2019 Raschwüchsiges
Zwischenfrucht-Feldfutter
bei Dürre und Futternot
Autor: Dipl.-Ing. Johann HUMER
Mehrere Anfragen
zeigen den Informationsbedarf bei der Produktion von raschwüchsigem
Zwischenfrucht-Feldfutter. Zunehmend treten im Sommer in exponierten Lagen- und
sogar jetzt schon im Frühjahr 2019, verstärkt durch den Klimawandel, lokale Dürren mit
Futterknappheit auf. Schnellwüchsiges Sommerfeldfutter schafft Abhilfe.
Raschwüchsige Zwischenfrüchte mit Kreuzblütlern und Feldfuttergräsern liefern nach
frühräumenden Getreidearten hohe Erträge bei Futterzwischenfrüchte und
verbessern zusätzlich Bodeneigenschaften und binden klimarelevantes CO2.
Eine frühe Saat bringt
frühere und höhere Futtererträge
Entscheidend
für Sommerzwischenfrüchte ist, dass sie so früh als möglich gesät werden. Jeder
früherer Anbautag ist mit freiem Auge am früheren und höheren Ertrag
ersichtlich. Bei sehr früher Saat kommen zusätzlich positive Wirkungen vor
allem bei Kleearten z. B. als
Bienenweide und bei der Stickstoffbindung zu tragen. Futterleguminosen sind absolut
ungeeignet für Spätsaaten, da dann keine wirtschaftlichen Erträge erzielt
werden. Eine Ausnahme bildet der Inkarnatklee. Er ist auch im besonders
ertragsfähigem „Landsberger Gemenge“ als Gemengepartner mit Winterwicke und
Italienischem Raygras enthalten. Insbesondere einjährige Ackerfuttergräser und
einjährige Kleearten wie Alexandrinerklee und Perserklee eignen sich für einen
ertragsfähigen Sommerfutterbau, zur Deckung des Eiweiss-Futterbedarfs bei einjähriger
Nutzung.
Wirtschaftsdünger für Zwischenfrüchte verlustarm nutzen und einarbeiten
Alle Kreuzblütler
und Raygräser verwerten die Wirtschaftsdünger mit hoher Effizienz. Entscheidend
ist, dass sie nach der Ausbringung und vor dem Anbau so schnell als möglich eingearbeitet werden. Der wertvolle Ammonium-Stickstoff,
der bei hohen Temperaturen besonders verlustanfällig ist, wird so vor der Ammoniak-Ausgasung
geschützt und nachfolgend genutzt. Die höchste Ertragswirkung wird erzielt,
wenn den Zwischenfrüchten zusätzlich zum Wirtschaftsdünger 1/3 bis ½ des
N-Bedarfes als rasch wirksamer Mineraldünger-Stickstoff gedüngt werden. Die gesamte
N-Düngemenge muss aber CC-konform bleiben und darf den Höchstwert einer sachgerechten
Stickstoffdüngungsmenge nicht übersteigen.
Die Saat des
Sommerzwischenfruchtfutters muss unmittelbar nach der Getreideernte erfolgen, da
nur dann die Restbodenfeuchte und die optimale Keimtemperatur für den raschen
Aufgang des ausgebrachten Saatgutes genutzt werden kann. Bei starkem Unkrautaufkommen
ist ein Reinigungsschnitt vorteilhaft, er
darf aber nicht zu spät erfolgen.
SOMMERFUTTERRAPS und PERKO ergeben das früheste Zwischenfruchtfutter
Schnellwüchsiges
Sommerfutter vom Acker wird mit SOMMERFUTTERRAPS
und dem Chinakohl-Rübsen-Bastard PERKO
PVH erzielt.
Beide Pflanzenarten liefern in der Sommerzeit das früheste und die höchstmöglichen Futtererträge. Sie sind sogar auch gut spätsaat-verträglich. Sie werden sowohl im frischen Zustand als auch siliert gern gefressen. Das Silieren ist zwar möglich aber kommt zu hoher Silosickerwasserbildung und stärkerem Silogeruch. Für eine ertragreiche Futterernte brauchen alle Kreuzblütler eine Stickstoffdüngung von 50 bis 70 kg N/ha, beste Böden verwerten auch 100 kg N gut.
Beide Pflanzenarten liefern in der Sommerzeit das früheste und die höchstmöglichen Futtererträge. Sie sind sogar auch gut spätsaat-verträglich. Sie werden sowohl im frischen Zustand als auch siliert gern gefressen. Das Silieren ist zwar möglich aber kommt zu hoher Silosickerwasserbildung und stärkerem Silogeruch. Für eine ertragreiche Futterernte brauchen alle Kreuzblütler eine Stickstoffdüngung von 50 bis 70 kg N/ha, beste Böden verwerten auch 100 kg N gut.
Eine weitere
Möglichkeit für die Produktion von Zwischenfruchtfutter besteht mit Gräsern in Mischungen
mit Futterleguminosen; die Saatgutkosten für die Kleearten sind aber deutlich höher.
Sie liefern bei raschem Wuchs ein qualitativ hochwertiges und gut verdauliches
Futter. Steht Zwischenfruchtfutter infolge Dürre ohne Zuwachs, können auch Rostkrankheiten
und Schädlingsfraß auftreten. Futterleguminosen und Feldfuttergräser sind im
Jugendstadium deutlich langsamer im Wuchs und bei kurzer Vegetationszeit ertragsschwächer
als der raschwüchsige Sommerfutterraps. Um hohe Erträge zu erreichen, müssen Zwischenfrüchte
unmittelbar nach der Getreideernte gesät werden. Mischungen weisen eine etwas höhere
Aufgangs- und Ertragssicherheit auf, vor
allem wenn ungünstige Anbau- und Wachstums-bedingungen herrschen. Ein gelungener
Zwischenfrucht-Erbsen und Wickenbestand verbessert spürbar die Bodengare und
Bodenstruktur und liefert der Folgekultur etwa 30 kg N/ha nach und ergibt damit
einen Beitrag zur umweltfreundlichen Stickstoffdüngung.
Wiesenschweidel
oder Festulolium,
eine
Kreuzung von Raygras und Wiesenschwingel, bewährt sich in Deutschland und
könnte als klimaresilientes Gras noch größere Bedeutung erlangen. Gelegentlich
findet man auch Naturvorkommen dieser Kreuzung. ZB im niederösterreichischen
Alpenvorland bei Steinakirchen. Die frühe Nutzungsreife prädestiniert diesen
Bastard als Sommerzwischenfrucht-Feldfutter. Für warme, gutwüchsige Standorte empfehle
ich neuere Futterarten wie Wiesenschweidel zuerst in einer kleinen Versuchsfläche
in einer Mischung aus Italienischem Raygras, Einjährigem Raygras und Wiesenschweidel
laut Tabelle zu testen.
Trockentoleranz von Luzerne und Rotklee nutzen
Bei
trockenheitsgefährdetem Grünland soll überlegt werden, auch die Luzerne auf geeigneten
Böden als Feldfutter zu nutzen. Werden die Mindestansprüche der Luzerne (pH>6,
Knöllchenbesatz, keine Staunässe) erfüllt, liefert sie auch bei längerer
Trockenheit erstaunlich hohe Futtererträge – wegen ihres sehr tief gehenden
Wurzelsystems. Auf kühleren, feuchteren und lehmigen Böden ist der Rotklee (und
Schwedenklee) mit seiner langen
Pfahlwurzel bei Trockenheit die Alternative zu den seicht wurzelnden Gräsern;
er ist auch im Ertrag überlegen. Generell zeigt sich, dass der tiefere
Wurzelgang mittels Pfahlwurzel für alle trockenheitsverträglicheren / klimaresilienten
Futterpflanzen der Grund besserer Trockenheitsverträglichkeit ist.
Schwierige Zwischenfrüchte
MARKSTAMMKOHL und ÖLRETTICH sind ebenfalls
tiefwurzelnde und damit raschwüchsige fütterbare Kreuzblütler. Wegen ihrer
schwierigeren Produktion, der schlechteren Futterqualität, der schwierigen
Erntbarkeit und der unerwünschten Überwinterung sind diese Fruchtarten weniger
beliebt. GRÄSER als Zwischenfrucht und
Ölrettich können in milden Wintern unerwünscht überwintern. Sie überwintern
dann nicht, wenn sie hohe Erträge im Herbst erreichen und sich dadurch erschöpfen.
Die hohe Leistungsfähigkeit von Einjährigem, Italienischem- und Bastardgras
erschöpft die Vitalität (Lebensdauer) rasch, sie frieren in raueren Lagen meist
über den Winter ab.
Wassersparende Bestellung und Fruchtfolge
Für einen
hohen Feldaufgang der Stoppelsaat ist erforderlich, die Restbodenfeuchte nach
der Getreideernte durch die unmittelbare Bodenbearbeitung und Saat zu nutzen. Beim
Futterbau darf kein Tag für die Vegetationszeit der Zweitfrucht verloren gehen.
Das Stroh muss rasch abgeführt werden;
die Bodenbearbeitung, die Rückverdichtung und Saat muss sobald als möglich erfolgen,
damit das Bodenwasser für den produktiven Wuchs genutzt wird. Zur Vermeidung
von Fruchtfolgekrankheiten (= Bodenhygiene), dürfen keine Fruchtarten als
Zwischenfrucht verwendet werden, die zuvor als Hauptfrucht geerntet wurden oder
die Fruchtfolge belasten.
Positive Nebenwirkung der Fruchtfolge mit Zwischenfrüchten
Optimale
Ackerzwischenfruchtarten als Fruchtfolgeglied verbessern im hohen Maß die phytosanitäre Wirkung einer Fruchtfolge. Sie
dämmen den Krankheitsdruck ein, der im Boden durch die Vorfrucht bezüglich
mikrobieller Bodenschädlinge aufgebaut wurde. Eine Bodenbearbeitung mit Umbruch
unterbricht die grüne Brücke und vermindert den Infektionsgrad bei speziellen
Pflanzenkrankheiten der Folgehauptfrucht. Auch die Wurzelausscheidungen der Zwischenfrüchte
bewirken einen bedeutenden bodenhygienischen Fruchtfolgeeffekt.
Einen aktuellen
Sorten-Überblick bietet die Beschreibenden Sortenlisten des Bundessortenamtes
mit samt von Zwischenfrüchten unter:
in Österreich unter
Reinsaaten
|
Saatmenge
je ha
|
bevorzugte
Eignung
|
Nutzung im Folgejahr möglich
|
erhältlich als
|
Perko PVH
|
15
|
Grünfutter
|
NEIN
|
Handelsfertig
|
Sommerraps
|
15
|
Grünfutter
|
NEIN
|
Handelsfertig
|
Italienisches Raygras
|
30
|
Silage, Grünfutter
|
JA
|
Handelsfertig
|
Einjähriges Raygras, zB Lirasand
|
40
|
Silage, Grünfutter
|
JA
|
Handelsfertig
|
Gemenge
|
||||
Einsömmerige Kleegrasmischung EZ
|
25
|
Silage, Grünfutter
|
NEIN
|
Handelsfertig
|
Landsberger Gemenge, handelsfetig
|
50-80
|
Silage, Grünfutter
|
JA
|
Handelsfertig
|
Landsberger Gemenge
Ital.Raygras + Inkarnatklee + Winterwicke
für höchste Futtererträge, Spitzenqualität
|
20+20+20
|
Silage, Grünfutter
|
JA
|
sehr teuer, aber viel u. bestes Futter, ideale Vorfrucht,
Frühjahrsfutter
|
Alexandrinerklee + Einj. Raygras
|
20+15
|
Silage, Grünfutter
|
NEIN
|
Einzel-komponenten mit Eigenmischung
|
Perserklee + Einj. Raygras
|
20+15
|
Silage, Grünfutter
|
NEIN
|
|
Grünhafer + Futtererbsen
|
60+100
|
Silage
|
NEIN
|
|
Grünhafer + Sommerwicke
|
70+80
|
Silage
|
NEIN
|
|
Engl. Raygras + Inkarnatklee
|
20+10
|
Silage, Grünfutter
|
JA
|
|
Einj.Raygras + Erbsen + Sommerwicken
|
20+60+80
|
Silage, Grünfutter
|
NEIN
|
|
Sonnenblume + Hafer + Erbse + Mais
|
30+70+60+10
|
Silage
|
NEIN
|
|
Ital.+Einjähriges Raygras+Wiesenschweidel
mit höherer Umweltanpassungsfähigkeit
|
15+15+10
|
Silage, Grünfutter
|
JA
|
eigene Mischung notwendig
|
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