Mittwoch, 12. September 2018

Massenauftritt von Engerlingsschäden in Wiesen (OÖ, NÖ)

Massenhafte Engerlingsschäden in Futterwiesen rasch sanieren

Derzeit, Anfang September 2018, kommt es landesweit in mehreren Gebieten Österreichs, besonders in OÖ und NÖ zu einem flächenhaften, massiven Ausbruch an schweren Schäden durch Engerlinge in Futterwiesen.
1. 
Die andauernde Trockenheit mehrere Jahre hintereinander 
und 
2.
zusätzliche finanzielle Anreize zur Umstellung vieler Wiesen auf Düngeverzicht und Pflanzenschutzverzicht mit keiner oder nicht ausreichender Unkrautbekämpfung

begünstigen seit Jahren die Massenvermehrung wärmeliebender Insekten wie Engerlingen auf den ohnedies mageren, ertragsgeschwächten Wiesen. Ebenso nehmen immer häufiger wärmeliebende und andere Problemunkräuter zu. Der Grund dafür ist neben dem klimawandelbedingten Temperaturanstieg ebenso die Unkrautausbreitung durch Verzicht und Vernachlässigung von Pflanzenschutz unserer Kulturpflanzen.


Mechanische Engerlingsbekämpfung mit Kreiseleggen

Die rasch wirksamste Maßnahme bei engerlingsgeschädigten Wiesen ist, diese Flächen mit rotierenden Bodenwerkzeugen wie Kreiseleggen, Rotortiller, Umkehrfräsen intensiv, mehrmals und immer tiefgründiger mechanisch zu bearbeiten. So werden die fetten Larven der diversen Maikäferarten verletzt und zerquetscht. Die warme Jahreszeit soll gut genützt werden. Da befinden sich die Engerlinge massenhaft knapp unter der Grasnarbe und fressen sich an den Wurzeln fett.


Wiesenregeneration muss sofort folgen

Viele Bauern wollen, die von Dürre und Engerlingen geschädigten Futterwiesen mit Saatgut regenerieren. Derzeit sind aber Saatguthändler bei Wiesensaatgut bereits nahezu ausverkauft, da eine unerwartet enorme landesweite Nachfrage nach Wiesensaatgut besteht. Es soll noch ehestens im September eingesät werden. Ohne Regeneration der abgestorbenen Grasnarbe mit Wiesensaatgut breiten sich erfahrungsgemäß lästige Unkräuter und vor allem die höchst unerwünschte Gemeine Rispe mit Vorliebe aus. Sie ist derzeit zwar meist vertrocknet, regeneriert sich aber mit der Winterfeuchte schnell. An jedem am Boden niederliegenden Stängelknoten schlägt sie Seitentriebe, die wieder zu vollen Pflanzen im Frühjahr heranwachsen.


Was soll gesät werden?

Für die oft in trockenen, mageren Lagen dürftigen dahinvegetierenden Wiesen, ist der Aufbau einer dichten, gut bodenbedeckenden Grasnarbe der Schlüsselpunkt zur Schadensabwehr von Engerlingen. Denn die Maiskäfer legen ihre Brut meist in lichten, wenig dicht bewachsenen Futterbeständen - meist Magerwiesen - ab. In diesen warmen, aufgeheizten Wiesenböden erfolgt eine besonders ideale, rasche und daher massenhafte Brutentwicklung. Zur Saat werden auf Standorten mit starker Sonneneinstrahlung und Bodenaufheizung wegen der immer häufigeren Dürrezeiten trockenheitsresistente klimaresiliente Futterwiesenpflanzen mit tieferen Wurzelgang immer wichtiger. Auf Standorten mit starker Sonneneinstrahlung und Bodenaufheizung sind daher klimaresiliente Saatmischungen von vorrangiger Bedeutung.

Klimaresiliente Futterpflanzen sind:
KNAULGRAS, GLATTHAFER, ENGLISCHES RAYGRAS, ROTSCHWINGEL, WIESENSCHWINGEL, ROHRSCHWINGEL, FESTULOLIUM, HORNKLEE und ROTKLEE. Die Bauernzeitung berichtete über empfehlenswerte klimaresiliente Wiesenmischungen für Einsaat und Wiesenneuanlage jüngst ausführlich in Nr. 36 vom 6. September 2018.


Notmischungen

Bei vielen Wiesenmischungen und einzelnen Komponenten herrscht bereits Knappheit. Wenn nur mehr wenige Arten oder passsende Wiesenmischungen erhältlich sind, soll versucht werden Notmischungen aus den Komponenten KNAULGRAS, ENGLISCHEM RAYGRAS und ROTSCHWINGEL anzusäen. Die anderen trockenheitsverträglichen Arten und die Kleearten müssen notgedrungen im Folgejahr auf den offenen Bodenstellen nachgesät werden damit ein genug artenreicher Bestand entsteht. Ohne regenative Wieseneinsaat kann es leicht zu einer Verwilderung und weiteren Ertrags- und Futterwertminderung auf diesen ohnedies geschwächten Futterwiesen kommen.

Auch Maulwürfe können überhandnehmen

Auch Maulwürfe finden in Engerlingen eine gute Futtergrundlage. In jüngerer Vergangenheit war auf Grünlandstandorten eine starke Zunahme extrem großer Maulwurfshügel zu beobachten. Aufgrund der großen Erdhaufen kommt es zu massiv verschmutzen Silagen und nachhaltig zerstörten Gräserhorsten. Auf Ertrag und Futternachwuchs hat dies über Jahre eine nachteilige Wirkung. Die entstehenden Lücken ohne Vegetation begünstigen die Ausbreitung biodiverser, futteruntauglicher Unkräuter wie Ampfer. In Extremfällen verweigern die Tiere die Aufnahme ganzer Silopartien, bzw. es kann durch clostridienverseuchtes Futter zu Todesfällen beim Vieh kommen. Auch Wühlmäuse schädigen zunehmend das Grünland, indem sie mit Löchern und Wühlgängen die Narbe aufbrechen und unterminieren. Eine starke Mäusepopulation kann über den Winter sogar große Wiesenflächen zerstören.


http://www.bauernzeitung.at/wp-content/uploads/2017/10/1732_web05-Mausschaden.jpgAuch Feld- und Wühlmäuse können sich massenhaft vermehren.

Zur Abwehr von Nagern hat sich das Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel bewährt. Auch das konsequente Fangen der Schädlinge mit Fallen sowie die Beobachtung von Neueinwanderungen sind wichtige Vorbeugungsmaßnahmen


Ausblick

Schließlich ist zu überlegen, ob die staatlich geförderten Programme mit Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz nicht im Einzelfall mehr Schaden als Nutzen bringen. Denn gut gedüngte, üppige, dichte Futterbestände sind für Engerlinge kein Anziehungspunkt. Der viel zu einseitig propagierte Nutzen von Biodiversität führt inzwischen zu einer explosiven Zunahme unerwünschter Flora und Fauna (Giftpflanzen, Wolf, Bär, Engerlinge) und wird immer mehr zu einem Bumerang und Bedrohung für produktiv wirtschaftende Bauern. Die Umsetzung von ROBUSTEM FACHWISSEN in Grünland-Lehre und -Praxis satt produktionshemmender Förderprogramme bei Düngung und Pflanzenschutz würde in der Agrarproduktion zu viel weniger Ertragsschäden führen.

Fachberatung zum Thema gibt der Autor und Futterwiesenexperte HUMER unter: johann.humer@gmail.com / M: 0664/8244458





Weiterführenden Informationen und Belege zu Engerlingsschäden im österreichischen Grünland:

Die zahlreichen Beiträge bestätigen, dass es in Österreich ein zunehmendes und massives Engerlingsproblem gibt.

10.09.2018 | von DI Peter Frühwirt, LK OÖ, lk-online:
Engerling-Bekämpfung September 2018
Ganz OÖ ist Engerling Befallsgebiet.

04.09.2018 | von Redaktion "Der Bauer", LK OÖ, lk-online, 5. September 2018 Der Bauer INVEKOS 7 (PDF)
Grünlanderneuerung
DI THOMAS WALLNER ING. KARL THUMFART. Der Grund für die derzeit häufigen Anfragen zur Grünlanderneuerung liegt beinahe immer in den durch Engerlinge verursachten Schädigungen.









28.08.2018 | von DI Peter Frühwirth, LK OÖ, lk-online:
Engerlingschäden rasch sanieren!

Beilage zum OÖ. Grünland-Infomail Nr.: 8/2018; 28. August 2018


Nach der Trockenheit die Wiese sanieren

… Zudem verschärft sich vielerorts die Lage aufgrund des Wurzelfraßes durch Engerlinge und durch vermehrtes Aufkommen unerwünschter Pflanzenarten.
Engerlinge
Fräsen, Kreiselegge - ÖPUL-Tauglichkeit prüfen!Erosionsgefahr in Hanglagen!Pilzgerste - Fördermöglichkeit durch das Land Salzburg



Engerlinge werden wieder aktiv




… Es war ja zu befürchten: Die ersten Engerlingschäden sind am Grünland bereits sichtbar.

Insekten - Engerling - Maikäfer

Der Engerling verursacht in Junganlagen und Rebschulen durch Fraßtätigkeit an den Wurzeln und am Wurzelstamm starke Schäden, die zu Stockausfällen führen. In Ertragsanlagen verursacht der Engerling keinen weiteren Schaden. In besonders starken Flugjahren können Engerling bzw. Käfer durch Wurzel- oder Blattfraß zu Schäden führen.

Der Feld-Maikäfer – Grünlandwirtschaft mit dem Engerling

In diesem Handbuch werden die nunmehr 10-jährigen Erfahrungen mit der Bekämpfung des Engerlings durch mechanische Methoden und mit der Pilzgerste dokumentiert. Wert gelegt wurde auf eine möglichst praxisnahe Darstellung von Methoden, die auch wirklich einen Sinn haben und deren Wirkung über mehrere Jahre hinweg nachweisbar ist. Die 90 Seiten umfassende Broschüre ist zusätzlich mit zahlreichen Farbfotos anschaulich gestaltet. Angesprochen werden auch die Thematik der Bewirtschaftung des Dauergrünlandes und deren Einfluss auf die Engerling-Problematik. 


Nachhaltige Populationsregulierung des Maikäfers und seiner Engerlinge

Mechanische Verfahren in Kombination mit Melocont®-Pilzgerste.
Mit bis zu 200 Engerlingen/m2 Wiese ist der Maikäfer in den letzten Jahren in Österreich zur regelrechten Plage geworden.

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