Montag, 15. Oktober 2018

Engerlinge gefährden Viehweiden in Berggebieten


Engerlinge gefährden Viehweiden in Steillagen und Berggebieten


Engerlinge wie hier im Bild gefährden Viehweiden in Steillagen und Berggebieten




2018 verursachen österreichweit Engerlingsschäden auf Viehweiden in Hanglagen besondere Schäden und Risiken. Der Viehtritt verschärft die Situation auf Hängen zusätzlich. Auf engerlingszerstörten Grasnarben verstärkt der Viehtritt Auflösung und Zerfall der Grasnarbe. Die Bodenfreilegung destabilisiert Hänge und fördert Abrutschungen, Bodenerosion und mindert die Ertragsfähigkeit. Der Regeneration einer stabilen, dichten und strapazfähigen Weidenarbe muss Programm sein.
Im Beitrag erfahren Sie mit welchen Gräsern die Viehweiden regeneriert werden können. Zerstörte Weidenarben brauchen zum Wiederaufbau eine ertragsorientierte, standortgerechte und klimaresiliente Artenwahl zur Sicherstellung der Grünlandbewirtschaftung im ländlichen Raum. Professionelle Grünlandberatung bietet dazu der Futterwiesenexperte HUMER.

Hohes Gefahren- und Verlustrisiko auf steilen Engerlingswiesen
Die Begutachtung der heurigen großflächigen Engerlingsschäden im Grünland durch den Autor ergab, dass der Boden von Weiden in Steillagen bereits stark aufgetreten wurde und damit offen und hoch erosionsanfällig ist.

In der Folge rutschen Wasenstücke und Boden zu Tal, da die Wurzelverbindung von Grasnarbe mit dem Boden durch den Wurzelfrass der Engerlinge fehlt. Zwischen verbliebenen grünen Schöpfen gesunder Weidenarbe zeigen sich bereits erste Erosionsgräben mit Bodenabtrag und Bodenanlandung.

Je länger so weitergeweidet wird umso schneller gleicht eine Weide einem zerwühlten Acker mit schwindenden Grasschöpfen.
Absterbende Grasnarben und aufgetretener Boden verfärben Weiden bereits ackerfarbig graubraun.

Es ist lebensgefährlich gelockerte Grasnarben rutschgefährdete Hänge für die Engerlingsbekämpfung zu befahren. Der Rasen von abgefressenen Wurzeln bietet keinen griffigen Halt. Bauern mit engerlingsgeschädigten Hängen berichteten bereits, dass bei Erntearbeiten die Griffikeit der Räder infolge Schlupfs fehlt. Damit gibt es kein Vorwärtskommen, vielmehr droht Abrutschgefahr.

In Zeiten des Klimawandels werden Starkregen immer wahrscheinlicher. Dadurch steigt exponentiell die Gefahr von Bodenabtrag mit Minderung der Bodenfruchtbarkeit. Absterben und Lockerung der Grasnarbe durch den Frass der Engerlinge erhöht im steilen Gelände das Unfallrisiko bei Pflege- und Sanierungsarbeiten. Hangrutschungen sind nicht auszuschließen. Abgetragener Boden führt auf Flächen im Anlandungsgebiet zusätzlich zu weiteren Folgeschäden und Ertragsverlusten. Die Rekultivierung erodierter und verschütteter Kulturen kostet zusätzlich Arbeitszeit, Geräte- und Saatgutkosten. Mit dem Verlust eines Jahresertrages auf Erosions- und Anlandungsflächen ist zu rechnen.
Was sind Engerlinge?
Engerlinge, sind die im Grünlandboden wurzelfressenden Larven von Maikäfer, Junikäfer (= Brachkäfer) oder Gartenlaubkäfer.
Ihr Leben durchläuft vier Stadien: Ei, Engerling, Puppe, Käfer. Der Lebensdauer von Engerlingen im Boden hängt von der Käferart ab. Bei Engerlingen des Maikäfers beträgt sie 3 bis 4 Jahre, beim Junikäfer 2 Jahre und beim Gartenlaubkäfer 1 Jahr. In wärmeren Regionen dauert der Lebenszyklus des Maikäfers drei, in kälteren vier Jahre. Mit zunehmender Wärme infolge Klimawandels steigt somit die Eiablage und damit die Engerlingszahl. 2018 wurden vor allem Engerlinge vom Junikäfer beobachtet. Nach den Trockenheit 2003, mehr die  vom Gartenlaubkäfer, der weniger in Tallagen sondern in Berglagen auftritt.

Wieviel frißt ein Engerling?
Den Aufstieg knapp unter der Bodenoberfläche und die Fraßtätigkeit beginnen Engerlinge, wenn die Bodentemperatur 11,5 °C erreicht. Im Jugendstadium sind Engerlinge  noch wenig gefräsig und schädlich. Da fressen sie ihre eigene Häutungshaut, kleine Humusteilchen und Feinwurzeln. Nach ENE (1942) frißt ein Engerling vom Ei bis zur vollen Entwicklung bei 4-jähriger Generationsdauer im ersten Jahr 13 Gramm, im zweiten 25 g, im dritten 52 g.  Finden Engerlinge zu wenig Futter, fressen die größeren Engerlinge auch die kleineren, wodurch die Population schwindet und oszilliert.
Bei einem Engerlingsbesatz  von einer Larve pro m2 werden jährlich 300 kg Wurzeln je ha gefressen. Das ist etwa 10% der Wurzelmenge. Im letzten Entwicklungsjahr fressen Engerlinge viel mehr. 100 Engerlinge je m2 vernichten 5 kg Wurzeln, am Hektar sogar 50 t Wurzeln, sofern vorhanden, vertilgen.

Engerlings-Schadschwellen
Es ist klar, dass bei einer Gesamtwurzelmasse von 2 bis 4 t TM/ha im Grünland (SCHMIED, 2010) die Grasnarbe mit bereits 10 Engerlingen/m2 die gesamte Weide-Wurzelmasse von 5 t TM/ha fressen können. Derzeit gibt die LK NÖ  40 Engerlinge/m2 als Schadschwelle für eine Schadensreparatur an. Eine Wurzel verliert ihre Aufgabe bereits, wenn sie weit genug oben abgebissen ist. Wenn heuer bereits bis zu 300 Engerlingen/m2 gefunden wurden, verwundert es nicht, dass die Grasnarbe fleckenweise bis großflächig abstirbt. Eigene Zählungen anfangs Oktober 2018 in NÖ ergaben 100 Engerlinge/m2 in NÖ.

Hitzejahre als Engerlingsjahre
2018 ist das Jahr mit europaweiten Hitze- und Dürrerekorden als Ausfluss des Klimawandels. Geschichtsbücher beschreiben Hitze und Trockenheit mehrmals als Treiber und Auslöser großer Kalamitäten durch Engerlinge. Der heiße und lange Spätsommer 2018 ist damit eine Ursache für die seuchenhafte Engerlingsplage in vielen Grünlandgebieten. Betroffen sind 2018 nicht nur Österreich, Deutschland und die Schweiz. Oberösterreich, Tirol, Kärnten und Südtirol waren bereits in den letzten Jahren stark von Engerlingsschäden betroffen und Pilzgerste wie Bodennetze eingesetzt wurden.


Die Invasion ist 2018 so massiv, dass neben exponiertem Grünland auch fruchtbares, ebenes Grünland, Sportplätze und Hausrasen von Engerlingen ruiniert wurde.

... vorläufiger Teiltxet wird weiterbearbeitet und fortgesetzt ... 

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