.
Die ÖAG Standard-Einsaatmischungen (NA, NATRO, NAWEI, NI, NIK, KWEI, mit und ohne Klee) geben eine grobe Orientierung zur Arten- und Sortenauswahl zur Wiesenverbesserung. Arten, die bei diesen Fertigmischungen nicht aufkommen, sind bei Folgesaaten einsparbar. Die Königsdisziplin bei Einsaaten ist die Kenntnis und Auswahl zur Beimischung der örtlich frohwüchsigsten Grasarten. Die besten Erträge kommen so für jeden Standort so zum Durchbruch. Auch Einsaatzeiten und Einsaat-Rhythmus sind in der ersten Einsaatjahren ertragsentscheidend.

Um die höchste Ertragsleistung auszuschöpfen, bedarf es der Kenntnisse der örtlich bestwüchsigen Futterpflanzen. Jede Futterpflanze hat ihre eigenen ökologischen Ansprüche, um ihre beste Leistung zu erbringen. Jede Wiese bedarf einer eigenen Biodiversität an Futterpflanzen. Das Auswahlprinzip beim Artenmix produktiver Futterpflanzen richtet sich nach Frohwüchsigkeit, Lage, Nutzung und der vorhandenen, lokalen  Arten. Das kann nur mittels Kenntnis der örtlich besten Gräser erfolgen. Damit werden die standörtlich besten Futterwiesenbestände erreicht.

Bei Wieseneinsaaten ist daher höchst wichtig zu unterscheiden, welche Gräser und Kleearten bereits genug im Bestand vorhanden sind und welche je nach Standort fehlen. Nur ein auf jeden Wiesen-Standort angepassten Artenmix ist mit Einsaaten effizient und sinnvoll. Futterpflanzen einzusäen, die bereits genug vorhandenen sind oder die nicht konkurrenzfähig sind, ist sinnlos und unwirtschaftlich. Bei der wiederholten, blinden Verwendung von gleicher Arten in Einsaatmischungen ist genau das der Fall.
Wiesenbestände verändern sich ständig durch Degeneration, Schädigung, Nutzung, Düngung, Unkrautaufkommen, Samenausfall und Einsaaten. Nur die gezielte Einsaat echt produktiver Arten mit höheren Erträgen kann das Ziel sein. Die Saat von unproduktiven Grasarten ist Verschwendung von Zeit, Geld und Saatgut. Voraussetzung dazu ist, dass der Mangel lokal standörtlich notwendiger Arten erkannt wird. Dann ist daraus die Einsaatmischung zusammen zustellen. Die Gewichtung der Arten ergibt sich aus dem Bedarf mangelnder Arten. In der Regel kann der  Anteil von Knaulgras, Raygras und Rotklee deutlich höher sein. Bei Timothe, Goldhafer, Glatthafer, Schwingelarten und Leguminosen ist der Verbesserungsbedarf lokal sehr verschieden. Die von  BUCHGRABER viel propagierte Wiesenrispe ist auch in diesem Gebiet eine seltene Futterwiesenpflanze. Trotz hoher Anteile in Einsaatmischungen, konnte sich die Wiesenrispe auch hier in Kärnten wie in Niederösterreich nicht nennenswert aufkommen.
Außerdem wären wertvolle ansaatwürdige, lokale Pflanzenarten mit niedrigen Anteilen durch kleine und öftere Dotierungen zu verstärken.

Rechtzeitige Saatgutbestellung zwecks optimaler Einsaatzeiten

Für den richtigen Einsatzzeitpunkt ist die rechtzeitige Saatgutbestellung unerlässlich. Niemals sollten nicht passende Saatgutmischungen gewählt und gesät werden. Zur erfolgreichen Ansaat sind offener Boden und  voraussichtliche Niederschläge notwendig. Das perfekt passende Saatgut sollte daher griffbereit liegen.

Verbesserungsvorschläge für die gemeinsam begangenen Futterwiesen

Abwerzg, Wiese unterm Hof
Eindämmung von Wiesenkerbel, Bärenklau und Wiesenstorchschnabel
Da alle diese Arten Zeiger für eine reichliche Nährstoffversorgung sind, soll die Gülle möglichst sachgerecht und auf alle Aufwüchse aufgeteilt werden.
Grundlagen dazu sind die „Richtlinien für sachgerechte Düngung“. Mit dem LK-Düngerechner, einem freien Excel-Programm der Landwirtschaftskammer Österreich brauchen nur die Düngemengen und Grünlandflächen mit  Nutzungsart eingetippt werden, um die sachgerechte Düngung festzustellen.

Wiesenkerbel Bekämpfung durch pferchen und weiden
Flächen mit viel Wiesenkerbel können zu mechanischen Bekämpfung mit einem höheren Tierbesatz im Frühjahr - wenn der junge Wiesenkerbel besonders empfindlich ist - kurzfristig eingepfercht und bei trockener Witterung stark beweidet werden. Damit können sich trittempfindliche Arten wie Wiesenkerbel nicht mehr regenerieren und nachtreiben. Damit steht eine bewährte mechanische Methode zur Unkrauteindämmung zur Verfügung. Bei Spitzmittelverbot steht damit eine erlaubte natürliche Unkrautbekämpfung zur Verfügung, die der Arbeitsaufwand lohnt. Der intensive Betritt durch das kurzzeitige Pferchen, was gleichzeitig ein Beweiden bis zum Zertrampeln der knickempfindlichen Unkrautarten führt, dürfte hier auch zur Zurückdrängung von Bärenklau und Wiesenstorchschnabel führen. Der Pferch hat nur bis zum Ende der Weide zu erfolgen. Der Pferch wirkt nur bei trockenem Boden. Bei Nässe oder Regen sollte aber nie gepfercht bzw beweidet werden. Ansonsten werden auch die verbliebenen Gräser geschädigt. Einige Tage bevor der Pferch zu Ende geht ist die jeweils geeignete Saatgutmischung auf den nun vielfach offenen Boden zu säen und von den Tieren mit ihren Hufen einzutreten.  Bei Trockenheit ist die Saat beim nächsten Aufwuchs zu wiederholen, um einen dichten Wiesenbestand zu erreichen.
Gegen Bärenklau gibt es auch Herbizide (Genoxone, Simplex, Rumexan, Roundup). Nachher ist aber ebenso einzusäen.
Verbliebene offene Bodenstellen sollten selbstverständlich sofort und immer wieder mit lokal  bestwüchsigen Futtergräsern begrünt werden. Ohne offenen Boden haben lästige Unkräuter keine guten Chancen aufzukommen.

Empfohlene Einsaatmischung in Abwerzg, 2018jul28
Aufgrund der Zusammensetzung der dortigen Pflanzenbestände wurde folgende Einsaatmischung empfohlen
Art
Unterhalb
Hof
Wiesenweg Ost
Knaulgras
7
8
E.Raygras
4
5
Rotklee
5
5
Weißklee
3
1()
Timothegras
1()
1()
Summe
20 kg/ha
20 kg/ha
() eventuell sinnvoll, um die Art zu steigern, wenn zu wenig vorhanden

Empfohlene Einsaatmischung in Sankt Peter, 2018jul29
Knaulgras
6
E.Raygras
4
Rotklee
4
Weißklee
2
Timothegras
4
Summe 20 kg/ha


Bei gelungener Einsaat mit diesen besseren Futtergräsern und Kleearten einschließlich der Zurückdrängung der Verunkrautung sollte Mehrertrag von etwa 1 bis 3 t TM je Hektar (5.000 bis 20.000 MJ je ha) möglich sein. 

Empfohlener Vergleich zur Testung der Wirkung / Effizienz der Einsaat

Zur Testung der Effizienz, schlage ich folgenden Vergleich vor, der ausser etwas mehr Anlagearbeit nicht teuer ist, aber wertvolle und anschauliche Ergebnisse zur weiteren Verbesserung der örtlichen Wiesen durch gezieltere Artenwahl bringt.

Der Anbau soll in 3 Streifen von zumindest einem Sack Saatgut 3 Jahre lang hindurch erfolgen. Die Größe der Vergleichs-Streifen kann ganz nach den Wünschen des Landwirtes erfolgen. Wichtig ist die Auspflockung oder Markierung jedees Streifens an der Versuchsgrenze damit eine sichere Identifizierung der verglichenen Flächen gegeben ist. Sobald eine deutliche Verbesserung des Pflanzenbestandes dort erkennbar ist, ersuche ich um Benachrichtigung (Telefon oder Email). Nach Möglichkeit komme ich gerne prompt, um die nützlichen Unterschiede und Verbesserung der Pflanzenbestände festzuhalten und um die Wiesen mit weiteren Anpassungen der Arten weiter ertraglich zu verbessern.  

1 Streifen Einsaatmischung HUMER für Hoffeld in St.P. 20kg/ha, ½ im August, ½ wenn Boden offen ist.
1 Streifen KONTROLLE OHNE EINSAAT (Vergleich).
1 Streifen ÖAG Einsaatmischung NA oder NIK (Vergleich).
1 Streifen Natürlichen Samenausfall nutzen.
Aufwuchs bis Ende Juli stehen lassen. Lage: Am oberen Berghang der Wiese, damit Samen nach unten wandern.
Empfohlene Sortenauswahl laut AGES
Offizielle Sorteninfo der AGES zu Ertrag und Sorteneigeneschaften = Österreichische Beschreibende Sortenliste z B für Knaulgras  unter:


Wieso wurden diese Arten gewählt?
Knaulgras
ist unentbehrlich für ertragreiche Futterwiesen in Österreich. In den vielen rauen Lagen ist es das ertragreichste und robusteste und verlässlichste  Futtergras. Bei sehr intensiver Nutzung hält es etwa 5 Jahre, bei geringerer viel länger. In hochwertigen Bergwiesen sollte der Anteil zwischen 30 bis 50% liegen. Für hohe und sichere Futtererträge ist Knaulgras unerlässlich. Futterwiesen ohne Knaulgras im Berggebieten fehlen 2 bis 4 t TM je Hektar, also zirka 1/3 bis ½ des Ertrages. Frühe und neue Sorten bringen die höchsten Erträge.
Weil hauptsächlich nur der erste Aufwuchs Stängel und Samentriebe bildet, ist Knaulgras mit hohem Energiewert vor dem Aufstängeln zu nutzen. Jung gesätes und nach dem ersten Schnitt bildet Knaulgras bis 70 cm lange und breite Blätter. Das ist für ein Futtergras einmalig und garantiert minimalste Bröckelverluste besonders bei der Ernte als Heu, als auch bei Silagen.
Knaulgras hat nach dem zweiten bis dritten Jahr die stärkste Entwicklung. In Weiden eignet sich Knaulgras nur in kleinen Mengen von 5%, da es sich ohne Weidepflege durch Aussamen zu stark ausbreiten kann und damit leicht überständig wird.
Hinweis zum Stop von Einsaat von Knaulgras
 Viele Erfahrungen zeigen, dass Knaulgras nach wenigen Jahren Einsaat sehr dominant wird. Ab 50% Knaulgras in den Wiesen sollte Knaulgras NICHT mehr eingesät werden! Zu viel Knaulgras fressen die Tiere nicht so gern und macht das Futter zu grob, weil es meist zu spät – nach dem Rispenschieben gemäht wird. Zu grobstängeliges Knaulgras erschwert zudem die Silierung. Speziell zu wenig gewickelte Siloballen führen bei grobem Knaulgras leicht zur Verschimmelung des Futters. Die hohen Erträge werden damit wieder zunichte, wenn das Futter nicht perfekt konserviert wird, wie ich in einem Praxisfall erlebte.

Mein gesammeltes Fachwissen zu Knaulgras, was Grünlandwirte wissen sollten, unter:

Wie Grünlandexperten Knaulgras beschreiben:


Englisches Raygras
mit seinen vielen Sorten - von früh-, mittel- und spätrereifen – ist es in Mähwiesen wie Weiden das  höchstwertige Wiesengras – mit der maximalen Futterwertzahl 8. Es wächst immer sehr schnell an und gedeiht in allen wüchsigen Futterwiesen.
In Mähwiesen ist es aber nur in kleinen Anteilen mit 5% wirklich beständig. Deshalb sollte Raygras bei der Mähwiesenverbesserung  nur in kleinen Anteilen in der Einsaatmischung enthalten sein. Bei hohen Anteilen in Saatgutmischungen gehen allerdings nach dem ersten ertragreichen Jahr seine Ausdauer und Anteile immer rasch auf 5 bis 10% zurück. Deshalb sind in Mähwiesen nur geringe Anteile sinnvoll und erfolgversprechend. In Weiden sind dagegen höhere Anteile sinnvoll.
Wer mehr dieses hochenergetische Raygras haben will,  muss es ständig, zumindest jährlich einsäen.
Der Nachteil aller Raygräser, der oft enttäuschend wirkt, ist, dass sie im Sommer und bei Hitze stark schoßen also ährentragende Stängel bilden und damit energiearm und minderwertig werden. Raygras sollte daher in Mähwiesen - maßvoll und nicht übertrieben - eingesetzt werden.

Timothegras
ist ebenso ein hochwertiges und ertragreiches Futtergras mit der maximalen Futterwertzahl 8.
Es gedeiht aber nicht in allen Futterwiesen gut, weil es in der Jugend konkurrenzschwach ist und an Standort und Nutzung besondere Ansprüche stellt. Es gedeiht nur dort gut, wo eine bessere Wasserversorgung oder wasserhaltende Böden oder genug Standraum für die Pflanze verfügbar ist.
Durch seine besondere Winterhärte eignet es sich gut für die rauen Lagen der Bergregionen, wo zugleich höhere Niederschläge vorhanden sind. In trockenen Lagen ist es  auf mehr Standraum oder bessere Wasserversorgung angewiesen um sich behaupten zu können .
Im Gebiet von Oberkärnten wo Timothe vorhanden ist, kann man es mit zusätzlicher Saat weiter stärken und vermehren. Dort, wo Timothe nicht oder zu wenig vorhanden ist, sollte es vermehrt genutzt werden, da es durch Klima und Niederschläge begünstigt, die besten standörtlichen Voraussetzungen hat. Das zeigt auch das üppige Vorkommen von Timothe auf 1800m Seehöhe der dortigen Alm.

Weißklee
gehört zu den wichtigsten Lückenschließern von offenen Bodenstellen und zu den wirkungsvollen Narbenfestigern in Futterwiesen. Damit hat er vergleichbare Bedeutung wie die Untergräser als Bildner einer dichten Wiesennarbe. Der Anteil von Weissklee sollte so viel sein, dass offene Bodenstellen bald schlossen werden. Je öfter die Wiesen genutzt werden, umso mehr Licht hat der Weissklee zu wachsen. Da mit der öfteren Nutzung auch die Lückigkeit der Wiesennarbe steigt, spielt der vielschnittverträgliche Weissklee eine entscheidende Rolle für einen dichten Narbenschluß gegen das Aufkommen von Unkraut. Außerdem hat Weissklee eine hohe Verdaulichkeit, ist nutzungselastisch, Proteinlieferant und Stickstoffsammler. Wünschenswert sind 5 bis maximal 10% Weissklee in Mähwiesen.

Rotklee
ist in geringen Mengen bis zu 10% in Mähwiesen eine hochwertige Bereicherung des Wiesenfutters. Rotklee gedeiht auf allen kultivierten Böden gut. Auffällig ist seine weitaus größere Ertragsleistung bei Trockenheit, infolge seiner tiefen Pfahlwurzel im Vergleich zu Gräsern. Rotklee liefert im Vergleich zu Weissklee viel mehr erntebaren Ertrag. Rotklee hat von allen eingesäten Arten einen raschen und verlässlichen Aufgang der Saat. Der Einsaaterfolg ist damit sofort mit freiem Auge leicht erkennbar. Sein Anteil sollte nicht viel über 10% liegen – aus Gründen der Konservierbarkeit und Fruchtfolgeeffekten. Hat Rotklee die 10% Grenze in einer Wiese erreicht, muß er bei Folgesaaten weggelassen werden. Saatgutmischungen  müssen daher bei wiederholten Einsaaten dynamisch und sachgerecht erfolgen, um den besten Erfolg zu erreichen.

ACHTUNG EINSAATSTOP bei …
Hinweise wenn KEINE Einsaat  Gräser und Kleearten erfolgen soll
Wenn immer die gleichen Arten in Wiesen eingesät werden und sie gut anwachsen, können dominante Arten unerwünscht überhand nehmen. Diese Dominanz kann phytosanitären Schäden mit Ertragseinbußen wie zu toxischem Futter führen. Erfahrungsgemäß sind davon alle Kleearten (Fruchtfolgeeffeke, Sclerotinia) und wichtige Futtergräser wie Raygräser, Goldhafer (Calzinose) und Knaulgras (Schleimhautreizung) betroffen.
In einem Beratungsfall in Sankt Georgen an der Leys beobachtete ich das Überhandnehmen von Wiesenripse durch mehrjährig wiederholte Einsaaten. Der Landwirt dort säte immer wieder die gleiche ÖAG-Einsaatmischung () mit viel Wiesenrispe ein. Obwohl, dieses Gras auf den meisten österreichischen Wiesen nicht durchsetzungsfähig ist, hat es sich nach mehrmaliger Einsaat doch und so massiv  stark ausgebreitet. Durch seine stark narbenschließenden Wurzelausläufer lässt diese dichte Untergras keine anderen Futtergräser wie die ertragswichtigen Obergräser  aufkommen. Verdrängende Arten sind also auch zweischneidig, problematisch und ertragsschädlich.
Das Beispiel zeigt, dass durch mehrmalige Einsaat vorerst konkurrenzschwache Arten auch zum Zug kommen können. Diese Eigenschaft könnte auch genutzt werden, um die Wiesen mit besten und hochwertigsten Futtergräser zu veredeln und zu füllen, sofern ihre Standortansprüche gut erfüllt werden.
Die Gefahr, die dabei besteht, ist wenn  immer gleiche Einsaatmischungen unüberlegt gesät werden, gewisse Arten einfach dominant, beherrschend und nachteilig im Pflanzenbestand werden. Daher ist die Kenntnis der lokalen wichtigen Futterwiesenpflanzen wichtig, um mit jeder Einsaat den Bestand zu lenken. Niemals sollen auch nur einzelne gute Futtergräser überhand nehmen. Immer sollte ein Artenmix hochwertiger Futtergräser angestrebt werden.
Das MOTTO sollte lauten
Mit Biodiversität und Artenmix zu Ertrag und Futterqualität.
Bei intensiver Bewirtschaftung ist darauf beonders mehr Wert zu legen.
VOIGTLÄNDER (1987) schreibt in seinem Lehrbuch: „Intensive Grünlandwirtschaft führt leicht zu einseitigen Beständen. … Das trifft noch stärker für Nachsaaten und Neuansaaten zu. Diese können zudem durch Virosen  geschädigt werden.“
Es gilt also auch hier die Erfahrung des täglichen Lebens: Je mehr Ertrag und Qualität erreicht werden will, umso mehr muss sich jeder anstrengen einseitige Gräserbestände zu vermeiden. Das Ziel muss ein biodiverser Artenmix aus hochwertigen Futtergräsern sein. Dazu ist die ständige Regulation der Einsaatmischung in Abstimmung je nach Bestandesentwicklung notwendig. Nutzen Sie dazu zunächst die Erfahrung von Grünlandexperten und werden Sie selbst Grünlandexperte für Ihre Futterwiesen!


Später: Vereinfachen der Einsaat mit einer Grasart möglich
Wenn eine Futterwiese einen ausgeglichen Artenmix hat, kann die Einsaat vereinfacht und auf wechselnde Einzelkomponenten umgestellt werden. Dazu suchen Sie immer nach den neuesten und besten Sorten für Ihre Standortverhältnisse. Die neueren Sorten sind dabei etwa 10 bis 20 % besser als die ältesten Sorten. Mit der gezielten Sortenwahl und einem gelungenen Artenmix sind Sie am maximalen Höchstertrag bei Futterwiesen angelangt.


Einsaat von klimaresilienten Gräsern in Zeiten des Klimawandels
Die nächste Herausforderung ist der bereits schon jetzt spürbare Klimawandel mit immer häufiger werdenden Trockenperioden oder Dürrezeiten. Um dieses Problem nach heutigem -Stand bestmöglich zu lösen, bedarf es weiterer Anstrengungen. Allerdings können trockenheitsrestentere Gräser oder Kleearten nie die guten Futtererträge und -qualitäten bei den bislang gewohnten Niederschlägen erreichen. Das muss dabei immer bewußt bleiben, denn diese Pflanzen sind auch keine Wunderpflanzen. Unter trockenen Bedingungen haben sie aber eine Produktionskraft, die die bislang herkömmlichen Arten mit den niedrigeren Niederschlägen eben nicht mehr leisten können. Erträge wie Qualität sind dennoch geringer.

Von Trockengebieten weiß man,  dass nur eine einzige jährliche Nutzung des Aufwuches möglich ist. Daher muss man sich dieses Szenario immer mehr vor Augen halten. Entscheidend dabei mitzunehmen ist, dass daher dem ersten Aufwuchs die größte Priorität zu widmen ist. Bei Hitze und Wassermangel werden die Erträge von Folgeaufwüchsen immer unsicherer. Somit muss vorerst unserem ersten Aufwuchs die größte Aufmerksamkeit in Ertrags- wie Qualitätssicherung geschenkt werden.

Um für Trockenperioden gewappnet zu sein, bedarf es Futterpflanzen, die durch Trockenheit weniger beeinträchtigt werden, als die klassischen Wiesenfuttergräser. Es gibt eine Reihe von Pflanzenarten für Wiesen und Feldfutter, die durch Hitze und Trockenheit weniger geschädigt werden. Alle Wiesen sollten aber nicht abrupt nur mit allein mit an die Trockenheit angepassten Arten umgestellt werden.
Zuerst mischt man die hochwertigen trockheitsresistenteren Gräser und Kleearten in kleineren Mengen mit 1 bis 4 kg je Hektar einer zum Standort passenden Einsaatmischung bei. Wie allgemein,  sät man bei Einsaaten 20 kg/ha. Der Bestand ist dann auf das Auftreten der beigemengten Arten bei jedem Auswuchs genauer zu beobachten. Die Einsaat soll konsequent 3 Jahre lang auf derselben und einer  klar markierten Fläche durchgeführt werden um konsistente, biasfreie, aussagekräftige Erfahrungen zu sammeln. Wenn sich die eingesäte Art nicht so richtig durchsetzt, erhöht man die Saatgutmenge auf 5 bis 8 kg/ha, ebenso 3 Jahre lang. Natürlich könnten so auch mehrere trockenheitsverträgliche Arten in einer Einsaatmischung getestet werden.

Dort wo heute bereits sehr trocken Lagen sind,  wie an vielen exponierten Süd- und Westhängen mit langer Sonneneinstrahlung und hartem Trockenstress für die Futterfläche, können heute schon Erfahrungen vor einem noch stärken Klimawandel erprobt, gesammelt und Vorbereitungen getroffen werden, wie sie bei einem noch viel stärkeren Temperaturanstieg sehr wahrscheinlich in Erscheinung treten.  

Trockenheitsverträgliche Wiesenfutterpflanzen für immer trockeneres Klima
Diese Arten kommen dafür in Frage. Die Futterpflanzen sind mit ansteigender Trockenheitsresistenz aufgelistet.
GRÄSER:
Englisches Raygras, Knaulgras, Glatthafer, (Wiesenschweidel?), Rohrschwingel, Rotschwingel, Schmalblättrige Wiesenrispe, Schafschwingel, Futtertrespen.
KLEEARTEN:
Rotklee, Hornklee, Luzerne, Esparsette.
Es liegen aber wenig Erfahrungen vor, wie Einsaaten mit diesen Arten gelingen.
Je trockenheitsverträglicher eine Pflanzenart ist umso mit mehr Rohfaser und geringerem Energiegehalt muss gerechnet werden. Auf den bereits jetzt vielen trockenen Hängen kann und sollten bereits jetzt erste Erfahrungen mit der Einsaat mehr trockenheitsverträglicher Futterpflanzen gesammelt werden.
Immer trockenere Wiesen müssen umgestellt werden, sonst machen sich schleichend andere, viel unerwünschtere wärmeliebende Arten breit. Bereits jetzt dringen in lückige Futterwiesen immer mehr wertlose Arten ein. Die Liste wärmeliebender Unkräuter in Wiesen wird derzeit immer größer und beängstigender.

WÄRMELIEBENDE Unkräuter in Wiesen
Johanniskraut, Schafgarbe, Wiesenpippau, Feinstrahl, Wiesenlabkräuter, Klappertopf,  Augentrost, Jakobskreuzkraut, Flockenblume, Scharbockskraut, Bunte Kronenwicke, Vogelwicke, Dornige Hauechel, Zypressen-Wolfsmilch, Rainfarn.

Zuerst sollen nur 10 bis 20 % trockenheitsverträgliche Arten in der Einsaatmischung getestet werden. In ersten Schritt empfehle ich dazu 2 bis 3 Arten zu testen. Diese Mischung ist 3 Jahre lang in jährlich 2 Teilgaben zu Risikominderung einzusäen und zu beobachten.
Zu unterscheiden ist auch zwischen Weiden und Mähwiesengräsern. Bei Weiden sind mehr die narbenbildenden Untergräser und bei Mähwiesen die horstbildenden Obergräser einzusetzen. Zur Risikominderung sind 2 Einsaattermine im Jahr zu je 10 kg/ha empfehlenswert. Die weitere Auswahl an einzusäenden Arten richtet sich nach den Erfolgsergebnissen der vorangegangenen Einsaaten. Dementsprechend ist eine gute Artenkenntnis mit Beobachtung der vorhandenen und eingesäten Arten Voraussetzung.
Am Anfang von jeglichen neuartigen Einsaaten ohne breiter eigener Erfahrungen ist es meist einfacher, sinnvoller und kosteneffizienter einen Experten zur Pflanzenbeobachtung und Artenauswahl für die geeignetsten Mischungspartner für die Einsaatmischung beizuziehen.



Resümee
Diese Grünlandberatung zeigte, dass bei gelungener Einsaat mit besseren Futtergräsern und geringerer Verunkrautung ein Mehrertrag von etwa 1 bis 3 t TM je Hektar erreichbar wäre.  
Die dargestellte Situation zeigt, dass zur Wiesenverbesserung zuerst die botanische Aufnahme der lokalen Situation eine Grundvoraussetzung ist, die richtigen Arten einzusäen. Die Erfahrung in Kooperation mit Futterwiesenexperten ist sinnvoll, weil Fehlentscheidungen zu Saatgut, Einsaatzeiten und Einsaatmangagement vermieden werden. Je Hektar werden damit rund 200 € bestmöglich investiert und Fehlschläge bestmöglich minimiert.

Als Futterwiesenexperte HUMER stehe ich gerne zur botanischen Beurteilung der Bestände und zur Beratung für die richtige Artenwahl, Sorten- und Mischungswahl an Futtergräsern und Kleearten zur Verfügung um standörtlich bestmöglichen Futtererträge für unsere Grünlandbauern zu erreichen.

Kontakt: DI. Johann HUMER, E: johann.humer@gmail.com , M: 0043-664-8244458,

2018jul27+28 Wiesenstorchschnabel Massenwuchs Abwerzg

Foto unten: Wiese voller Wiesenstorchschnabel





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