Montag, 24. September 2018


Notmassnahmen bei Engerlingsschäden auf Futterwiesen


Ein Landwirt aus Götzweiß bei Waidhofen stellt die Frage, was er OHNE WIESENUMBRUCH tun kann, die heuer immer mehr werdenden Schäden an der absterbenden Wiesennarbe tun kann.
Es ist ein zeitbegrenzter Pachtacker und zudem wegen Steinen schwer umzubrechen. Es ist klar, dass hier der Einsatz der sehr teuren Bekämpfung mit Pilzgerste, wegen ihren länger notwendigen Einwirkzeit und unsicherer Pachtdauer keine langfristigen Massnahem setzen kann.
Da der Einsatz von Kreiselegge oder Rototiller oder Pflug ebenso wenig in Frage kommt, wurde ein alternatives Konzept von mir vorgeschlagen.


Alternative Engerlingsbekämpfung durch Einsaat und Düngung

Offene Narben sind ohnedies immer zu begrünen um produktive Flächen zu sein.
Bevor im nächsten noch weniger wächst, ist es sinnvoll bei Herbstmassnahmen gegen den Engerling Ende September die Wiesen möglichst wieder rasch zu begrünen.
Das kann zu dieser späten Saatzeit erfolgen:
A -> mit einer Grasnarbe oder
B -> mit anspruchslosem Wintergetreide wie TRITICALE oder GRÜNROGGEN.
Für die Herbsteinsaat einer Grasnarbe kommt das recht triebige ENGLISCHE RAYGRAS am aller ehesten in Frage.
Auch KNAULGRAS und ROTSCHWINGEL -sofern verfügbar -  würde ich dazu säen. Beide sind auch trockenheitsrobuste Futtergräser und Tiefwurzler unter den Gräsern. KNAULGRAS ist das massenwüchsige Obergras und ein Horstgras. ROTSCHWINGEL ist trockenheitsverträgliches Untergras mit dicht bodenbedeckender Narbenbildung, das bei Trockenheit nicht ganz abstirbt.

Eingesät können die Gräser mit einer normalen Sämaschine werden. Am besten mit halber Saatmenge und 2 mal, kreuz und quer, um möglichst eine gute flächendecke Saat zu erreichen. Die Säschare können und sollen so eingestellt werden, dass sie die Samen leicht einschlitzen, jedenfalls aber niemals unter 1 cm Sätiefe. Zu tiefe Saat hemmt den Aufgang und ist zu vermeiden.
Möglichst vor Regen zu säen soll angestrebt werden, um der Aufgang zu sichern. Sofort nach der Saat kann auch Gülle gespritzt werden, die die Bodenfeuchte einwenig besser hält. Nach 3 Tagen sollte aber keine Gülle mehr gegeben werden, da sonst die Keimung behindert werden könnte. Auch ein dünner Stallmistschleier hat eine gewisse Schutzwirkung und Wasserpufferwirkung. In den Herbsttagen hilft auch der Tau zur Keimung.

Erfahrungsgemäß fördert jede moderate Stickstoffdüngung das Pflanzenwachstum. Zur Stärkung der geschwächten Altnarbe und raschen Entwicklung der jungen Saat, haben moderate 30 bis 40 kg N/ha narbenfördernde, wuchsfördernde und heilende Wirkung auf eine nicht völlig abgestorbenen Grasnarbe. Die Stickstoffdüngung geht nicht verloren, denn der Herbstaufwuchs ist ein wunderbarer wasserspeichender und bodenkrümelbildender Naturdünger für den wichtigen ersten Aufwuchs im nächsten Jahr.


Gutau – Schäden durch Engerling, Dachs und Wildschweine

Ein Anrufer aus Gutau, OÖ,  ist bereit die steile, sonnige schwer engerlingsgeschädigte Wiese mit einer Kreiselegge jetzt (24.9.2018) noch umzubrechen. Erst jetzt diese Tage nach dem Engerlingsschäden hat der DACHS die Wiese zudem vielen trichterförmigen Löcher in die Narbe gebohrt. Das ist ein sicheres Zeichen, dass die Engerlinge – jetzt noch Ende September 2018 - knapp unter der Erdoberfläche mit ihrem wiesenschädigenden Wurzelfrass noch am Werk sind.
Bei einem Nachbarn in Gutau haben WILDSCHWEINE die Wiese noch intensiver mechanisch auf der Engerlingssuche haufenweise aufgewühlt und aufgeschoben, sodass hier noch mehr Arbeit und Aufwand für das Angleichen des Saatbettes notwendig ist.


Geringste Futterverluste bei Zwischenfruchtnutzung mit TRITICALE oder GRÜNROGGEN

Bei Wiesenumbrüchen so spät im Herbst verliert man am wenigsten Futter, wenn nach der mechanischen Engerlingsbekämfung ein anspruchsloses
 Wintergetreide wie TRITICALE oder GRÜNROGGEN noch diesjährig angebaut wird.
Im Mai kann es als Grünfutter oder Silage geerntet werden. Zeitig im Frühjahr sät man auf solchen Flächen eine trockenheitsverträgliche Dauerwiesenmischung (Dauerwiese A, für trocken Lagen) ein. Auf besonders trockenen Standorten kann man diese Dauerwiesenmischung mit folgenden besser trockenheitsverträglichen Arten verstärken:
KNAULGRAS, GLATTHAFER, ROTSCHWINGEL, WIESENSCHWINGEL, ROHRSCHWINGEL, FESTULOLIUM, HORNKLEE und ROTKLEE.

Ab dem Sommer, im Juli bis August sollte die Frühjahreseinsaat wieder als nutzbare Dauerwiese zur Verfügung stehen. Auf eine AMA-Meldung zum Wiesenumbruch für eine Wiesenreparatur und Neuanlage wird extra hingewiesen, um finanzielle Sanktionen zu vermeiden.


Experiment mit TRITICALE oder GRÜNROGGEN

Ein Experiment ist, wenn man versucht TRITICALE oder GRÜNROGGEN direkt in eine narbengeschädigte Wiese durch Direktsaat einzubauen. Ein Vorteil kann sein, dass diese Arten sich schneller entwickeln als alle Gräser. Zudem liefern diese Arten bereits im Mai Futter. Ein Mitsaat von Englischem Raygras im Herbst  beschleunigt den Wiesenaufbau und die Futtermenge in nächsten Jahr. Allerdings müssen die anderen Wiesengräser im Frühjahr dennoch eingesät werden, da Englisches Raygras bei Schnittnutzung nur 2-3 Jahre durchhält.


Rechtzeitige Saatgut-Bestellung bei ungewöhnlichen Anbauzeiten

Auf die rechtzeitige Bestellung der Saatgutmischungen und der Einzelkomponenten verweise ich extra. Es ist zu bedenken, dass es bei ungewöhnlichen Anbauzeiten immer wieder zur Knappheit von Wiesensaatgut oder Einzelkomponenten von Gräsern und Klee kommt.


Nutzung des letzten Wiesenaufwuchses

Wie üblich sollte ein zu üppiger Graswuchs im Herbst nicht in den Winter gehen, um sicher zu überwintern.
Siehe dazu meinen Beitrag:
Letzten Wiesenaufwuchs als Naturdünger nutzen
unter


Dachsschaden nach Engelingsschaden. Foto TWITTER

Wurzel fressender Engerling , Q: Zeichnung Assadallah Mrkarim

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Dezimierende Wirkung von den Branntkalk und Kalkstickstoff

Bei der Bodenbearbeitung von engerlingsgeschädigten Futterwiesen kann auch Branntkalk und Kalkstickstoff eingesetzt werden.
Beide Dünger haben  stark ätzende Wirkung in der Anfangszeit und sind bei Kontakt  schädigend für Engerlinge.




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