Mittwoch, 1. August 2018

Hufkultivierung Fitnesskur für Weiden




Fachbeitrag
für „Der Wildhalter“ Verbandszeitschrift für Wildtierhalter

international key words:
hoof cultivation , pasture reclamation



Fitnesskur für Weiden
Einsaaten mit Hufkultivierung

Dipl.-Ing. Johann HUMER
NÖ. Landeslandwirtschaftskammer

Leistungsreserve – Kulturgräser

Bei der extensiven Nutzung von Wiesen mit dem meist geringen Nährstoffrückfluss, nehmen in den letzten Jahren zusehends problematische Kräuterarten zu. Bedenklich, weil giftig sind vor allem Herbstzeitlose, Germer, Hahnenfußarten, Klappertopf und Kreuzkraut-Arten. Giftige Arten beeinträchtigen die Tierleistung und -gesundheit. Zu viele Unkräuter sind die klassischen Hauptverursacher höherer Futterkosten, infolge fehlendem Ertragspotenzial und hoher Futterverluste. Auf die Fresslust haben sie teils fördernden wie hemmenden Einfluss.
In Beratungen sieht man oft ertragsschwache Wiesen. Ihre Narbe ist oft geprägt von Platzräubern wie Spitzwegerich, Ampfer, Geißfuß, Wiesenkerbel, Bärenklau, Löwenzahn, Gemeiner Rispe und Flechtstraußgras. Solchen Problembeständen, wo die Unkräuter oder Ungräser überhand nehmen, fehlen die wichtigen Kulturgräser wie Knaulgras, Englisches Raygras, Timothe und Wiesenrispe und damit Ertrag wie Qualität. Diese verlorenen Leistungsreserven gilt es im Grünland zu nutzen. Möglich ist dies mit den verschiedenen Formen der Nachsaaten als Einsaaten oder Übersaaten.
Es gilt auch das Saatgut heutiger Gräsersorten mit einem deutlich höheren Ertragspotential als früherer Sorten bzw. von Wildtypen zu nutzen. Darin liegen auch die ungenutzten Leistungsreserven vieler Futterwiesen einschließlich Weiden.

Weideverbesserung durch Hufkultivierung
Um die Futterbasis einer Weide zu erhalten ist auch das Einbringen von Saatgut in zertretene Weidenarben wichtig. Ertragsbestimmend für Weiden ist ein Pflanzenbestand aus folgendem Dreigespann wichtiger Futterpflanzen:
  1. Englisches Raygras
  2. Wiesenrispe
  3. Weißklee

Weiden und Steilflächen können mit dem Saatsystem „Hufkultivierung“ von Mai bis Ende August eingesät werden. Die Hufkultivierung eignet sich besonders für schwierige Weiden in hängigem Gelände. Bei dem Verfahren „Hufkultivierung“ erfolgt die Einsaat etwa 1- 2 Wochen vor dem Ende der Beweidung. Der wichtige Bodenkontakt für die Keimung der Saat wird durch das Eintreten des Saatguts mit den Hufen der Weidetiere geschaffen. Der erste Aufwuchs nach der Einsaat ist zur Schonung der jungen Saat soll möglichst nicht sofort zu beweiden. Damit die junge und noch empfindliche Saat geschont. Ist das wie zB. in Wildgehegen schwer möglich, wird man die Einsaat zwecks Verbesserung des Einsaaterfolges öfter wiederholen müssen. Bei ebenen Flächen führt man die Saat mit üblichem Grünlandsägerät wie Saatstriegel oder Samenstreuern durch. Im unbefahrbaren Gelände muss man verbesserungswürdige Flächen händisch besäen. Besonderes Augenmerk bei der Saat sollte man immer folgenden Problemzonen mit offenen Bodenstellen widmen: Bodenerosion, Plaiken, Trittgänge oder Flächen von der Punktbekämpfung von Unkraut.
Für erstmalige Übersaaten beträgt die Standardsaatmenge rund 20 kg/ha. Da bei schwierigen Keimbedingungen wie fehlender Bodenfeuchte oder große Konkurrenz durch die Altnarbe keine idealen Wachstumsverhältnisse gegeben sind, ist eine einmalige Saat nicht immer erfolgreich. Sofort spürbare Bestandesumwandlungen in futterreiche Weiden sind eher selten. In der Regel sind meist mehrere Saaten in geduldiger Wiederholung über mehrere Jahre notwendig. Auch für die Aufrechterhaltung ertragreicher Gräserbestände sind meist Folgesaaten notwendig, da erfahrungsgemäß immer wieder Schäden an der Grasnarbe auftreten.

Damit gute Futterflächen dauerhaft gute Erträge liefern ist wichtig, dass man
  • die Futtergräser und Unkräuter kennt, regelmäßig beobachtet und darauf reagiert
  • die Futtergräser ausreichend und sachgerecht mit Pflanzennährstoffen versorgt
  • die aufkommenden Unkräuter oder Ungräser rechtzeitig bekämpft und
  • den Anteil wichtiger Kulturgräser mittels Nachschub von Saatgut hochhält.

Saatgutmischungen zur Wiesenverbesserung

Zur Wiesen- und Weideverbesserung gibt es für die Übersaat, Nachsaat oder Einsaat eigene Saatgutmischungen. Solche Saatgutmischungen haben höchste Qualität im Hinblick auf Ampferfreiheit und mehrjährig geprüfter Sortenüberlegenheit in Österreich, wenn der Sackanhänger die Aufschrift trägt: „Empfohlen und kontrolliert von der ÖAG1“. 
ÖAG: Österr. Arbeitsgemeinschaft für Grünland und Futterbau, www.oeag-gruenland.at


Nachsaatmischungen im Überblick

Kurz-

name
Lage-eignungArten - Zusammensetzung bei

ÖAG - Nachsaatmischungen
NAMittlere LagenWeißklee, Engl. Raygras, Rotklee, Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Timothe, Rotschwingel
NIGunstlagenWeißklee, Engl. Raygras, Rotklee, Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Timothe
NIKIntensivwiesen

in Gunstlagen
Weißklee, Engl. Raygras, Rotklee, Knaulgras, Wiesenrispe
NATROTrockenlagenWeißklee, Engl. Raygras, Luzerne, Wiesenrispe, Rotschwingel
NAWEIWeidenWeißklee, Engl. Raygras, Knaulgras, Wiesenschwingel, Wiesenrispe, Timothe, Rotschwingel

Konkurrenzkraft eingesäter Gräser – sehr unterschiedlich
Die Durchsetzungskraft oder Konkurrenzkraft der Gräser bei Einsaaten ist je nach Grasart sehr verschieden stark ausgeprägt. Arten mit hoher Konkurrenzkraft haben die Chance, sich als erste anwachsende Gräser am ehesten durchzusetzen und den Bestand hauptsächlich zu verändern.
Bei Arten mit geringer Konkurrenzkraft das Risiko dass sie sich nur gering und teils sogar überhaupt nicht durchsetzen. Erst bei wiederholter Saat und ausreichenden Wachstumsbedingungen (viel offener Boden, gute Wasser- und Nährstoffversorgung) haben sie bessere Chancen nach Jahren durchzukommen. Sie werden aber im Hinblick auf die Artenvielfalt (Biodiversität) trotzdem empfohlen.

Konkurrenzkraft der Arten in Nachsaatmischungen

HOCHNIEDRIG
Rotklee 

Engl. Raygras

Knaulgras
Wiesenschwingel

Wiesenrispe

Timothe

Rotschwingel


DWeideMiGbeschriftet4Bernhauser.png
Abbildung: Durchsetzungsvermögen angesäter Gräser und Kleearten bei Neuanlage auf Acker bei einer Dauerweide-Mischung G für milde und mittlere Lagen

Hinweis: Für Nachsaatmischungen gibt es keine derartigen Untersuchungen. Bei Nachsaaten als Einsaaten oder Übersaaten in eine Weidenarbe muss gerechnet werden, dass das Durchsetzungsvermögen der gesäten Arten deutlich geringer ist als bei einer Neuanlage auf geackertem Boden wie in obiger Grafik.





Großrahmige Rinder verletzen Wiesennarben besonders bei regnerischem Wetter besonders leicht. Mit dem findigen Nachsaatverfahren "Hufkultivierung" können anderseits Rinder oder Schafe auch zum Eintreten der ausgesäten Einsaatmischung - selbst in Steillage
© DI Johann Humer


Literatur zur Hufkultivierung / hoof ciltivation:
http://futterwiesenexpertehumer.wikispaces.com/Hufkultivierung+hoof+culivation+in+www

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