Engerlinge gefährden Viehweiden
in Steillagen und Berggebieten
Engerlinge wie hier im Bild gefährden Viehweiden in Steillagen und Berggebieten
Engerlinge wie hier im Bild gefährden Viehweiden in Steillagen und Berggebieten
2018 verursachen österreichweit
Engerlingsschäden auf Viehweiden in Hanglagen besondere Schäden und Risiken. Der
Viehtritt verschärft die Situation auf Hängen zusätzlich. Auf engerlingszerstörten
Grasnarben verstärkt der Viehtritt Auflösung und Zerfall der Grasnarbe. Die
Bodenfreilegung destabilisiert Hänge und fördert Abrutschungen, Bodenerosion und
mindert die Ertragsfähigkeit. Der Regeneration einer stabilen, dichten und
strapazfähigen Weidenarbe muss Programm sein.
Im Beitrag erfahren
Sie mit welchen Gräsern die Viehweiden regeneriert werden können. Zerstörte Weidenarben
brauchen zum Wiederaufbau eine ertragsorientierte, standortgerechte und klimaresiliente
Artenwahl zur Sicherstellung der Grünlandbewirtschaftung im ländlichen Raum. Professionelle
Grünlandberatung bietet dazu der Futterwiesenexperte HUMER.
Hohes Gefahren- und Verlustrisiko
auf steilen Engerlingswiesen
Die Begutachtung der heurigen
großflächigen Engerlingsschäden im Grünland durch den Autor ergab, dass der
Boden von Weiden in Steillagen bereits stark aufgetreten wurde und damit offen
und hoch erosionsanfällig ist.
In der Folge rutschen
Wasenstücke und Boden zu Tal, da die Wurzelverbindung von Grasnarbe mit dem Boden
durch den Wurzelfrass der Engerlinge fehlt. Zwischen verbliebenen grünen Schöpfen
gesunder Weidenarbe zeigen sich bereits erste Erosionsgräben mit Bodenabtrag
und Bodenanlandung.
Je länger so weitergeweidet
wird umso schneller gleicht eine Weide einem zerwühlten Acker mit schwindenden
Grasschöpfen.
Absterbende
Grasnarben und aufgetretener Boden verfärben Weiden bereits ackerfarbig
graubraun.
Es ist lebensgefährlich
gelockerte Grasnarben rutschgefährdete Hänge für die Engerlingsbekämpfung zu befahren.
Der Rasen von abgefressenen Wurzeln bietet keinen griffigen Halt. Bauern mit engerlingsgeschädigten
Hängen berichteten bereits, dass bei Erntearbeiten die Griffikeit der Räder infolge
Schlupfs fehlt. Damit gibt es kein Vorwärtskommen, vielmehr droht Abrutschgefahr.
In Zeiten des
Klimawandels werden Starkregen immer wahrscheinlicher. Dadurch steigt exponentiell
die Gefahr von Bodenabtrag mit Minderung der Bodenfruchtbarkeit. Absterben und Lockerung
der Grasnarbe durch den Frass der Engerlinge erhöht im steilen Gelände das
Unfallrisiko bei Pflege- und Sanierungsarbeiten. Hangrutschungen sind nicht
auszuschließen. Abgetragener Boden führt auf Flächen im Anlandungsgebiet zusätzlich
zu weiteren Folgeschäden und Ertragsverlusten. Die Rekultivierung erodierter und
verschütteter Kulturen kostet zusätzlich Arbeitszeit, Geräte- und
Saatgutkosten. Mit dem Verlust eines Jahresertrages auf Erosions- und
Anlandungsflächen ist zu rechnen.
Was sind Engerlinge?
Engerlinge, sind die im
Grünlandboden wurzelfressenden Larven von Maikäfer, Junikäfer (= Brachkäfer) oder
Gartenlaubkäfer.
Ihr Leben durchläuft
vier Stadien: Ei, Engerling, Puppe, Käfer. Der Lebensdauer von Engerlingen im Boden
hängt von der Käferart ab. Bei Engerlingen des Maikäfers beträgt sie 3 bis 4
Jahre, beim Junikäfer 2 Jahre und beim Gartenlaubkäfer 1 Jahr. In wärmeren
Regionen dauert der Lebenszyklus des Maikäfers drei, in kälteren vier Jahre.
Mit zunehmender Wärme infolge Klimawandels steigt somit die Eiablage und damit
die Engerlingszahl. 2018 wurden vor allem Engerlinge vom Junikäfer beobachtet.
Nach den Trockenheit 2003, mehr die vom Gartenlaubkäfer,
der weniger in Tallagen sondern in Berglagen auftritt.
Wieviel frißt ein
Engerling?
Den Aufstieg knapp
unter der Bodenoberfläche und die Fraßtätigkeit beginnen Engerlinge, wenn die Bodentemperatur
11,5 °C erreicht. Im Jugendstadium sind Engerlinge noch wenig gefräsig und schädlich. Da fressen
sie ihre eigene Häutungshaut, kleine Humusteilchen und Feinwurzeln. Nach ENE (1942)
frißt ein Engerling vom Ei bis zur vollen Entwicklung bei 4-jähriger
Generationsdauer im ersten Jahr 13 Gramm, im zweiten 25 g, im dritten 52 g. Finden Engerlinge zu wenig Futter, fressen die
größeren Engerlinge auch die kleineren, wodurch die Population schwindet und oszilliert.
Bei einem Engerlingsbesatz
von einer Larve pro m2 werden jährlich 300
kg Wurzeln je ha gefressen. Das ist etwa 10% der Wurzelmenge. Im letzten Entwicklungsjahr
fressen Engerlinge viel mehr. 100 Engerlinge je m2 vernichten 5 kg Wurzeln, am
Hektar sogar 50 t Wurzeln, sofern vorhanden, vertilgen.
Engerlings-Schadschwellen
Es ist klar, dass bei
einer Gesamtwurzelmasse von 2 bis 4 t TM/ha im Grünland (SCHMIED, 2010) die Grasnarbe
mit bereits 10 Engerlingen/m2 die gesamte Weide-Wurzelmasse von 5 t TM/ha fressen
können. Derzeit gibt die LK NÖ 40
Engerlinge/m2 als Schadschwelle für eine Schadensreparatur an. Eine Wurzel verliert
ihre Aufgabe bereits, wenn sie weit genug oben abgebissen ist. Wenn heuer bereits
bis zu 300 Engerlingen/m2 gefunden wurden, verwundert es nicht, dass die
Grasnarbe fleckenweise bis großflächig abstirbt. Eigene Zählungen anfangs Oktober
2018 in NÖ ergaben 100 Engerlinge/m2 in NÖ.
Hitzejahre als
Engerlingsjahre
2018 ist das Jahr mit
europaweiten Hitze- und Dürrerekorden als Ausfluss des Klimawandels. Geschichtsbücher
beschreiben Hitze und Trockenheit mehrmals als Treiber und Auslöser großer Kalamitäten
durch Engerlinge. Der heiße und lange Spätsommer 2018 ist damit eine Ursache für
die seuchenhafte Engerlingsplage in vielen Grünlandgebieten. Betroffen sind 2018
nicht nur Österreich, Deutschland und die Schweiz. Oberösterreich, Tirol, Kärnten
und Südtirol waren bereits in den letzten Jahren stark von Engerlingsschäden betroffen
und Pilzgerste wie Bodennetze eingesetzt wurden.
Die Invasion ist 2018
so massiv, dass neben exponiertem Grünland auch fruchtbares, ebenes Grünland, Sportplätze
und Hausrasen von Engerlingen ruiniert wurde.
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